Wissenschaftler bewahren historische Gebäude vor den Folgen des Klimawandels
In den kommenden 90 Jahren rechnen Wissenschaftler mit einem Temperaturanstieg um bis zu 6 °C. Hinzu kommt, dass das Klima zunehmend feuchter wird. Gerade bei historischen Gebäuden können sich diese Veränderungen negativ auf die Bausubstanz auswirken und beträchtlichen Schaden anrichten. Um die Wirkungen des Klimawandels auf historische Bauten genauer vorhersagen und entsprechende Maßnahmen zur ihrer Erhaltung einleiten zu können, wurde das EU-Forschungsprojekt "Climate for Culture" ins Leben gerufen.
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Bereits seit 2007 untersuchen die Forscher des Fraunhofer IBP, wie sich der Klimawandel auf die bayerischen Königsschlösser von Ludwig II. auswirken kann – wie etwa auf die Renatuskapelle in Lustheim, das Königshaus am Schachen oder das Schloss Linderhof. Im Zuge von Instandhaltungs- und Restaurierungsmaßnahmen in der Schlossanlage Linderhof wurden im Zeitraum von 2003 bis 2007 die Außenfassade des Schlosses restauriert und die Dachdeckung erneuert. Momentan wird mit umfangreichen Untersuchungen die Restaurierung der Venusgrotte vorbereitet, deren Erhaltung als künstliche Monumentalgrotte von einzigartigem Rang besonderer Sorgfalt bedarf. Ende 2010 liefen die Klimamessungen im Rahmen eines Vorprojekts, das von der Bayerischen Sparkassenstiftung, der Fraunhofer Gesellschaft und dem Land Bayern gefördert wurde, aus. Im nächsten Schritt sollen jetzt im Rahmen des EU-Forschungsprojekts "Climate for Culture" Konzepte für den frühzeitigen Schutz der wertvollen historischen Bauten und ihrer künstlerischen Ausstattung erarbeitet werden. "Mit Hilfe der Forschungsergebnisse möchten wir die Hoffnung der Bayerischen Schlösserverwaltung erfüllen, mit geeigneten Konservierungsmethoden den einzigartigen Bestand in Schloss Linderhof auch für künftige Generationen zu erhalten", sagt Prof. Klaus Sedlbauer, Leiter des Fraunhofer IBP. Eine weitere Herausforderung für die Forscher liegt in der exponierten alpinen Lage des Schlosses (ca. 1000 m nN) und der intensiven touristischen Nutzung.
EU-Forschungsprojekt "Climate for Culture"
Die Europäische Union fördert das Forschungsvorhaben mit 5?Millionen €. Insgesamt arbeiten 27 Partner aus 16 Ländern in Europa und Nordafrika in dem Projekt zusammen. Koordinator des Projektes ist das Fraunhofer IBP in Holzkirchen bei München. Über einen Zeitraum von fünf Jahren werden die Auswirkungen des Klimawandels auf ausgewählte UNESCO-Weltkulturstätten in Europa und Nordafrika untersucht – wie z. B. die historischen Altstädte in Wismar und Stralsund an der Ostsee, das vom steigenden Meeresspiegel bedrohte Venedig, das Schloss Schönbrunn in Wien oder die Pyramiden von Saqqara in Ägypten. Dabei soll nicht nur eine präzise und integrierte Bewertung der tatsächlichen Schäden des Kulturerbes durch den Einfluss des Klimawandels ermöglicht werden. Ziel ist es vielmehr, auch nachhaltige und vorbeugende Strategien zum Schutz zu entwickeln und umzusetzen.
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30.04.2012 - Geändert am:
03.03.2020