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Allgemeine Informationen

Baubeginn: Januar 2009
Fertigstellung: 2012
Status: in Nutzung

Bauweise / Bautyp

Preise und Auszeichnungen

2014 Preisträger  
2013 Einreichung  

Lage / Ort

Lage: , , ,
Teil von:
Koordinaten: 51° 7' 45.50" N    11° 24' 31.20" E
Koordinaten auf einer Karte anzeigen

Technische Daten

Abmessungen

Breite 13.84 m
Höhe 25 m
Länge 1 001 m
Brückenfläche 13 850 m²
Trägerhöhe 3.0 m
Standardstützweiten 24.5 m

Lastannahmen

Entwurfsgeschwindigkeit 300 km/h
Verkehrslast LM 71; SW2

Baustoffe

Fahrbahntafel Spannbeton

Chronologie

März 2014

Die Brücke wird mit dem Deutschen Brückenbaupreis 2014 in der Kategorie Straßen- und Eisenbahnbrücken ausgezeichnet.

Aufgabenstellung des Bauherrn

Mit der Neubau- und Ausbaustrecke VDE 8 der DB AG werden die Personen- und Güterverkehre von Berlin nach München abgewickelt. Im Zuge der Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle VDE 8.2 quert die Bahntrasse das flache Gänsebachtal nordwestlich der Gemeinde Buttstädt, nahe Weimar.

Die Aufgabe war es, das Tal mit einer Brücke für den Hochgeschwindigkeitsverkehr (300 km/h) der zweigleisigen elektrifizierten TEN-Strecke zu queren. Der Ausschreibungsentwurf sah einen dreiteiligen Brückenzug über insgesamt 1.001 Meter mit Einzelstützweiten von 44 Meter gemäß der Rahmenentwurfsplanung der Deutschen Bahn für Talbrücken vor. Jedoch hatten die Baufirmen die Möglichkeit, für die Ausführung der Gänsebachtalbrücke Nebenangebote zur Optimierung des Ausschreibungsentwurfes in gestalterischer und baukultureller Hinsicht einzureichen.

Durch den Bauherrn wurden neben den technischen Parametern (Bemessung nach LM 71, SW2, Ansatz des Lastfalls Bremsen – Bremsen, Ausrüstung mit Fester Fahrbahn) zusätzliche Randbedingungen vorgegeben:

  • wirtschaftliche, unterhaltsoptimierte Herstellung und Unterhaltung bzw. Wartung
  • hohe Dauerhaftigkeit der Konstruktion
  • gute Zugänglichkeit für Wartung und Inspektion
  • Anwendung eingeführter und erprobter Bauverfahren ohne Regelwerksabweichungen
  • hohe gestalterische Qualität und Transparenz des Bauwerkes

Die ARGE Gänsebachtalbrücke hatte im Zuge der Ausschreibung nicht nur das preisgünstigste Angebot vorgelegt, sondern auch einen mit schlaich bergermann und partner erarbeiteten Sondervorschlag, der den gestalterischen und wirtschaftlichen Ansprüchen der Deutschen Bahn vollständig entsprach.

Beschreibung der Haupttragkonstruktion

Die Gänsebachtalbrücke ist eine von wenigen Eisenbahnbrücken, bei der die integrale Bauweise für den Hochgeschwindigkeitsverkehr erstmalig eingesetzt wird. Sie ist eine integrale Spannbetonbrücke mit einem zweistegigen Plattenbalken für zwei Gleise, der monolithisch – ohne Lager und Fugen – auf runden Stahlbetonstützen angeordnet ist. Der Plattenbalken ist 13,84 Meter breit und 2,08 Meter hoch.

Das insgesamt 1.001 Meter lange Bauwerk ist in 10 Abschnitte (Blöcke) unterteilt: zwei Endabschnitte mit den Widerlagern und einer Länge von jeweils 52,5 Meter sowie acht Abschnitte (Mittelblöcke) mit einer Länge von je 112 Meter. Die beiden Endabschnitte mit den Widerlagern werden jeweils aus einer zweifeldrigen Rahmenbrücke gebildet.

Die 112 Meter langen Mittelblöcke bilden ein rahmenartiges Tragwerk mit fünf Feldern, bei dem sich unter den Stegen in der Abschnittsmitte zwei „stahlbetongerechte Auskreuzungen in Längsrichtung“ in Form von V-förmigen Wandscheiben (Bremsbock) für die Bremskräfte befinden. Die Länge der Bremsböcke variiert je nach Stützenhöhe und Baugrundverhältnis und beträgt im Mittel etwa 11 Meter. Die Fugen zwischen den Blöcken sind so angeordnet, dass die Gleise ohne Schienenauszüge durchlaufen können und die Zwangsschnittgrößen nicht zu groß sind. An diesen Fugen sind Doppelstützen angeordnet, um so ganz ohne Lager auszukommen.

Zur Aussteifung in Querrichtung befinden sich zwischen den Fugenpfeilern weitere schlanke V-förmige Wandscheiben. Die Stützen haben Durchmesser von 1,1 Meter, bzw. von 1,0 Meter beidseits der Fugen.

Zusammenfassend kann wohl für diesen Entwurf in Anspruch genommen werden, dass er sich leichter und transparenter in sein Umfeld einfügt als der ursprüngliche Ausschreibungsentwurf der Rahmenplanung.

Wahl der Werkstoffe mit Begründung

Um den Anforderungen des Bauherrn an ein wartungsarmes Bauwerk gerecht zu werden, wurde ein Tragwerk entworfen, bei dem die Dauerhaftigkeit des Werkstoffs Konstruktionsbeton optimal genutzt werden kann. Ein Stahl- bzw. Verbundquerschnitt ist aufgrund der hohen Anforderungen im Hochgeschwindigkeitsverkehr sehr aufwendig in der Herstellung. Aus diesen Gründen wurde für den Überbau ein Spannbetonquerschnitt mit der Betonfestigkeit C 40/50 gewählt. Zusätzlich konnte mit der Wahl von lokalen Zuschlagsstoffen ein hoher E-Modul des Überbaus gewährleistet werden, sodass die hohen Anforderungen an die Gebrauchstauglichkeit (Durchbiegung) und hinsichtlich der Dynamik bei Bahnbrücken erfüllt werden.

Erläuterung der Gestaltung

Die Rahmenplanung der DB AG sieht für alle unterschiedlich ausgeformten Täler denselben hohen Standardhohlkastenquerschnitt auf massiven Pfeilern mit vergleichsweise großen Spannweiten von 44 Meter vor. Auf den Pfeilern muss neben den großen Lagern auch Platz für Pressen für einen Austausch dieser vorgehalten werden, was zu massiven Querschnitten der Pfeiler führt. Dieser Entwurf wirkt vor allem bei flachen Tälern eher plump und schwerfällig.

Der Grundgedanke des ausgeführten Sondervorschlages ist es, mit kurzen Spannweiten einen schlanken Überbau zu schaffen, der von dünnen Stahlbetonstützen getragen wird, sodass eine Schrägdurchsicht kaum behindert wird. Bei dem vorliegenden Entwurf sind die Stahlbetonstützen monolithisch mit dem Überbau verbunden und können so wesentlich schlanker ausgeführt werden. Die integrale Gänsebachtalbrücke überzeugt durch eine hohe Transparenz, Schlankheit und Leichtigkeit. Durch die zurückhaltende Gestaltung der Überund Unterbauten, durch klare, einfache Formen und eine unauffällige Oberflächengestaltung fügt sich das an dieser Stelle notwendige Bauwerk sehr zurückhaltend in die Umgebung ein. Dennoch besitzt die Brücke einen hohen Wiedererkennungswert.

Besonderheit der Ingenieurleistung

Brücken in dieser Größenordnung wurden weder bei der DB AG noch bei den Straßenbauverwaltungen in Deutschland bisher als integrale Bauwerke ausgebildet. Für die DB AG bedeutet der Einsatz integraler Brücken im Hochgeschwindigkeitsverkehr eine Abkehr von den bisher vorgegebenen Entwurfsgrundsätzen für Talbrücken, wie zum Beispiel die schnelle Austauschbarkeit von Überbauten und die damit verbundene Zerstückelung der Bauwerke durch Lager und Fugen. Mit der Gänsebachtalbrücke knüpft die DB AG an die große Tradition der ersten Eisenbahnviadukte an und setzt mit der integralen Bauweise moderne, innovative Entwurfs- und Bemessungskonzepte im Brückenbau um. Da es sich bei den integralen Brückenentwürfen noch um „keine in Deutschland bewährte Bauweise handle“, wurde seitens des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) eine „Zustimmung im Einzelfall“ (ZiE) gefordert. In diesem Zusammenhang wurden Nachweise notwendig, die weit über die normativen Regelungen und Erfahrungen sowie Nachweisbereiche im Eisenbahnbrückenbau hinausgehen. Mit der Beauftragung des Sondervorschlages war der Auftragnehmer nicht nur verantwortlich für den Antrag auf Änderung des vorliegenden Planrechtes und deren Genehmigung, sondern auch für die Schaffung der planerischen Voraussetzungen zur Erteilung der Unternehmensinternen Genehmigung (UiG) bei der Bahn und der Zustimmung im Einzelfall (ZiE) durch das Eisenbahn-Bundesamt.

Nur durch das Zusammenspiel der beteiligten Ingenieure, der Baufirma, der Projektleitung, der Gutachter und der Genehmigungsbehörden konnte dieses technisch sehr anspruchsvolle Bauwerk errichtet werden.

Ausblick

Im Vergleich zu der Rahmenplanung konnten Lager und aufwendige Besichtigungseinrichtungen für die Pfeiler und die Hohlkästen eingespart werden, so dass für diese Brücke geringere Unterhaltskosten anfallen werden. Durch die integrale Bauweise und die robuste Tragwerksausbildung wird eine höhere Lebensdauer gegenüber konventionellen Talbrücken erwartet.

Die Gänsebachtalbrücke zeigt klar, dass schlanke Brücken in integraler Bauweise, die sich zudem zurückhaltend in die Umgebung einfügen, auch für den Hochgeschwindigkeitsverkehr möglich sind. Sie trägt zu einer Brückenvielfalt in unserer bebauten Umwelt bei und bereitet den Weg für weitere neue Bahnbrücken in dieser Bauweise.

Erläuterungsbericht der DB ProjektBau GmbH zur Einreichung beim Ingenieurbau-Preis 2013

Auszug aus der Wikipedia

Die Gänsebachtalbrücke ist eine zweigleisige Eisenbahnüberführung der Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle. Das 1001 m lange Bauwerk ist als Rahmenbrücke ohne Lager ausgebildet.

Die Gänsebachtalbrücke wurde mit dem undotierten Deutschen Brückenbaupreis 2014 in der Kategorie „Straßen- und Eisenbahnbrücken“ ausgezeichnet, da gemäß Juryurteil „eine sehr leichte Konstruktion realisiert wurde, die sich harmonisch in das Umfeld einfügt und den Blick von und zur naheliegenden Ortschaft freilässt“. Die Brücke besteche laut Jury durch ihren „ästhetischen Stützenrhythmus“. Mit der getrennten Bearbeitung von Quer- und Längssteifigkeit werde „ein wegweisender Konstruktionsgedanke konsequent umgesetzt“.

Verlauf

Die Brücke liegt zwischen den Strecken-Kilometern 222,893 und 223,894. Sie überspannt nördlich der Gemeinde Buttstädt, knapp 20 km nordöstlich von Weimar, die flache Niederung des Gänsebachs, die Straße in Richtung Hardisleben sowie die Straße in Richtung Mannstedt in bis zu 25 m Höhe.

Planung

Mitte der 1990er Jahre war eine Länge von 1055 m für das Bauwerk geplant gewesen. Durchsichtige Schallschutzwände sollten zu einem „grazilen Erscheinungsbild“ beitragen. Nach dem Planungsstand von Juni 1994 wurde das Bauwerk mit Kosten von 40 Millionen D-Mark netto kalkuliert. Nach dem Planungsstand von Mitte 1995 sollte das 1056 m lange Bauwerk zwischen den Baukilometern 31,78 und 32,79 liegen.

Ausgeschrieben wurde 2008 nach einem Entwurf von 1995 eine 1012 m lange Hohlkastenbrücke aus Spannbeton. Der Brückenüberbau sollte als eine Kette von zwei Durchlaufträgern mit acht und sieben Feldern ausgeführt werden. Bei einer konstanten Konstruktionshöhe von 3,6 m bzw. einer Bauhöhe von 4,52 m war als Regelstützweite 44 m vorgesehen. Die Querschnittsform sollte ein einzelliger in Längsrichtung vorgespannter Stahlbetonhohlkasten mit geneigten Stegen sein mit einer zusätzlich in Querrichtung vorgespannten Fahrbahnplatte.

Das Bauwerk liegt im Planfeststellungsabschnitt 1.3 der Neubaustrecke.

Auf Anregung des Brückenbeirats der Deutschen Bahn wurde der Entwurf durch das Büro Jörg Schlaich überarbeitet. Nach einer Überarbeitung des Brückenentwurfes im Jahr 2008 durch einen Fachausschuss der Deutschen Bahn kam ein Sondervorschlag des bauausführenden Unternehmens zum Zuge. Der Betreiber erhofft sich dadurch sowohl Kostenvorteile im Bau und in der Instandhaltung als auch eine Verbesserung des ästhetischen Wirkung.

Der neue ausgeführte Entwurf weist eine 1001 m lange vorgespannte zweistegige Plattenbalkenbrücke als Überbau auf. Die ursprünglich geplanten mindestens 2,7 m breiten Pfeiler mit einem Hohlkastenquerschnitt wurden durch Rundstützenpaare mit einem Vollquerschnitt und Durchmessern von 1,1 m (0,95 m vor den Bauwerksfugen) ersetzt, die monolithisch mit dem Überbau verbunden und in Abständen von maximal 24,75 m angeordnet sind. Dadurch konnte die Konstruktionshöhe auf 2,08 m und die Bauhöhe auf 3,0 m reduziert werden. In Längsrichtung besteht die Brücke aus zehn Abschnitten, die durch Fugen getrennt sind. Sie besitzen Längen von 52,5 m an den beiden Brückenenden und 112 m bei den acht dazwischen liegenden Segmenten. Ein mittlerer Abschnitt besteht aus zwei Kragarmen an den Enden mit Längen von 1,5 m und fünf dazwischen angeordneten Feldern mit Stützweiten von 2×24,75 m, 10,00 m und 2×24,75 m. Die Abtragung der Horizontalkräfte in Brückenlängsrichtung, beispielsweise der Bremskräfte, geschieht in einem Brückenabschnitt über zwei Bremsböcke in Abschnittsmitte. Diese bestehen aus einem Stützenpaar, das einen Achsabstand von 10,0 m aufweist und mit aufgelösten Scheiben als Betonrahmen ausgebildet ist. Lager, Fahrbahnübergänge und Schienenauszüge sind nicht vorhanden.

Das Bauwerk ist eine von fünf Bauwerken in semi-integraler Bauweise im Projekt.

Bau

Der Beginn der Bauarbeiten war im Januar 2009 und die Fertigstellung war für Dezember 2011 geplant.

Im August 2009 begannen die Bohrpfahlarbeiten. Die Pfähle mit 1,2 m Durchmesser weisen eine Länge von 10 bis 18 m auf. Der Überbau wurde mit Hilfe eines Vorschubgerüstes hergestellt.

Am 16. August 2011 wurde der letzte, 55 m lange Überbauabschnitt mit 550 Kubikmetern Beton betoniert.

Text übernommen vom Wikipedia-Artikel "Gänsebachtalbrücke" und überarbeitet am 23. Juli 2019 unter der Lizenz CC-BY-SA 4.0 International.

Beteiligte

Relevante Webseiten

Relevante Literatur

  • Über diese
    Datenseite
  • Structure-ID
    20020081
  • Veröffentlicht am:
    18.03.2006
  • Geändert am:
    05.02.2016
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