Tunnelportale und Betriebsgebäude für Hongkong-Zhuhai-Macau-Brücke
Bereits vor einigen Jahren startete in China das Megaprojekt Hongkong-Zhuhai-Macau-Brücke (HZMB), mit dem eine 35 km lange Straßenverbindung zwischen Hongkong und dem chinesischen Festland geschaffen wird. Im Bereich der Einflugschneise des Hong Kong International Airport verläuft die Verbindung in einem Unterwassertunnel. Von der Brücke führen sechs Fahrspuren mit 3 % Längsgefälle in den Tunnel; für diesen Übergang wurden zwei Inseln im südchinesischen Perlflussdelta aufgeschüttet.
Bei den Übergangsbauwerken galt es, die bis zu 15,50 m hohen Wände der Zufahrten mit einem klar strukturierten Fugen- und Ankerraster sowie dauerhaft wasserundurchlässig herzustellen. Auch massive Wellenbrecher wurden gebaut, die die künstlichen Inseln umrunden.
Mehrgeschossige Betriebsgebäude auf beiden Inseln
Seit Herbst 2015 entstehen mehrgeschossige Betriebsgebäude auf den beiden Inseln; jede Insel ist knapp 100.000 m² groß. In dem Gebäude am Westende des Tunnels mit rund 19.000 m² Nutzfläche werden später Maschinenräume, Löscheinrichtungen und Büros für die Verwaltung untergebracht. Mit einem Untergeschoss und drei oberirdischen Etagen erreicht dieses Bauwerk rund 20 m Höhe. An der östlichen Tunnelausfahrt entsteht ein viergeschossiger Bau mit rund 23,60 m Höhe über Grund. Neben Betriebsräumen des Tunnelbetreibers werden auch zwei Geschosse mit Verkaufsflächen untergebracht. In der obersten Etage ist außerdem eine Ausstellung über die Entwicklung und Entstehung des Megaprojekts geplant.
Planung
Da der Auftraggeber China Communications Construction Company Ltd. (CCCC) kaum Erfahrung mit der Herstellung von Sichtbetonbauwerken hatte, stand zu Beginn der Planung die Definition des gewünschten Sichtbetonergebnisses. Die Vertragspartner bestimmten die Sichtbetonklasse SB 4 gemäß Sichtbetonmerkblatt der deutschen Vereine DBV und VDZ als maßgebliches Qualitätsmerkmal. Im Nachgang analysierten die Projektbeteiligten notwendige Anpassungen der üblichen Baumethoden vor Ort. Die Experten von PERI erarbeiteten zahlreiche Verbesserungsvorschläge, um das zuvor definierte Sichtbetonergebnis wirtschaftlich und effizient erreichen zu können.
Die gewohnten Baumethoden für verschiedenste Bereiche sollten verändert werden, u. a. für die Knotenpunkte von Haupt- und Nebenunterzügen. Vor Ort üblich ist es, Unterzüge und Decken in einem Guss zu betonieren. Im Gegensatz dazu entschied man während der Planung, alle Bauteile separat zu betonieren und zudem vorgefertigte Bewehrungskörbe einzusetzen. Ziel dieser Maßnahmen war, den effizienten Einsatz von Systemschalungen zu ermöglichen und eine deutliche Beschleunigung der Bauzeit zu erreichen.
Nach der Festlegung dieser Grundlagen erfolgte die Schalungs- und Traggerüstplanung für die Wände, Stützen, Haupt- und Nebenunterzüge, Decken, Balkone und Brüstungen. Soweit möglich, griff das Planungsteam auf Systemschalungen zurück. Aufgrund der teilweise geschwungenen Formen planten die Ingenieure auch Sonderschalungen für zahlreiche Bauteile.
Ausführung
Die Herstellung der bis zu 15,50 m hohen Seiten- und Mittelwände, die die beiden Fahrspuren in der Tunneleinfahrt trennen, erfolgt mithilfe verfahrbarer Portalschalwagen. Die fahrbare Lösung umfasst eine projektspezifisch geplante Träger‑Wandschalung, mit der sich das klar strukturierte Fugen- und Ankerraster für die Wände umsetzen ließ. Zudem sorgte der Einsatz der SK-Ankertechnik für die geforderte Wasserundurchlässigkeit. Auch zur Herstellung der umlaufenden Wellenbrecher setzte das Baustellenteam eine fahrbare Wandschalungslösung ein.
Für komplexer geformte Bereiche oder auch Bauteile plante, produzierte und lieferte das Weißenhorner Unternehmen Lösungen mit Knaggen und diversen Plattenzuschnitten.
Bauzeitverkürzung von sechs Monaten
Durch die Kombination von kompetentem Engineering, effizienter Schalung, stetiger Baubegleitung und Qualitätskontrolle aller Arbeiten konnte das ausführende Bauunternehmen im Vergleich zur ursprünglichen Planung eine Bauzeitverkürzung von etwa sechs Monaten erreichen.
Wesentlicher Erfolgsfaktor für die erweiterten Baumaßnahmen im Zuge des gigantischen Projekts HZMB war die enge und konstruktive Zusammenarbeit der Bauunternehmung CCCC mit PERI. Der Auftraggeber war offen für Verbesserungsvorschläge und gänzlich neue Methoden. Die Fertigstellung der Bauwerke auf den Inseln ist für Oktober 2017 geplant.
Der 6 km lange Unterwassertunnel, dessen Portale auf den Inseln entstehen, wurde bereits im Mai 2017 fertiggestellt. PERI hatte für den Tunnel zwei hydraulisch bedienbare Schalungsmaschinen zur Herstellung der Einzelsegmente entwickelt.
Referenzen
Bauwerkskategorien
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7534 - Veröffentlicht am:
11.07.2017 - Geändert am:
11.07.2017