Centrum-Galerie Dresden - Einkaufszentrum zwischen Altstadt und DDR-Moderne
Peter Kulka Architektur Dresden
Die Stadt Dresden hat im Laufe Ihrer 800-jährigen Entwicklung viele Veränderungen durch Weiterbau, aber auch durch verheerende Zerstörungen erfahren. Nach den Luftangriffen im Februar 1945 wurde das Stadtzentrum fast komplett vernichtet. Heute stellt sich die Stadt als ein heterogenes, eher offenes Gebilde im durchgrünten Elbtal dar. Dieses besteht zum einen aus Inseln, die die unterschiedlichen Auffassungen der Wiederaufbauphasen dokumentieren, zum anderen ist es ein komplexes Gefüge aus unterschiedlichsten Zeitschichten.
Das Ensemble Prager Straße ist einer der wichtigsten Beiträge der DDR-Moderne und als solches bis heute erfahrbar. In diesem stringenten städtebaulichen Quartier in Plattenbauweise nehmen einige Gebäude durch ihre formale Gestaltung eine Sonderstellung ein. Sie sind Identifikationspunkte von hohem Wiedererkennungswert, wie z. B. das Rundkino und die kraftvolle Fassade des ehemaligen Centrum-Warenhauses.
Städtebaulicher Kontext
Nach der Wende wurde durch ein neues städtebauliches Konzept die Weite des Raumes Prager Straße durch Rückbau auf das alte Profil an den Enden minimiert. Auf diese Weise entstand eine Platz-Straßenraum-Folge, die von der Spannung zwischen Enge und Weite lebt. Das ehemalige Centrum-Warenhaus entspricht in seiner Struktur und in seinen Bezügen zu den öffentlichen neu geschaffenen bzw. zu schaffenden Räumen nicht mehr den heutigen Anforderungen. Außerdem steht es der Schaffung eines größeren städtischen Einkaufskomplexes im Wege.
Entwurfsidee und Fassadenkonzept
Auf der Basis des genius loci wurde die Entwurfsidee konzipiert. In Anknüpfung an die ursprüngliche Planung wird der Einkaufskomplex unter Wiederverwendung der ursprünglichen Fassade aus Aluminiumwaben – einer Collage gleich – in Aufriss und Tiefe gegliedert.
Im Wechsel mit großzügigen Zugängen und transparenten Fassaden, die Einblicke in die Welt des Forums geben und einladen, entsteht eine bewegte, spannungsvolle und skulpturale Hülle. Diese wird dem historischen Kontext und dem Maßstab der Prager Straße gerecht und antwortet auf die neuen funktionalen und städtebaulichen Bedingungen.
Die oberen beiden Parkdecks werden teilweise durch die Aluminiumwaben und teilweise durch Aluminiumglattblechpaneele geschlossen. Die Eckausbildung der Fassade mit den Aluminiumwaben in den Obergeschossen sichert die Wiedererkennung zu den städtebaulich wichtigen Orten Prager Platz und Dippoldiswalder Platz. Der Kubus im Fußgängerbereich am Prager Platz sowie die leichttransluzente Fassade der Spindel schaffen neue Identifikationspunkte.
Die Zugänge werden differenziert und entsprechend der zu erwartenden Besucherströme mit besonderem Augenmerk zur Prager Straße und zu den beiden Plätzen angeordnet. Die notwendige Vernetzung mit der inneren
Struktur ist so gewährleistet.
Innere Struktur
Die innere Struktur der Einkaufsgalerie erhält ihre Identität durch drei unterschiedliche raumfolgenbestimmende Entwurfselemente:
- Die lichtdurchflutete Mall bildet durch ihre Dimension und durch die ornamentale Ausbildung den zentralen Höhepunkt der Anlage. Die Größe des Raumes wird durch die himmelstrebende Rolltreppenkaskade, die alle Ebenen miteinander verbindet, verstärkt.
- Unmittelbar anschließend entwickelt sich fließend, durch die freien Formen betont, der zentrale Raum in ein sogenanntes "Kaufparadies"
- Durch die querende Passage zwischen Prager Platz und Trompeterstraße bzw. durch die Verbindung von der großen Mall zum Dippoldiswalder Platz wird das Einkaufszentrum in seiner Raumorganisation gegliedert und vernetzt.
Die Material- und Formsprache der Struktur akzentuiert die gestalterische Ausdruckskraft und bildet einen einzigartigenInnenraum.
Die Innenfassade der Mall behandelt das Thema von Ornament und Relief der Außenfassade auf andere Weise, aber in gleichem Material. Das außen für die Waben verwendete Aluminium setzt sich innen mit einem plastisch ausgeschnittenen Ornament in den Aluminiumtafeln fort. Während die Außenfassade einen Bezug zum Dresden der Nachkriegzeit herstellt, nimmt die Innenfassade Bezug auf das alte Dresden der Vorkriegszeit. Das Ornament der Aluminiumtafeln wurde aus einem Schmuckdetail der Schlossfassade entwickelt.
Die Aluminiumtafeln sind geschoßhoch (ca. 4,20 m) und in drei Ebenen übereinander angeordnet. Sie wurden mit Abstand vor der tragenden Wand befestigt. Der Hintergrund ist zur Verbesserung der Raumakustik mit einem anthrazitfarbenen Absorptionsmaterial belegt. Hinter den Aluminiumtafeln verdeckt angeordnete LED-Lichtleisten illuminieren den sonst anthrazitgrauen Hintergrund farbig. Die Lichtfarbe kann programmgesteuert wechseln. Auf diese Weise lässt sich der Innenraum abends und bei besonderen Veranstaltungen atmosphärisch verwandeln.
Bautafel - Centrum Galerie Dresden
Bauherr: | Multi Veste Dresden GmbH |
Architekt: | Peter Kulka Architektur Dresden GmbH – LPH 2–5, Peter Kulka, Philipp Stamborski |
Bauleitung: | Generalunternehmer Max Bögl Bauunternehmung GmbH & CO.KG, Standort Leipzig |
GU-Bauleitung: | Gassmann + Grossmann Baumanagement GmbH |
Projektsteuerung: | Drees & Sommer München GmbH |
Tragwerksplaner: | IMM Ingenieurbüro Müller Marl GmbH – LPH 2–5 Tragwerksplaner – Technische Gesamtplaner |
Fassadenberatung: | Ingenieurbüro Priedemann |
Haustechnik: | Protec Planungsgesellschaft GmbH – LPH 2–4, IBG Ingenieurbüro für Gesamtplanung GmbH – LPH 5 |
Thermische Bauphysik und Schallschutz: | Ingenieurbüro für Bauphysik von Rekowski + Partner |
Brandschutz: | HHP Berlin Ingenieurgesellschaft für Brandschutz mbH |
Lichtplanung: | Lichtvision GmbH, Har Hollands Lichtarchitekt |
Fassadenfirmen: | Blechfassade: Fa. Pohl, Köln; Stahl-/Glasfassade: Fa. Roschmann, Gersthofen |
Außenanlagen + Verkehrsplanung: | Ingenieurbüro Holzem GmbH |
Bruttogeschossfläche Bauteil 1: | 106000 m² |
Gesamtverkaufsfläche Bauteil 1 + 2: | 52000 m² |
Gesamte Investitionssumme Multi Bauteil 1 + 2: | 290 Millionen € |
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30.04.2012 - Geändert am:
03.03.2020