Theater "Über den Wolken"
Es gibt sicherlich nicht viele Veranstaltungsorte in Baden-Württembergs Hauptstadt, die eine derart spektakuläre Aussicht aufweisen, wie die Räumlichkeiten im Stuttgarter Fernsehturm. Gebaut wurde das 217 m hohe Wahrzeichen der Stadt 1956 vom Stuttgarter Bauingenieur Prof. Dr.-Ing. Fritz Leonhardt, der damals Architekturgeschichte geschrieben hat. Der Stuttgarter Fernsehturm war der erste Fernsehturm der Welt und stand damit Pate für viele seiner Nachfolger rund um den Globus.
Fritz Leonhardt, damals bekannter Bauingenieur für Brücken, überzeugte die Bauherren davon, statt eines mit Drahtseilen gesicherten Eisen-Gittermastes einen nach oben zulaufenden Betonturm zu realisieren und oben einen Glaskorb mit einer Aussichtsplattform anzubauen, der für touristische Zwecke genutzt werden sollte. Fast zylindrisch präsentiert sich die Glaskonstruktion in 144 m Höhe heute dem Betrachter. Nur Fernsehprogramme werden schon seit einigen Jahren nicht mehr über die Antennen des Bauwerks ausgestrahlt, lediglich die Radioprogramme noch.
Nutzung der Räumlichkeiten
Als 2005 der gesamte Turm renoviert werden musste, konnte ein Sterne-Restaurant in einem der unteren Stockwerke des Glaszylinders nicht mehr weiterbetrieben werden.
Klaus Rismondo ist Bereichsleiter in der SWR-Media Services GmbH, die für die Vermarktung u.a. des Fernsehturms verantwortlich ist: "2005 wurde die Außenfassade der Turmkorbs entkernt und komplett saniert. Als die Sanierung im November 2005 abgeschlossen war, mussten wir uns überlegen, wie wir die Räumlichkeiten des früheren Restaurants nutzen wollen." Die Stuttgarter Theater fragten damals beim Südwestrundfunk an, ob nicht eines der Theater die Räume für Aufführungen nutzen könnte. "Seitdem wird regelmäßig Theater über den Wolken im Fernsehturm gespielt."
Renovierung
Schnell wurde jedoch klar, dass die Räumlichkeiten nicht mehr den heutigen Standards entsprechen. In den Überlegungen über die Nutzung der Räume wurde bald entschieden, neben dem Theater auch andere Interessenten und Veranstalter für Events zu gewinnen. "Neben dem Theaterbetrieb werden die Räume heute für Events von Firmen genutzt, werden Pressekonferenzen, Vorträge und Empfänge durchgeführt, finden private Feiern statt und schließlich ist auch das Standesamt Degerloch ständiger Gast auf dem Fernsehturm", so Rismondo.
2009 entschloss sich der SWR daher, die Räume ebenfalls zu renovieren. Einer der Hauptbestandteile war neben der Verkleidung der Podeste, Beleuchtung und Stützen vor allem ein neuer Bodenbelag. "Als wir uns damit befassten, wurde schnell klar, dass die Anforderungen an das Material und die Optik hoch sein mussten. Wir benötigten einen Boden, der zunächst einmal optisch sehr ansprechend aussieht. Gleichzeitig musste er aber auch sehr robust sein. Denn die Nutzung bedeutet, dass hier Requisiten hin und her geschoben werden, teilweise werden schwere Möbel gerückt, da müssen die Firmen ihre Aufbauten für ihre Events installieren und nicht zuletzt haben wir letztendlich Tausende von Besuchern, die in den Räumen verkehren", berichtet Rismondo.
Der Architekt, den der SWR beauftragte, hat verschiedene Vorschläge für den Bodenbelag unterbreitet, entschieden hat man sich schließlich für das ArteFloor-System. Wer heute die Räume auf dem Fernsehturm betritt, sieht einen schwarzen, matt glänzenden Boden mit hellen Elementen, der ausgesprochen edel aussieht und eine markante Tiefenwirkung aufweist.
Unikat
Bautenschutz-Fachmann Markus Schmidt hat das Projekt intensiv begleitet. "Aufgrund seiner Vielseitigkeit in der optischen Gestaltung und seiner Eigenschaften ist ArteFloor etwas Besonderes. Dabei handelt es sich um einen Epoxidharzboden, der mit Lasur- oder Wischtechniken gestaltet werden kann und Tausende von Farbmöglichkeiten bietet. Damit schaffen wir jedes Mal absolute Unikate. In einem Theater haben wir ihn jedoch bislang noch nicht eingesetzt." Der Belag garantiert eine Rutschfestigkeit durch eine Mattierung inklusive SlideStop-System. Das sind Microvollglaskugeln, die in die Beschichtung eingebracht werden. Dadurch wird eine BIA R11-Rutschhemmung mit optimaler Reinigungsfähigkeit erreicht. Trotzdem sieht der Boden glatt aus. Die matt-transparente Versiegelung sorgt für einen zusätzlichen Schutz des Bodens. Auch Salz an den Schuhen winterlicher Besucher macht der Oberfläche nichts aus, da etwaige Oberflächenkratzer durch entsprechendes Einpflegen nicht wahrnehmbar gemacht werden können. Die edle Wirkung des Bodens wird durch den fugenlosen Belag unterstützt.
Gute Verarbeitung
Roland Mayer ist technischer Geschäftsführer der Bau-Kunststoff Heinrich Schmid GmbH & Co. KG mit Sitz in Reutlingen. Seine Mitarbeiter haben den Boden im Theater im Fernsehturm verlegt. "Wir hatten lediglich zwei Wochen Zeit, da wir uns in die gesamte Renovierung zeitlich einfügen mussten. So mussten die Arbeiten insgesamt während der Theaterferien stattfinden." Mayer berichtet, dass zuerst der gesamte Untergrund saniert werden musste, bevor der Boden ausgebracht werden konnte. Insgesamt, so Mayer, führe sein Unternehmen jedes Jahr etwa drei bis vier Objekte mit ArteFloor-Böden durch. "Das System ist als dekorativer Boden sehr interessant und gut zu verarbeiten." Die vielen Besucher können sich über die neu gestalteten Räumlichkeiten freuen, passt doch nun die Optik innen zum beeindruckenden Ausblick nach draußen.
Kai Sonntag
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23.08.2012 - Geändert am:
03.03.2020