Sonderkalottenlager für die Tejo-Brücke in Lissabon
Maurer Söhne, München, hat die alten schadhaften Rollenlager an der Tejo-Brücke "25. April" in Lissabon durch acht MSMKalottenlager ersetzt. Der Umstieg auf Gleitlager konnte erfolgen, weil MSM (Maurer Sliding Material) im Gegensatz zum bisher üblichen PTFE in der Lage ist, extreme Gleitwege bei Erdbeben sowie hohe Gleitwegsummen und Verschiebegeschwindigkeiten im laufenden Betrieb aufzunehmen. Zudem wurden vier Lager für abhebende Kräfte ersetzt. Aufgrund der starken Horizontalbewegungen infolge des Eisenbahnverkehrs konnte die Auswechslung nur in zugfreien Zeitfenstern erfolgen.
Der "Ponte 25 de Abril" über den Tejo von Lissabon nach Almada wurde 1966 nach dem Vorbild der Golden Gate Bridge in San Francisco errichtet. Außerordentlich ist nicht die tägliche Frequenz von 160000 Autos – Streß für die Lager bringen vielmehr die täglich 140 Züge. Mit ihrem Gewicht und ihrer Geschwindigkeit lösen sie an der roten Hängebrücke große Vertikalverformungen und daraus resultierende Verschiebungen und Verdrehungen an den Brückenenden aus: Große Gleitwegsummen kombiniert mit einer hohen Verschiebegeschwindigkeit strapazierten die bisherigen Rollenlager so sehr, daß sie in den letzten Jahren nahezu wöchentlich in ihrer Lage korrigiert und nun ausgewechselt werden mußten. Ersetzt wurden sie durch MSMKalottenlager, weil das Gleitmaterial in Verbindung mit den Kalottenlagern eine beträchtlich längere Lebensdauer und vor allem keine kontinuierlichen Wartungarbeiten erwarten läßt. MSM ist seit 2003 auf dem Markt und hat gegenüber herkömmlichem PTFE enorme Vorteile: Es nimmt doppelt so hohe Pressungen auf, verkraftet 5fache Gleitwegsummen und 7,5fache Verschiebegeschwindigkeiten. Aufgrund dieser Leistungsfähigkeit entschieden sich die Bauherren in Lissabon für MSM-Kalottenlager.
Die Montage konnte nur zu eisenbahnfreien Zeiten erfolgen, da die Züge sehr große Verschiebungen auslösen. Es blieben Freitagnacht ein Fenster von 3:30 h und Samstagnacht von 5:50 h. Der Autoverkehr rollte normal weiter. Für den Austausch jedes Kalottenlagers waren zwei Nächte erforderlich: In der ersten Nacht wurden die drei alten Rollen verschoben, um die in der Brücke verbleibenden Teile gründlich zu säubern und fürweitere Arbeiten vorzubereiten. In der zweiten Nacht wurden die Rollen herausgenommen, Deformationen, die die Rollen hinterlassen hatten, mit einem schnell aushärtenden Füllmaterial ausgeglichen und die MSM-Kalottenlager eingeschoben. Das komplette Lager gleitet auf einer Stahlplatte mit Edelstahlgleitblech, weil entgegen üblichen Kalottenlagern die Horizontalbewegung nicht über, sondern unter dem Kalottenlager aufgenommen wird. Bei den alten Mehr-Rollen-Lagern hatte ein Gelenk oberhalb der Rollen Verdrehungen der Brücke aufgenommen. Dieses Gelenkwurde durch Stabilisatoren zwischen Brücke und Mittelschuh ruhig gestellt. Keilelemente sorgten dafür, daß der Mittelschuh vor der Fixierung exakt horizontal justiert werden konnte. In den auf den Einbau folgenden Tagen wurde das Lager komplettiert und u. a. ein elektronisches Monitoring-System zur kontinuierlichen Aufzeichnung derVerschiebewege montiert: Es mißt die Gleitwege an jedem Lager mittels Seilzugsensoren. Die Meßwerte können per Internet abgerufen und ausgewertet werden.
Die größte Herausforderung dieser Lagerauswechslung war, daß komplette Sonderlager in enormen Dimensionen an die gegebenen Verhältnisse angepaßt werden mußten. Ausgewechselt wurden acht Lager, jeweils 4 an den beiden Widerlagern und den Kabelträgerstützen. Die Lager sind für eine Last von 7500 kN bzw. 16500 kN ausgelegt. Schon im normalen Lastfall nehmen sie Gleitwege von bis zu ±140 mm bei einerVerschiebegeschwindigkeit von maximal 15 mm/sec auf. Im Erdbebenfall verkraften sie bis zu ±800 mm. An den Kabelträgerstützen wurden zudem je zwei spezielle Edelstahl-Abhebesicherungen eingebaut. Sie sollen im Erdbebenfall verhindern, daß die Brücke abhebt, und leiten die abhebenden Kräfte in die Stützen ein. Diese Speziallagerwurden komplett aus Edelstahl gefertigt, da sie starkerVerschmutzung und salzhaltiger Meeresluft ausgesetzt sind.
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