0
  • DE
  • EN
  • FR
  • Internationale Datenbank und Galerie für Ingenieurbauwerke

Anzeige

Allgemeine Informationen

Name in Landessprache: Cathédrale Notre-Dame
Baubeginn: 6. Mai 1211
Fertigstellung: 1427
Status: in Nutzung

Bauweise / Bautyp

Konstruktion: Rippengewölbe
Funktion / Nutzung: Kathedrale
Baustil: Gotisch
Baustoff: Mauerwerksbauwerk

Preise und Auszeichnungen

Lage / Ort

Lage: , , ,
Neben: Palais du Tau (1509)
Koordinaten: 49° 15' 13.89" N    4° 2' 2.55" E
Koordinaten auf einer Karte anzeigen

Technische Daten

Abmessungen

Gesamtlänge 149.17 m
Gebäudefläche 6 650 m²
Innenlänge 138 m
Hauptschiff Höhe 38 m
Breite des Langhauses 14.65 m
nördliche Rosette Durchmesser 9.65 m
Querschiff Länge 61 m
Breite des Querhauses 30.70 m
südliche Rosette Durchmesser 9.65 m
Turm Höhe 81.50 m
Westfassade Breite 48.80 m
westliche Rosette Durchmesser 12.5 m

Baustoffe

Bögen Stein
Säulen Stein
Wände Stein
Gewölbe Mauerwerk

Chronologie

1210

Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert wird bei einem Brand zerstört.

6. Mai 1211

Grundsteinlegung durch den Erzbischof Aubry de Humbert.

ca. 1220

Villard de Honnecourt besucht die Baustelle und macht Zeichnungen für sein Album.

1230

Das Kapitel erwirbt das Gelände, um die Westfassade zu bauen.

1233 — 1235

Die Bevölkerung revoltiert. Der Bau wird unterbrochen.

ca. 1252

Beginn der Arbeiten an der Westfassade unter Jean le Loup.

ca. 1256

Gaucher de Reims übernimmt die Nachfolge

1285

Vollendung der Innenarbeiten der Kathedrale.

1299

Vollendung des Hauptarbeiten bis unter die Königsgalerie und Beginn der Abdeckung der Kathedrale unter Robert de Coucy.

1300 — 1350

Bau der Königsgalerie.

1430

Arbeiten an den oberen Teilen der westlichen Türme unter Collard de Givry.

1445

Vollendung des Südwest-Turms.

1460

Vollendung des Nordwest-Turms.

1485

Restaurierung des Engelsglockenturms.

1492

Sanierung des Holzdaches.

1505

Restaurierung der oberen Galerien des Hauptschiffes.

1611 — 1612

Erste Restaurierung des Westportals.

1737 — 1740

Sanierung der Westfassade und ihrer Skulpturen.

1825 — 1830

Erneute Restaurierung der Westportale.

1850 — 1879

Viollet-le-Duc leitet die Arbeiten an der Apsis.

1919

Eine Spende Rockefellers ermöglicht die Restaurierung der Kathedrale.

1937

Erneute Weihung der Kathedrale.

Auszug aus der Wikipedia

Die Kathedrale Notre-Dame de Reims in der nordfranzösischen Stadt Reims gilt als eine der architektonisch bedeutendsten gotischen Kirchen Frankreichs. Seit 1991 gehört sie zum UNESCO-Welterbe und ist national als Monument historique klassifiziert. Jahr­hunderte­lang wurden hier die französischen Könige gekrönt. Heute ist sie die Kathedrale des Erzbistums Reims. Sie ist mit rund einer Million Besuchern im Jahr einer der Hauptanziehungspunkte der Champagne.

Die als dreischiffige Basilika gestaltete Kathedrale war mit Ausnahme der Westfassade bereits im 14. Jahrhundert (1211–1311) fertiggestellt. Erster überlieferter Baumeister war Hugo Libergier. Die endgültige Fertigstellung erfolgte Anfang des 15. Jahrhunderts, nachdem das Schiff verlängert worden war, um den Menschen Platz zu bieten, die bei den Königskrönungen anwesend waren. Bei einem Brand 1481 wurden das Dach und die Türme zerstört.

Markantestes Merkmal der Kathedrale ist ihre mit Reliefs und Figuren reich verzierte Westfassade – ein großartiges Beispiel hoch­gotischer, mittelalterlicher Bildhauerkunst. Ihre beiden gedrungenen Westtürme mit einer Höhe von 81 Metern sollten ursprünglich noch Turmspitzen für eine Gesamthöhe von 120 Metern erhalten. Das Hauptportal ist der Jungfrau Maria gewidmet. Direkt über dem Portal befindet sich noch innerhalb des gotischen Portalspitzbogens eine kleinere Rosette. Die Mitte der Westfassade wird durch die Haupt­rosette geprägt. Die „Galerie der Könige“ oberhalb der Haupt­rosette zeigt die Taufe Chlodwigs I. und die Statuen seiner Nachfolger.

Im Inneren hat die Kathedrale eine Länge von 139 Metern. In dem dreischiffigen Querhaus mit doppelter Vierung ist sie 55 Meter breit, das dreischiffige Langhaus ist 32 Meter breit.

1870 wurde sie durch Papst Pius IX. zur Basilica minor ernannt. Während des Ersten Weltkrieges wurde die Kathedrale schwer beschädigt, unter anderem wurde der hölzerne Dachstuhl aus dem 15. Jahrhundert komplett zerstört. 1919 wurde mit der Renovierung begonnen, die sich über zwanzig Jahre hinzog.

Geschichte und Bedeutung

Der erste Kirchenbau entstand bereits im 5. Jahrhundert auf den Überresten gallo-römischer Thermen. Der Bau der Kathedrale von Reims wurde im Jahr 1211 begonnen, nach einem verheerenden Brand von 1210, wie auch die Errichtung der gotischen Kathedralen von Chartres 1194 und Amiens 1220 nach Brandkatastrophen der Vorgängerbauten begann. Nach der von Erzbischof Hinkmar von Reims gebildeten Legende hatte gegen Ende des 5. Jahrhunderts der hl. Remigius als Bischof von Reims den Frankenkönig Chlodwig I. getauft und mit einem vom Himmel herab gesendeten Öl gesalbt. Daraus leitete der Reimser Erzbischof das Recht ab, in seiner Kathedrale jeden neuen König von Frankreich krönen und salben zu können. Als Krönungskirche fast aller französischen Könige symbolisierte die Kathedrale die enge Verbundenheit zwischen Monarchie und Kirche. Seit die Dritte Republik die Trennung von Staat und Kirche durchgesetzt hatte, steht die Kathedrale von Reims gleichzeitig symbolhaft für die französische Nation.

Während der Französischen Revolution erlitt die Reimser Kathedrale nur leichte Schäden. Ab 1860 leitete der Denkmalpfleger Eugène Viollet-le-Duc Restaurierungsarbeiten an der Westfassade.

Nach der Marneschlacht vom 5. bis 12. September 1914 hatten sich die deutschen Truppen in befestigte Stellungen nördlich von Reims zurückgezogen, die sie bis 1918 halten konnten. Die Stadt, die am 13. September von französischen Soldaten besetzt worden war, wurde aus diesen Stellungen heraus von der deutschen Artillerie beschossen. Ein Großteil des Stadtzentrums wurde dabei zerstört, auch die Kathedrale selbst wurde spätestens ab dem 17. September immer wieder getroffen. Am 19. September schlugen insgesamt 25 Geschosse in das Bauwerk ein und setzten zunächst das Gerüst am Nordturm in Brand. Bei seinem Einsturz beschädigte es den Skulpturenschmuck der Fassade. Das Feuer griff auf den Dachstuhl über, der völlig ausbrannte. Das Bleidach schmolz, auch ein großer Teil der mittelalterlichen Glasfenster wurde zerstört. Ab 1915 war die Fassade mit Sandsäcken geschützt, wurde aber bis zum März 1918 immer wieder zum Ziel des Artilleriebeschusses. Bei Kriegsende ragte das Bauwerk schwer beschädigt über den Ruinen der Stadt auf.

Aufgrund ihrer Bedeutung als Ort politischer und nationaler Identität Frankreichs sowie ihrer architekturgeschichtlichen Bedeutung wurde die Zerstörung der Kathedrale von Reims von der Kriegspropaganda beider Seiten ausgiebig kommentiert. Der deutsche Heeresbericht vom 22. September 1914 rechtfertigte den Beschuss mit einem auf einem Turm befindlichen französischen Beobachtungsposten. Die französische und internationale Presse stellten die Zerstörung dagegen als Akt bewusster und gezielter Barbarei dar.

In der Zwischenkriegszeit wurde die Kathedrale unter der Leitung von Henri Deneux (1874–1969) wieder aufgebaut, der hölzerne Dachstuhl wurde dabei durch einen aus vorfabrizierten Betonelementen ersetzt. Finanzielle Unterstützung erhielt der Wiederaufbau durch Mittel der Familie Rockefeller. Seit 1927 wurde die Kathedrale wieder teilweise genutzt. Am 18. Oktober 1937 wurde die Kathedrale wieder eingeweiht; der damalige französische Ministerpräsident Albert Lebrun nahm an dem Hochamt teil.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kathedrale von Reims auch zu einem Symbolort der deutsch-französischen Freundschaft: Vor dem Hintergrund der Zerstörung im Ersten Weltkrieg war sie am 8. Juli 1962 Ort einer Messe, an der Staatspräsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer während eines Staatsbesuchs demonstrativ teilnahmen. Anlässlich der 50. Jubiläums dieser historischen Begegnung fand dort am 8. Juli 2012 ein Treffen von Staatspräsident François Hollande und Bundeskanzlerin Angela Merkel statt.

Architektur und Bauplastik

Außengestaltung

Die Fassade gilt als das klassische Beispiel französischer Hochgotik schlechthin, außerdem als die dynamisch ausgewogenste. Sie wurde wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (1252–1275) errichtet. Hier ist der Entwicklungsgang von Laon wieder aufgegriffen worden: ein dominierendes Zentrum in der Mitte und eine mächtige Bewegung durch die ganze Fassade. Die Portalzonen sind weit nach vorne und mit ihren Wimpergen nach oben gezogen, über das erste Geschoss hinaus. Die zentrale Rosette ist original und nicht später eingebaut worden, denn in Reims wurde um 1215/20 von Jean d’Orbais das Maßwerk erfunden.

Die neue Erfindung des Maßwerks wurde auch in der Portalzone als Tympanon angewandt, eine völlig neue Idee, die für die Beleuchtung des dahinter liegenden Innenraumes große Bedeutung hat. Die Fensterrose ist das absolute Zentrum dieser plastisch und dynamisch hoch bewegten Fassade. Diese Reimser Idee ist damals derart erfolgreich gewesen, dass die Westfassaden zahlreicher Kathedralen nach diesem Vorbild umgeändert wurden. Lediglich das große Radfenster von Laon aus der Zeit nach 1220 kann hier in gewisser Weise als Vorläufer gewertet werden.

Als großes Gegengewicht gegen das mächtige Portalgeschoss und die Rosette im zweiten fungieren die bekrönende Königsgalerie und die dahinter gesetzten Türme. Die ganze Fassade mit ihren enormen Steinmengen ist eine rauschhafte Bewegung nach oben.

Die Königsgalerie, von der einige Kunsthistoriker glauben, sie sei die erste der Kunstgeschichte und nicht jene in Paris, war ursprünglich vergoldet. Sie zieht sich um das ganze Turmgeschoss herum, wie auch der plastische Schmuck die gesamte Kathedrale umgibt. Jede der 56 Statuen der Königsgalerie hat eine Größe von 4,30 Meter und ein Gewicht von 6 bis 7 Tonnen. Insgesamt befinden sich an der Kathedrale 2303 Skulpturen: am Außenbau 211 in der Größe zwischen 3 und 4 Meter, 126 mittlere und 936 kleine Statuen, außerdem Plastiken von 788 Tieren. Im Innenraum gibt es 191 mittlere Statuen und 50 Tiere. Diese Zahlen zeigen, dass eine solche Kathedrale als Gesamtkunstwerk zu sehen ist, nicht nur als Bauwerk. Die Ausbreitung dieser plastischen Bildwerke über alle Ebenen des Kirchen­gebäudes ist wieder ein deutlicher Beweis für die Versinnlichung des Religiösen, die zu jener Zeit stattfand und schon die Gewändefiguren an der Kathedrale von Chartres 1150 hervorgebracht hatte.

Die Westtürme sind nicht ganz vollendet worden, auf die ursprünglich geplanten Spitzen wurde verzichtet. Während die Kirche heute zu den Westtürmen nur einen Dachreiter am Ende des Firstes hat und einen unscheinbaren Dachaufsatz über der Vierung, umfasste der ursprüngliche Entwurf insgesamt zehn Türme. Der große französische Denkmalpfleger des 19. Jahrhunderts Eugène Viollet-le-Duc hat auf der Grundlage von Reims ein Idealbild einer gotischen Kathedrale mit sieben spitzen Türmen gezeichnet, was bei keiner einzigen Kathedrale Frankreichs tatsächlich gebaut wurde.

An einem im 19. Jahrhundert entwickelten Idealbild sind aber gotische Bauwerke nicht zu messen. So wurde die Pariser Kathedrale nach dem flachen Abschluss der Türme noch ein Jahrhundert lang umgebaut und erweitert und war dann fertig, bevor mit dem Bau des Ulmer Münsters überhaupt begonnen wurde. Flache Turmabschlüsse in Frankreich und England sind nicht zu vergleichen mit den Türmen des Regensburger und des Kölner Doms, die jahrhundertelang eine Bauruine waren, bevor sie im 19. Jahrhundert vollendet wurden.

Portalskulpturen

Die Reimser Portalskulpturen stehen denen der Querhausportale von Chartres nicht nach und stammen auch aus der gleichen Zeit um 1220. Im Vergleich zu Chartres sind diese Standbilder in jedem Sinn von der Säule befreit und selbständig geworden, so dass sie zueinander in Beziehung treten können. Die Körper sind mächtig bewegte Massen mit breiten Schultern und kräftigen Gliedern, die Köpfe groß und schwer.

Mittelportal

Rechtes Gewände: Wie schon die Skulpturen der Chartreser Kathedrale wurden die Reimser Skulpturen von verschiedenen Künstlern mit unterschiedlicher Ausbildung angefertigt. Das linke Paar stellt die Verkündigung dar, die rechte Zweiergruppe ist die sog. Heimsuchung, also die Zusammenkunft der beiden ein Kind erwartenden Frauen Maria und Elisabeth. Besonders das Gesicht der Maria, der zweiten Figur von rechts, hat die Klarheit, den Adel und die Großflächigkeit antiker Frauengestalten. Auch die Behandlung der Gewänder erinnert sehr an griechisch-römische Skulpturen im Gegensatz zu den traditionell französisch-gotischen Figuren auf der linken Seite des Gewändes.

Linkes Gewände: Feinere Unterschiede lassen sich auch im linken Gewände erkennen. Die Szene der Darbringung im Tempel der beiden mittleren Figuren lässt andere Auffassungen erkennen als die der Seitenfiguren. Die Statuen stammen aus zwei Werkstätten, keine allerdings aus der Werkstatt des so genannten Heimsuchungsmeisters. Maria und Simeon in der Mitte sind wenig bewegt und haben einen ruhigen, in sich gesammelten Ausdruck (kommen von den Skulpturen in Amiens her).

In den kräftig gebauten Köpfen herrschen einfache, nicht sonderlich individuelle Züge vor, die einem vorgegebenen Typus entsprechen. Die dicken Stoffe legen sich den Oberkörpern in großen, glatten Flächen an, während sie von den Armen in schweren Falten herabfallen, dabei tiefe Täler und vollplastisch gewölbte Stege bilden und Raum und Schatten einfangen. Diese Menschen sind weder in antikischem Sinne idealisiert wie bei der Heimsuchung, noch seherisch oder dramatisch gesteigert, sondern erdnah menschlich und volkstümlich, durch ihre Gemessenheit aber mit Würde versehen.

Ganz anders ist der Meister, der links außen den Josef neben Maria und die Hannah neben Simeon gemeißelt hat. Die Körper sind schlanker und beginnen sich in den Hüften zu wiegen, die Schultern zu drehen und die Standfestigkeit zu verlieren. Die schmalen feinen Köpfchen sitzen beweglich auf dünnen Hälsen. Da die stoff- und faltenreichen Gewänder keinen rechten Halt mehr haben, bekommen die weit ausholenden Schwünge und Bäusche eine eigene Lebendigkeit.

Hier wird eine Auffassung erkennbar, die auf ein anderes Lebensgefühl schließen lässt. Nicht mehr das harmonische Gleichgewicht von Körperhaftigkeit und Beseelung wie in der Mittelgruppe ist gewollt, sondern eine Entkörperlichung, die in der weiteren Entwicklung zu großer Eleganz oder zu asketischer Entleibung führen kann. Auf jeden Fall ist die Grenze der klassischen Plastik der ersten Jahrhunderthälfte überschritten, was besonders in diesem Fall große Unstimmigkeit bei der Datierung erzeugt hat. Da aber ähnliche Tendenzen in Pariser Arbeiten um oder kurz nach 1250 festzustellen sind, wird man kaum über diesen Termin hinauszugehen brauchen.

An solchen feinen Details, die dem Laien nicht direkt auffallen, sieht die Kunstgeschichte Hinweise auf eine grundlegende Änderung in den sich wandelnden Zielvorstellungen der jeweiligen zeitgenössischen Kunst.

Innenraum

Die Kathedrale von Reims ist eine dreischiffige Basilika in der Tradition des Chartreser Schemas. Chor und Langhaus entstanden zwischen 1211 und 1233. Die Höhe des Mittelschiffes ist auf fast 39 Meter gesteigert, die innere Länge beträgt 138 Meter. Das Langhaus wird im Westen durch die neu erfundenen Maßwerkfenster wunderbar beleuchtet und auch das verglaste Tympanon der Portalzone ermöglicht ganz neue Lichtverhältnisse. Was man von außen kaum sehen konnte erweist sich im Innenraum als sehr wirkungsvoll. Auch hinter den Wimpergen der Portale wurde die Mauer in Glas aufgelöst, so dass hier ein mittleres Lichtband zwischen den beiden Rosen entstand. Das ist eine Vorform des wenig später entwickelten verglasten Triforiums.

Hier haben wir jetzt das voll entwickelte Schema der Hochgotik vor uns, das sich in Frankreich nicht mehr wesentlich ändern wird: dreizoniger Wandaufbau, vierteiliges Kreuzrippengewölbe und Maßwerkfenster.

Kapitelle

Die Kapitellzone der Pfeiler erfährt in Reims eine weitgehende Erweiterung, die sich hier im Innenraum ablesen lässt. Zunächst deutet sich bei der Kapitellzone eines Bündelpfeilers schon an, dass von dem zweizonigen Aufbau der obere Teil ein durchgehendes Band bildet. Hier ist die Zweizonigkeit nur noch bei den vorgelegten ¾-Säulen vorhanden, die Kapitellhöhe ist aber schon gleich.

Bei der Endstufe dieser Entwicklung sind die Muttersäule und die vorgelegten Säulen durch ein durchgehendes Kapitellband verbunden. Genauso wie bei den Fenstern, bei denen durch die Einführung des Maßwerks die bisher einzelnen Glieder sich einer neuen Einheit untergeordnet haben, sind hier die Unterelemente der Kapitellzone miteinander verbunden worden.

Chor

Reims war die Krönungskirche des französischen Königtums und für solche nationale Feierlichkeiten musste natürlich genügend Raum für die Zeremonie und die Würdenträger geschaffen werden. Dazu wurde das Querhaus mit dem Chor zu einer großen Raumeinheit verbunden. Man sieht an der Grundrisszeichnung, dass vom Querhaus zwei Chorumgänge nach Osten abgehen und nicht einer, wie es dem dreischiffigen Langhaus entsprochen hätte, und dass damit der ganze Ostteil zu einem Raum zusammenwächst.

Reims hatte eine lange Bauzeit. Der Chor konnte zwar bereits 1241 eingeweiht werden; während des Hundertjährigen Krieges kamen die Arbeiten aber nur langsam voran. 1481 beendete ein weiterer Brand das Vorhaben, die Türme noch vollenden zu wollen.

Ausstattung

Glasfenster

Vor dem Ersten Weltkrieg besaß die Kathedrale in den höheren Abschnitten des Mittelschiffs, im Chor und im Querhaus noch zahlreiche original erhaltene farbige Glasfenster aus dem 13. Jahrhundert. Die im Krieg zerstörten Fenster erhielten während des Wiederaufbaus zunächst Notfenster aus Glas. In den folgenden Jahrzehnten erhielt die Kathedrale nach und nach neue Fenster, die von zeitgenössischen Künstlern gestaltet wurden: In den 1930er Jahren erstand so die kleine Rose über dem Hauptportal der Westfassade neu, ebenso die Joche der Seitenportale und die Fensterrose des Südarms des Querhauses. 1974 entwarf Marc Chagall drei Fenster für die Achsenkapelle des Chorraums: Sie stellen die Wurzel Jesse, die beiden Testamente und bedeutende Ereignisse der Stadtgeschichte von Reims dar. Weitere Fenster wurden von Brigitte Simon, Tsuguharu Foujita und Maria Helena Vieira da Silva gestaltet. 2011, anlässlich des 800-jährigen Jubiläums der Weihe der Kathedrale, wurden sechs Fenster in der Apsis eingeweiht, die der deutsche Künstler Imi Knoebel gestaltet hatte. Die letzten drei seit der Bombardierung von 1914 noch notverglasten Fenster in der Jeanne-d‘Arc-Kapelle, ebenfalls von Imi Knoebel gestaltet, wurden im Mai 2015 eingeweiht. Im Kontrast zu den meisten anderen Glasfenstern der Kathedrale sind Knoebels Fenster abstrakt und in starken Primärfarben gehalten. Ihre zersplitterte Komposition verweist auf die Verwüstung durch die Kampfhandlungen und kann als Hinweis auf die daraus folgende Zerrüttung der deutsch-französischen Beziehungen verstanden werden. Demgegenüber wurde bei der Einweihung der neuen Fenster ihre symbolische Bedeutung für die deutsch-französische Freundschaft hervorgehoben.

Orgel

Die Geschichte der Orgeln reicht zurück in das Jahr 1489, als das erste, wohl einmanualige Instrument aufgestellt wurde. Dieses Instrument wurde im Laufe der Zeit mehrfach erweitert, umgebaut, und auch das Orgelgehäuse wurde mehrfach verändert.

Die heutige Orgel wurde in den Jahren 1937–1938 von dem Orgelbauer Victor Gonzales erbaut. Das Instrument hat 86 Register auf vier Manualen und Pedal. Teilweise sind in diesem Instrument noch Pfeifen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert erhalten.

Text übernommen vom Wikipedia-Artikel "Kathedrale von Reims" und überarbeitet am 22. Juli 2019 unter der Lizenz CC-BY-SA 4.0 International.

Beteiligte

Bau (1211-1427)
Architektur
Renovierung / Instandsetzung
Architektur

Relevante Webseiten

Relevante Literatur

Weitere Veröffentlichungen...
  • Über diese
    Datenseite
  • Structure-ID
    20000273
  • Veröffentlicht am:
    21.05.1999
  • Geändert am:
    07.08.2018
Structurae kooperiert mit
International Association for Bridge and Structural Engineering (IABSE)
e-mosty Magazine
e-BrIM Magazine