Neue Brandklassen für Rohrisolierung
Einheitliche europäische Normen bei der CE-Kennzeichnung ändern die brandtechnische Bewertung heute verwendeter Rohrdämmungen. Neu entwickelte Polyolefine-Schaumstoffe erfüllen die strengeren Anforderungen. Ab August 2012 dürfen EU-weit nur noch Rohrisolierungen in den Handel gelangen, die den neu definierten Produktstandards entsprechen und das CE-Zeichen tragen. Die ersten Zertifizierungsverfahren nach den europäischen Normen laufen bereits.
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Neben dem obligatorischen CE-Zeichen auf Produkt oder Verpackung bedeutet die europäische Normierung in der Praxis vor allem, dass die bisherigen nationalen Brandklassifizierungen durch einheitliche europäische Brandklassen ersetzt werden. Zum Beispiel werden das französische M1 und die britische Class 0 verschwinden, und die auch in anderen Ländern verwendeten deutschen Brandklassen B1 und B2, festgelegt in der DIN 4102, werden ebenfalls auslaufen.
Einheitlicher Brandtest fördert den freien Warenverkehr in Europa
Eine wesentliche Grundlage für die neue europäische Klassifizierung ist ein genau festgelegter Brandtest, der SBI-Test, der von unabhängigen und speziell hierfür akkreditierten Prüflabors durchgeführt wird und in allen EU-Ländern Gültigkeit hat. Obwohl das komplette Zertifizierungsverfahren einen gewissen Mehraufwand für die Rohrisolierungshersteller bedeutet, ist dieser einheitliche Brandtest für die Industrie von großem Vorteil: Aufgrund der bisherigen international unterschiedlichen Prüfverfahren konnte es leicht passieren, dass bestimmte Rohrisolierungstypen je nach Vermarktungsland unterschiedlich hergestellt werden mussten, um den nationalen Brandtests zu genügen. Das war ein ständiges Problem für die Industrie und ein großes Hindernis für den freien Warenverkehr in Europa.
Neue Brandklassen mit Zusatzangaben für Rauchbildung und brennendes Abtropfen
Die neue Klassifizierung für Rohrisolierung bringt handfeste Vorteile. Denn das europäische System, festgelegt in der DIN EN 13501-1, arbeitet mit der bereits aus anderen Bereichen der Baubranche bekannten detaillierteren Gliederung in sieben Brandklassen, die Rohrisolierungsklassen sind an dem hinzugefügten und tief gestellten Buchstaben "L" erkennbar: A1L, A2L, BL, CL, DL, EL und FL. Ergänzt werden diese Klassen um die neuen Angaben für Rauchbildung und für brennendes Abtropfen. Die Wertungen dieses jeweils kritischen Brandverhaltens werden mit den kleinen Buchstaben "s" (für "smoke") und "d" (für "droplets") angegeben. Wenig oder gar kein Rauch wird mit s1 bewertet. Die Zusätze s2 oder s3 bedeuten, dass mit mehr Rauchentwicklung zu rechnen ist, was die Sicht behindert und gesundheitsgefährdend sein kann. Bei der Zusatzangabe d0 findet kein brennendes Abtropfen statt, bei d1 oder d2 können Materialteile brennend abfallen oder abtropfen und somit als Brandbeschleuniger wirken. So steht z. B. die Klasse BL s3 d0 für ein schwer entflammbares Material mit viel Rauchentwicklung, jedoch ohne brennendes Abtropfen.
Erhöhte Anforderungen für nicht brennbare Rohrdämmungen
Für bisher als nicht brennbar klassifizierte Rohrisolierungen wie z. B. Steinwolle-Rohrschalen ändert sich in der neuen Brandklassifizierung relativ wenig. Die aus der DIN 4102 Norm bekannten Klassen A1 und A2 für nicht brennbare Baustoffe finden sich in der neuen DIN EN 13501-1 Norm fast unverändert wieder. Allerdings müssen jetzt auch zwingend die höchsten Anforderungen für Rauch und brennendes Abtropfen eingehalten werden, damit die Rohrdämmung als nicht brennbar klassifiziert werden darf, d. h. die Mindestanforderung für nicht brennbare Rohrisolierung ist nun die Brandklasse A2L s1 d0.
Rauchbildung ist das Problem von Kautschuk-Isolierungen
Bedeutender sind die Änderungen bei den flexiblen Kunststoff-Rohrisolierungen. Aktuelle Produkte aus synthetischem Kautschuk erreichen im europäischen SBI-Test vielfach die neuen Klassen BL und CL, die bauaufsichtlich als "schwer entflammbar" eingestuft werden und somit die bisherige Klasse B1 nach DIN 4102 ersetzen. Mit der Brandklasse BL s1 d0 wird die bauaufsichtliche Benennung "schwer entflammbar" bestmöglich erfüllt, mindestens muss die Klasse CL s3 d2 erreicht werden. Die von Kautschuk allgemein bekannte Neigung zu Rauchbildung bei Brand verhindert jedoch bei den heute am Markt erhältlichen Rohrdämmungen aus diesem Material eine optimale Einstufung.
PE-Rohrisolierungen sind nur ausreichend
Für die beliebten PE-Rohrisolierungen ist die neue europäische Brandklassifizierung nach DIN EN 13501-1 ebenfalls nicht in allen Aspekten vorteilhaft. Nach der Norm DIN 4102 konnten hochwertige PE-Rohrdämmungen noch die bisherige Brandklasse B1, die für "schwer entflammbar" stand, erreichen. Zwar spielt die gefährliche Rauchbildung bei PE keine Rolle, aber die heute angebotenen Rohrisolierungen aus Polyethylen-Schaumstoff neigen zum brennenden Abtropfen und kommen ohne technische Weiterentwicklung über die Einstufung "normal entflammbar" (die neuen Klassen DL und EL) nicht hinaus. Obwohl diese Klassifizierung bei vielen Anwendungen für Rohrisolierung – u. a. im privaten Wohnungsbau und bei nichtöffentlichen Gebäuden – ausreicht, bieten die momentan erhältlichen PE-Isolierschläuche beim Brandschutz nach der neuen EU-Norm keine optimale Lösung.
Neue Kunststoffe erreichen eine bessere Brandklassifizierung
Rohrdämmungen aus neu entwickelten Polyolefine-Schaumkunststoffen, die beim SBI-Test die Brandklassen BL oder CL mit den höchsten Zusatzwertungen s1 und d0 erreichen, bilden künftig eine leistungsoptimierte Alternative zu den weit verbreiteten Kunststoff-Rohrisolierungen aus Polyethylen und synthetischem Kautschuk. So hat Thermaflex mit ThermaSmart COOLTM bereits eine innovative Polyolefine-Rohrisolierung im Programm, die mit der Brandklasse BL s1 d0 die neuen Anforderungen an schwer entflammbare Baustoffe bestmöglich erfüllt. Das ThermaSmart™ Sortiment wird 2011 um weitere Produkte ergänzt, die allesamt die neuen Tests für schwer entflammbare Rohrisolierungen ohne Rauch und ohne brennendes Abtropfen bestehen. Die wärmedämmenden Eigenschaften entsprechen unverändert den hohen deutschen Standards, die auch in der Energieeinsparverordnung (EnEV) vorgeschrieben sind.
Insbesondere, wenn auf die bauaufsichtliche Anforderung "schwer entflammbar" Wert gelegt wird, sollten keine Kompromisse eingegangen und immer das Material gewählt werden, das den Wunsch nach besserem Brandschutz optimal erfüllt – auch bei Rauchbildung und bei brennendem Abtropfen.
Tabelle
Brandklassifizierung lineare Rohrdämmstoffe (Auszug) - Im Rahmen der europäischen Normierung bei der CE-Kennzeichnung ändern sich auch die Brandklassen. Die neue Klassifizierung ist differenzierter und nimmt Zusatzinformationen über das jeweilige Brandverhalten auf. Für Rohrisolierungen bedeutet dies erhöhte Anforderungen. (Tabelle: Thermaflex/txn)
Bauaufsichtliche Anforderung | Zusatzanforderungen | Beispiele für Brandklassen nach DIN EN 13501-1 | bisherige Brandklassen nach DIN 4102 | |
kein Rauch | kein brennendes Abtropfen | |||
nicht brennbar | √ | √ | A1L A2L s1 d0 |
A1 A2 |
schwer entflammbar | √ | BL s2 d0 CL s1 d0 | B1 | |
√ | BL s2 d0 CL s3 d0 | |||
√ | A2L s1 d1 BL s1 d2 | |||
BL s3 d2 CL s3 d2 | ||||
normal entflammbar | √ | DL s3 d0 EL d2 DL s2 d2 | B2 | |
leicht entflammbar | FL | B3 |
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4298 - Veröffentlicht am:
30.04.2012 - Geändert am:
03.03.2020