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Licht und Ausblicke im neuen Pariser Justizgebäude

Die Pariser Justiz befindet sich seit dem Mittelalter auf der Île de la Cité. Aus Platzgründen musste sie sich jedoch im Laufe der Zeit auf mehrere Sitze verteilen. Das neue Justizgebäude Tribunal de Paris führt die Institutionen an einem neuen Ort wieder zusammen. Licht und Ausblicke sind in dem 160 m hohen und allseitig verglasten neuen Pariser Wahrzeichen omnipräsent. Auf 50.000 m² Fassadenfläche lassen Scheiben ein subtiles Spiel aus Transparenz und Reflexion entstehen.

Renzo Piano gewann 2011 den Wettbewerb um das neue Justizgebäude mit einem in der Ausschreibung nicht vorgesehenen Konzept: Statt zweier Bauten – eines für die öffentlichen Nutzungen, eines für die Verwaltung – schlugen er und sein Team vor, die Funktionen in einem einzigen Bauwerk zu vereinen. Damit soll der neue Justizpalast Tribunal de Paris zum Herzen des zukünftigen „Grand Paris“ werden und die Initialzündung für die städtebauliche Aufwertung und Entwicklung der Pariser Banlieue sein.

Das Grundstück ist L-förmig angelegt und liegt an der Porte de Clichy im Nordosten von Paris, in dem als Ökoquartier bekannten Clichy Batignolles. Begrenzt wird es vom Boulevard Periphérique. In fußläufiger Nähe befindet sich der Martin Luther King Park. Ausgerichtet ist der Bau in Nord-Süd-Richtung; nach Osten und Westen weist das Gebäude gen Montmartre bzw. Eiffelturm, nach Süden zur Stadtmitte hin.

Zwei Gebäude in einem

Komponiert ist der Komplex aus einem fünf- bis achtgeschossigen, für die Öffentlichkeit zugänglichen Sockel und einem weithin sichtbaren Tower für die Verwaltung der Justiz. Letzterer besteht aus drei gestapelten, 22 m tiefen und jeweils durch ein „Fugengeschoss“ voneinander getrennten Volumen. Im 8., 19. und 29. Stockwerk bilden sich Terrassen, die mit Bäumen und niedrigen Gewächsen bepflanzt und mit holzbeplankten Wegen durchzogen sind. Allein der Dachgarten auf Ebene 8 umfasst eine Fläche von 7.000 m².

50.000 m² komplett verglast

Der 38 Etagen hohe Bau verfügt über 104.000 m² Grund- und 62.000 m² Fassadenfläche. Davon sind 50.000 m² komplett verglast. Den Großteil konzipierte das Architekturbüro Renzo Piano Building Workshop (RPBW) als hinterlüftete Doppelhaut. Die äußeren Verbundsicherheitsscheiben zeichnen sich besonders durch ihre hohe Reflexion und neutrale Farbtransparenz aus. Die inneren Scheiben im Isolierglas wiederum, bestehend aus Zweifach-Wärmeschutzglas, sorgen für maximalen Energieeintrag und optimalen Tageslichteinfall. Der Fassade vorgehängte Photovoltaikflügel strukturieren die Ost- und Westseite in der Horizontalen. Weitere Solarelemente befinden sich vor den beiden Panoramaaufzügen des Towers.

28 m hohes Atrium

Betreten wird das Gebäude über einen großen Vorplatz und ein 28 m hohes Atrium mit dem „Salle des Pas Perdus“ im Osten. Die Isolierglasfassade auf extra-hellem Diamant-Glas sowie die runden Oberlichter in der Decke durchfluten den repräsentativen Raum mit Tageslicht. Zwei kleinere, jedoch ebenso hohe Atrien befinden sich im Nord- und Südbereich des Sockelbaus. Verbunden sind diese über einen 160 m langen Korridor, an den sich auch die weiteren öffentlichen Bereiche, wie eine Cafeteria und 90 Gerichtssäle, gliedern. Eine dezente Farbgebung in Weiß sowie Einbauten und Oberflächen aus hellem Holz unterstreichen im Inneren die von Licht und Offenheit geprägte Atmosphäre.

Mit der rundum gläsernen Gebäudehülle antworteten die Architekten von RPBW auf die hohen Anforderungen des Klimaplans der Stadt Paris – umgesetzt in einem Konzept, das bauphysikalisch und gestalterisch überzeugt und sich nun als ikonografische Silhouette in der Pariser Skyline abbildet.

Referenzen

Paris (17.), Paris, Ile-de-France, Frankreich (2018)

Bauwerkskategorien

  • Über diese
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  • Product-ID
    7606
  • Veröffentlicht am:
    02.10.2018
  • Geändert am:
    02.10.2018