Sonnenenergie ohne Brand
Der Schutz von industriellen Fertigungsanlagen hat von je her eine besondere Stellung bei der Entwicklung von Installationen des technischen Brandschutzes eingenommen. Bei einem HighTech-Unternehmen wie der SCHOTT Solar AG in Jena kommen noch einige weitere Maßgaben hinzu, denn die Herstellung von modernen Solar-Einheiten erfordert nicht nur Reinraumbedingungen, sondern auch klar definierte Bedingungen für den reibungslosen Materialfluss.
Das "Herzstück" der Produktion von SCHOTT Solar in Jena ist die Schmelze von hochreinem Silizium; Halbleitern also, die in der Lage sind, Sonnenlicht in elektrische Energie umzuwandeln. Bei mehr als 1.500° C werden in mehreren Öfen Siliziumblöcke erschmolzen.
Rauchansaugsysteme für frühestmögliche Branderkennung
Am Werksstandort Jena gilt es in erster Linie um Feuerschutz ohne Störungen im Betriebsablauf. Dieses Konzept umfasst folglich alle Arbeitsschritte von der Anlieferung bis hin zur Logistik der Rohstoffe und Fertigwaren. Jede Unterbrechung der Fertigungskette würde zu Ausfällen führen. Definierte Umgebungsbedingungen verhindern dabei nicht nur das Eindringen von Staubpartikeln in die Räume. Rauchansaugsysteme (RAS) untersuchen und analysieren ständig die Umgebungsluft auf Rauchpartikeln, um eine frühestmögliche Branderkennung zu ermöglichen und entsprechende Maßnahmen einleiten zu können.
Der gesamte Gebäudekomplex ist flächendeckend mit sich gegenseitig ergänzenden Brandschutzsystemen ausgestattet. Auf elektronischem Weg sorgen Brandmelder für eine schnelle und zuverlässige Detektion von Rauch. Um im Ernstfall einen Entstehungsbrand schnell und sicher zu löschen, steht schließlich eine speziell angepasste Sprinkleranlage zur Verfügung. In der Brandmeldezentrale laufen alle Daten zusammen und ermöglichen ein rasches Eingreifen der Feuerschutzexperten und zeitgleich die Evakuierung der Beschäftigten und eine Verständigung der Hilfs- und Rettungsdienste.
Extrem hoher Brandschutz und Schutz vor Fehl- und Täuschungsalarm
Für die Löschanlage in den Fertigungsgebäuden zur Herstellung von Silizium-Ingots und dem dazugehörigen Produktionsgebäude für die Kristallisation hat das Unternehmen HT Protect ein Konzept umgesetzt, das für das gesamte Werk extrem hohen Brandschutz gewährleistet und zugleich einen optimalen Schutz gegenüber Fehl- und Täuschungsalarm und den daraus resultierenden Schäden sicherstellt. Die Löschanlage besteht aus einem sogenannten "vorgesteuerten" Sprinklersystem. Bei dieser Ausführung befindet sich im Rohrnetz, das flächendeckend über den Produktionseinrichtungen installiert ist, im Normalzustand kein Wasser. Die Rohre sind bis hin zur Alarmventilstation in der Sprinklerzentrale mit Druckluft bei einem Betriebsdruck von ca. 3,0 bar gefüllt. Löschwasser wird bei der installierten Technik erst dann freigegeben, wenn parallel ein Brandmelder im fraglichen Bereich ebenfalls einen Alarm auslöst. Damit wird nahezu hundertprozentig sichergestellt, dass Löschwasser nicht "aus Versehen" austritt. Immerhin sind im Werk mehr als 1.000 Sprinkler installiert.
Löschwasser wird nur an solchen Stellen freigesetzt, wo es wirklich brennt. Da alle anderen Sprinkler – auch nach der Flutung des Rohrsystems mit Löschwasser – geschlossen bleiben, ist der Brandherd klar eingegrenzt und Folgeschäden bleiben minimal.
Im Werk selbst orientieren sich die Daten für Wasserbeaufschlagung und maximale Schutzfläche für den einzelnen Sprinkler an den jeweiligen Brandgefahrenklassen – in diesen Fällen OH III – sowie an den Vorgaben der VdS CEA Richtlinie 4001. In den meisten Bereichen wird dabei eine max. Schutzfläche von 12 m² pro Sprinkler und eine Mindest-Wasserbeaufschlagung von 5 mm /min zu Grunde gelegt. Im Lager gelten allerdings basierend auf der Brandgefahrenklasse HHS III andere Werte. Die maximale Schutzfläche reduziert sich hier auf bis zu 9 m² pro Sprinkler, gleichzeitig strömen aus den Regalsprinklern mindestens 115 l/min/Sprinkler.
Zur Erhöhung der Verfügbarkeit wurde eine Wasserversorgung der sogenannten "dritten Art" gewählt. Dies bedeutet, dass in einem Behälter mittels Druckluft das Löschwasser der Sprinkleranlage zur Verfügung gestellt wird und somit den Brandherd ohne Fremdenergie erreicht. Über eine weitere Wasserquelle, in diesem Fall ein Tank von 780 m³ Inhalt mit einer Pumpenanlage, wird die Gesamtbetriebszeit von 90 Minuten sichergestellt. Selbst bei größeren Bränden reicht diese Zeit für das Anrücken der Jenaer Berufsfeuerwehr zuverlässig aus. Die technischen Brandschutzeinrichtungen bieten im Werk Jena einen weiteren Vorteil: Feuer wird schnell detektiert – auch wenn sich keine Menschen am Brandort aufhalten. Da jedes Feuer in der Entstehungsphase klein ist, ermöglicht der schnelle Löschangriff eine enge Begrenzung des Schadensereignisses. In den meisten Fällen – so zeigt die Erfahrung – löschen sehr wenige Sprinkler den Brand komplett in der Flammenzone.
Mit diesem Konzept hat das Sicherheitsmanagement von SCHOTT Solar nahezu alle Eventualitäten des Feuerschutzes berücksichtigt und entsprechende Vorsorge getroffen. Rückgrat des Konzepts ist der technische Brandschutz. Er wird ergänzt durch regelmäßige Schulungen aller Mitarbeiter und einer ständigen Wartung und Weiterentwicklung der installierten Systeme.
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6251 - Veröffentlicht am:
30.04.2013 - Geändert am:
03.03.2020