Allgemeine Informationen
Name in Landessprache: | Донецький обласний драматичний театр |
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Fertigstellung: | 2. November 1960 |
Status: | zerstört (16. März 2022) |
Bauweise / Bautyp
Funktion / Nutzung: |
Theatergebäude |
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Lage / Ort
Lage: |
Mariupol, Donezk (Oblast), Ukraine |
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Koordinaten: | 47° 5' 45.60" N 37° 32' 55.43" E |
Technische Daten
Abmessungen
großer Saal | Sitzplätze | 680 |
kleiner Saal | Sitzplätze | 62 |
Auszug aus der Wikipedia
Das Akademische Dramatheater des Oblast Donezk (ukrainisch Донецький академічний обласний драматичний театр) ist das Schauspielhaus von Mariupol (Ukraine). Es gilt seit einem Luftangriff am 16. März 2022 als zerstört.
Geschichte
Seit dem Jahr 1847 gab es gelegentliche Theateraufführungen in Mariupol, die zunächst in Scheunen abgehalten wurden. Für das Jahr 1878 lässt sich erstmals eine professionelle Schauspielertruppe in Mariupol nachweisen. Mit dem Kaufmann Vasil L. Schapovalov (ukrainisch Василь Леонтійович Шаповалов) fand sich bald ein wohlhabender Förderer, der den Konzertsaal (ukrainisch Концертный зал) erbauen ließ. Dieser wurde am 8. November 1887 eröffnet und später in Wintertheater (ukrainisch Зимовий театр) umbenannt und konnte sich einen Namen machen, so dass er Künstler aus anderen Städten – darunter Marko Kropywnyzkyj, Iwan Karpenko-Karyj oder Panas Saksahanskyj, Mychajlo Staryzkyj und Wsewolod Emiljewitsch Meyerhold – anzog. Im Jahr 1884 hatte sich zudem ein Musik- und Theaterverein gegründet, der das Theater organisatorisch unterstützte.
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es bereits mehrere Bühnen. Das Gebäude ging an I. Uvarov über, der es vor allem auf russische Auftritte ausrichtete, wohingegen Ukrainer und Juden in anderen Theatern der Stadt auftraten. Im Jahr 1934 wurde das Theater in Alldonezker Musikdrama-Theater (ukrainisch Вседонецький музично-драматичний театр) umbenannt, aber diesen Namen behielt es nur bis 1937 bei. Die russische Ausrichtung wurde weiter aufrechterhalten, doch kam es im Jahr 1947 schließlich zur Schließung des russischen Theaters. Sieben Jahre später wurde es als Russisches Wandertheater des Oblast Donezk (russisch Донецкий областной передвижной русский театр) nach Kamjanez-Podilskyj verlegt.
Am 2. November 1959 kam es nach mehr als zehnjähriger Schließung und Modernisierung zur Wiedereröffnung des Theaters. Es hieß nun indirekt nach Stalin, da Donezk in Stalino umbenannt worden war und sich somit auch der Name des Oblast geändert hatte, was aber mit der Entstalinisierung im Jahr 1961 wieder zurückgenommen wurde.
Im Jahr 2007 wurde dem Theater der ehrende Titelzusatz „akademisch“ verliehen. Die mehr als ein Jahrhundert andauernde Geschichte des Theaters verbindet es mit zahlreichen Künstlern sowohl der Sowjetzeit als auch der Zeit der ukrainischen Unabhängigkeit. Auf dem Theaterprogramm stehen nationale und internationale Stücke, zudem hat das Theater an allen ukrainischen Theaterfestivals teilgenommen und im Jahr 2019 das Theatertorfestival (ukrainisch фестиваль «Театральна брама») begründet. Durch die Schließung anderer Theater war es das einzige in der Großstadt und der Region, so dass es auch in andere Städte wie Donezk reiste, um dort Vorführungen zu veranstalten.
Beim Kampf um Mariupol 2014 verschanzten sich angeblich prorussische Separatisten im Theater, so dass die Ukrainische Nationalgarde und das Regiment Asow dieses am 13. Juni 2014 erstürmten. Schon im Mai 2014 war es dort zu Schießereien gekommen.
Zerstörung 2022
In der durch russisches Militär eingekesselten Stadt kam es während der Belagerung von Mariupol am 16. März 2022 zu einem Luftangriff, bei dem das Schauspielhaus zu großen Teilen zerstört wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren mehrere hundert Menschen in das Gebäude geflüchtet, da es einen Luftschutzkeller besitzt. Dieser blieb offenbar von der Zerstörung verschont. Es kam allerdings zum Einsturz des mittleren Gebäudeteils, wodurch der Bunkereingang blockiert wurde, was die Rettung der Eingeschlossenen erschwerte. Wie viele Opfer es gab, blieb zunächst unklar. Der italienische Kulturminister Dario Franceschini bot am Folgetag an, den Wiederaufbau des Theaters zu organisieren.
Baubeschreibung
In seiner Gestalt vor der Zerstörung handelte es sich um ein langgezogenes Gebäude mit einer klassizistischen Front zum Theaterplatz hin. Der mit kapitellgeschmückten Säulen gestaltete Portikus wurde von einem Dreiecksgiebel mit einer Figurengruppe bekrönt. Diese zeigte Musiker, die Werktätige unterhalten. Ähnlich wie bei anderen Theaterausbauten der Nachkriegszeit, etwa beim Anhaltischen Theater in Dessau, entstand durch den Umbau ein wuchtiger Gebäudekomplex, der zahlreiche Fensterachsen aufwies und dessen höchster Gebäudeteil wie ein Vierungsturm über dem Gebäude thronte. Bei diesem wurde aber die Längsausrichtung hervorgehoben, indem er eine Dacherhöhung im Basilika-Stil erhielt, die mit einem eigenen Dreiecksgiebel mit verblendeten Rundbogenfenstern sowie durch angedeutete Arkadengänge betont wurde, was das klassizistische Gesamtbild verstärkte. Dieser Bereich des Theaters wurde 2022 am stärksten zerstört und fast dem Erdboden gleichgemacht. Die Ostfassade, die ebenfalls mit Säulen und einem Dreiecksgiebel verziert wurde, blieb ebenso wie der Westteil schwer beschädigt stehen.
Umfeld
Westlich des Theaters befindet sich der Theaterplatz (ukrainisch Театральна площа), östlich der Zentralplatz von Mariupol (ukrainisch Центральный сквер в Мариуполе) mit einer großen Springbrunnenanlage und Skulpturen. Am Theater erinnert eine Gedenktafel an eine Rede von Grigori Iwanowitsch Petrowski.
Nördlich des Theaterplatzes stand die Maria-Magdalena-Kirche, die in den 1930er Jahren zerstört wurde. Neben dieser befand sich ein Friedhof für die Priester, den die – in den 1940er Jahren folgenden – deutschen Besatzer für ihre Toten nutzten. In den Jahren 1941 bis 1943 wurden dort mehrere hundert Menschen bestattet – hauptsächlich Deutsche und Rumänen. Es sind aber auch Piloten abgeschossener russischer Flugzeuge nachgewiesen worden. Nach der Übergabe von Lageplänen durch Rumänien im Jahr 2011 kam es zur Erforschung der Gräber in den Jahren 2017 und 2018. Die deutschen Toten wurden nach Charkiw gebracht, die russischen zu einem Heldenfriedhof.
Text übernommen vom Wikipedia-Artikel "Akademisches Dramatheater des Oblast Donezk" und überarbeitet am 4. April 2022 unter der Lizenz CC-BY-SA 4.0 International.
Beteiligte
Derzeit sind keine Informationen zu beteiligten Firmen oder Personen verfügbar.
Relevante Webseiten
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20082530 - Veröffentlicht am:
17.03.2022 - Geändert am:
04.05.2024