Henninger Turm: Frankfurts neues Wahrzeichen mit Pixelfassade
Die Architektur des neuen Henninger Turms in Frankfurt-Sachsenhausen wird u. a. von mehr als 90 verschiedenen Fenstertypen bestimmt, die hinsichtlich Verglasung und Format stark variieren. Die so gebildete „Pixelfassade“ verleiht den Bauten einen unverwechselbaren Charakter.
Mehr als ein halbes Jahrhundert ragte er hoch über den Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen hinaus: Der 1961 von Karl Emil Lieser entworfene Henninger Turm war mit seinen 119,5 m während vieler Jahre sogar das höchste Bauwerk der Stadt. Einst erbaut als Getreidesilo für die Henninger-Bräu AG, wurde es mit seinem aufgesetzten Drehrestaurant – einem zylindrischen Baukörper, der an ein Bierfass erinnerte – schnell zum Wahrzeichen und beliebten Ausflugsziel. Doch ab 2002 wurden Brauereigelände und Turm nicht mehr genutzt. Nach einigen Besitzerwechseln erwarb schließlich die Actris Henninger Turm GmbH & Co. KG aus Mannheim das Areal mit dem Ziel, hochwertigen Wohnraum zu bauen.
2013 wurde das Frankfurter Wahrzeichen abgerissen. An seiner Stelle entstand der neue Henninger Turm mit 150 Wohnungen. Mit 140 m zählt er heute zu den höchsten Wohnhäusern Deutschlands. Im Sockelbau wurde ein Nahversorgungszentrum mit Läden, Apotheke sowie Fitnesseinrichtungen untergebracht. Den oberen Abschluss des Turmes bildet ein neu gestaltetes „Bierfass“ mit Restaurant und Aussichtsplattform. Mit diesen architektonischen Elementen kommt das Ende 2017 fertiggestellte Hochhaus seinem Vorgängerbau recht nahe.
Vielseitiger Fassadenentwurf
Die Architekten Claudia Meixner, Florian Schlüter und Martin Wendt haben keine Einheitsfassade, sondern eine sehr heterogene Gebäudehülle gestaltet. So spiegelt die höchst vielseitige „Pixelfassade“ des Turmes die ebenso große Vielfalt der dahinter liegenden Wohnungen wider.
Bei der praktischen Umsetzung des Entwurfs galt es, den besonders hohen Anforderungen an Glasproduktion und Herstellung der insgesamt 5.130 einzelnen Elemente sowie deren Montage am Gebäude gerecht zu werden. Die erfolgreiche Realisierung gelang schließlich durch die Zusammenarbeit von drei Standorten der Unternehmensgruppe Saint-Gobain GLASSOLUTIONS mit dem Fassadenkonstrukteur Rupert App aus Leutkirch.
Turm und Fass
Die planen Scheiben für den Turm wurden am Standort Radeburg gefertigt. Sie weisen viele verschiedene Formate und Glastypen auf und müssen alle gleichermaßen Anforderungen bezüglich Absturzsicherung, Sonnen-, Wärme- und Schallschutz erfüllen.
Um die Glasqualität der gebogenen Fenster für das „Fass“ zu definieren, begutachteten Architekten, Bauherrschaft, Fassadenplaner und Metallunternehmer gemeinsam 1:1-Referenzmuster beim Verarbeiter am Standort Döring Berlin. Dabei legten die Projektverantwortlichen höchsten Wert auf brillante Optik und verzerrungsfreie Durchsicht der Isoliergläser.
Man einigte sich auf eine Glasspezifikation aus Dreifach-Isolierglas mit Mehrscheiben-VSG-Float-Kombinationen. Zum Einsatz kamen zylindrisch gebogene Gläser. Sie wurden beim Fassadenkonstrukteur vormontiert, teilweise im Structural-Glazing-Verfahren verklebt und dann als Fertigelemente auf der Baustelle per Kran eingehängt, von Hand ausgerichtet und montiert.
Die Stadtvillen
Neben dem Henninger Turm werden bis 2019 mehrere fünfgeschossige Stadtvillen mit 110 Wohneinheiten auf dem Areal entstehen, entworfen von verschiedenen Architekten. Hierfür sind Schallschutzverglasungen mit Abstandhaltern vorgesehen.
Die bereits fertiggestellten Glasfassaden der Großüberbauung können sich absolut sehen lassen. Ganz offensichtlich gelingt es, in dem entstehenden Quartier um den Henninger Turm an die architektonische und städtebauliche Qualität von einst anzuknüpfen.
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7603 - Veröffentlicht am:
17.10.2018 - Geändert am:
17.10.2018