Marieholmstunneln verbindet Ufer des Flusses Göta älv in Göteborg
In Göteborg entsteht einer der interessantesten Tunnel Skandinaviens – der Marieholmstunneln. Die 306 m lange Verbindung sorgt in Zukunft dafür, dass der Fluss Göta älv auf sechs Fahrspuren schnell unterquert werden kann. Hergestellt wird das Bauwerk als Absenktunnel: Drei über 100 m lange Tunnelsegmente werden mithilfe eines Tunnelschalwagens im Trockendock gefertigt und anschließend im Fluss versenkt.
Der Fluss Göta älv verbindet den See Vänern im Landesinnern mit dem offenen Meer, der 93 km lange Fluss ist eine wichtige Verbindung für den Binnenverkehr. An der Mündung des Göta älv in das Kattegat, das durchschnittlich nur 80 m tiefe Meeresgebiet zwischen dem dänischen Jütland und der schwedischen Westküste, liegt Göteborg. Aufgrund des steigenden Verkehrsaufkommens in der zweitgrößten Stadt Schwedens wird der neue Tunnel realisiert, der später die Stadtteile Marieholm und Tingstad miteinander verbinden wird.
Tunnel entsteht als Absenktunnel
Der Marieholmstunneln bietet nach Fertigstellung je drei Richtungsfahrbahnen und einen zentralen Servicetunnel. Schwierige Bodenverhältnisse und das sensible Ökosystem des Flusses Göta älv sorgen für anspruchsvolle Randbedingungen für den Bau. Aber auch die Bauweise bringt Herausforderungen mit sich, denn der Tunnel entsteht als Absenktunnel.
Eröffnung für 2020 geplant
Die Bauzeit für den Tunnel beträgt insgesamt sechs Jahre, die Eröffnung ist für das Jahr 2020 geplant. Zur Herstellung der drei Tunnelsegmente mit je über 100 m Länge wurde am Ufer des Göta älv in direkter Verlängerung des späteren Tunnels ein rund 18 m tiefes Trockendock geschaffen. Dazu wurde ein etwa 120 m langer und 40 bis 60 m breiter Arbeitsbereich mit einer Stahlspundwand umschlossen und ausgepumpt.
Nach Produktion der einzelnen Tunnelsegmente wird das Trockendock mit Wasser geflutet, das jeweilige Segment schwimmend in seine spätere Position gezogen und dort abgesenkt. Die Einzelsegmente werden dann miteinander verbunden und die Fugen abgedichtet. Nach Herstellung der drei Tunnelsegmente wird im Bereich des Trockendocks der Übergang vom Tunnel auf die Straße in offener Bauweise fertiggestellt.
Aufgrund der Länge der Tunnelsegmente von über 100 m ist insbesondere der Absenkvorgang eine große Aufgabe für das Baustellenteam.
Lebensdauervorgabe 120 Jahre
Der Tunnel ist für eine Lebensdauer von 120 Jahren ausgelegt.
Zum Schalen und Betonieren der Einzelsegmente und der Tunnelausfahrten entwickelte PERI gemeinsam mit der Züblin Scandinavia AB eine umfassende Schalungslösung. Der Fokus lag – neben einer möglichst einfachen Bedienung der Schalung – darauf, den Anteil an Systembauteilen zu maximieren.
Der Querschnitt der drei Tunnelsegmente misst rund 10 m Höhe sowie insgesamt über 30 m Breite, eine Mittelwand trennt jedes Segment in zwei Einzelröhren. Zuerst schalte und betonierte das Baustellenteam Bodenplatte und Außenwände der doppelröhrigen Tunnelsegmente in einem Guss, unterteilt in Betonierabschnitte von je rund 20 m. Für die seitliche Abschalung der 1,50 m starken Bodenplatte sowie der 1,30 m dicken Außenwände mit knapp 6 m Höhe erarbeitete PERI eine Lösung auf Basis der VARIO GT 24-Träger‑Wandschalung. Die Innenwand wurde mit der TRIO-Rahmenschalung in Form gebracht.
Zum anschließenden Schalen der Vouten und der Decken wurden zwei Tunnelschalwagen mit hydraulischer Hub-/Absenkeinheit geplant und geliefert. Zum Verfahren der knapp 25 m langen Schalwagen dienten Schwerlasträder und entsprechende Kranschienen. Für die abgerundeten Vouten im oberen Tunnelbereich wurden Sonderelemente montiert; an der Außenseite dieses oberen Tunnelabschlusses unterstützen Kletterkonsolen die Wandschalung.
Treppentürme und Bewehrungsgerüste sorgten für sicheren und einfachen Zugang in das Trockendock und zu den Arbeitsbereichen. Nach Fertigstellung der drei Segmente werden angrenzende Tunnelabschnitte in offener Bauweise in tiefen Baugruben errichtet.
Modularer Aufbau des Deckenschalwagens
Der Deckenschalwagen war mit etwa 75 t relativ leicht. Zudem ließ sich der Schalwagen dank des modularen Aufbaus einfach in Längsrichtung teilen: Zum finalen Ausheben der Schalung wurde der Wagen in insgesamt sechs Schalwageneinheiten entkoppelt, die sich dann trotz des stark begrenzten Arbeitsraums einfach aus dem Trockendock ausheben ließen.
Optimierte Planung und Materialbereitstellung
Das nicht alltägliche Tunnelprojekt erforderte eine intensive und enge Zusammenarbeit aller Beteiligten von der ersten Planungsidee bis zur letzten Rücklieferung. Die Ingenieure von PERI waren sehr früh in die Planung eingebunden, sodass die Ausführungsidee in Kooperation mit der Züblin Scandinavia AB zu einem wirtschaftlichen Gesamtkonzept entwickelt werden konnte. Die gefundene Lösung als optimierter Mix aus Standardsystemen und projektspezifisch angepasster Schalung sorgte für effizientes Arbeiten vor Ort.
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7576 - Veröffentlicht am:
23.01.2018 - Geändert am:
23.01.2018