Allgemeine Informationen
Andere Namen: | Sanaa-Gebäude; Sanaa-Kubus; Zollverein School |
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Fertigstellung: | 2006 |
Status: | in Nutzung |
Bauweise / Bautyp
Funktion / Nutzung: |
Universitätsgebäude |
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Baustil: |
Minimalismus |
Draufsicht: |
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Preise und Auszeichnungen
2010 |
Preisträger
für angemeldete Nutzer·innen |
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Lage / Ort
Lage: |
Essen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland |
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Koordinaten: | 51° 29' 17" N 7° 2' 52" E |
Technische Daten
Abmessungen
Höhe | 34 m | |
Abmessungen am Fuß | 35 m x 35 m |
Auszug aus der Wikipedia
Das SANAA-Gebäude ist ein 2006 errichtetes, architektonisch innovatives Hochschulgebäude in Essen. Nach der ursprünglichen Verwendung sowie nach den Architekten werden teilweise noch die Namen „Zollverein-Kubus“, „Zollverein School“ und „Sanaa-Kubus“ verwendet.
Entstehung und Verwendung
Der Zollverein-Kubus befindet sich im Stadtteil Essen-Stoppenberg, auf wenige Meter angrenzend an die Stadtteile Katernberg und Schonnebeck. Er steht am Eingang der Hauptzufahrt zum Gelände des Weltkulturerbes Zeche Zollverein an der Gelsenkirchener Straße, Ecke Bullmannaue. Zur Errichtung wurde ein vor dem Ersten Weltkrieg von der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft errichtetes Straßenbahndepot abgerissen, das zuletzt von der Schraubenfabrik Wilhelmi genutzt worden war. Das Bauwerk steht damit streng genommen nicht auf dem historischen Zechengelände, wird aber zum Gesamtensemble gezählt.
An dieser Stelle sah der Masterplan für das Gelände von Rem Koolhaas/OMA einen städtebaulichen Anziehungspunkt vor, einen zusätzlichen Publikumsmagneten, der zum Wahrzeichen avancieren sollte. Entworfen wurde das Gebäude von der japanischen Architektin Kazuyo Sejima und ihrem Kollegen Ryue Nishizawa des Tokioter Architektenbüros SANAA. Sie gewannen 2002 mit ihrem Entwurf den Gestaltungswettbewerb. Ausgeführt wurde der Bau von dem Essener Architekten Heinrich Böll. Die Gesamtkosten für das Gebäude betrugen 14,1 Millionen Euro. Darin sind Kosten für den Ankauf des Grundstücks, den Abbruch der vorhandenen Bausubstanz sowie die Beseitigung der Altlasten enthalten.
Das Gebäude wurde für die inzwischen wieder geschlossene Privathochschule Zollverein School of Management and Design errichtet und 2006 eröffnet. Trotz einer staatlichen „Anschubfinanzierung“ von 6,8 Millionen € konnte die Privathochschule kaum Studierende gewinnen und erzielte niemals nennenswerte Einnahmen. Als maßgeblicher Grund für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten wurden die sehr hohen Betriebskosten des Gebäudes angegeben. Im Jahr 2007 räumte die Hochschule 5.400 der insgesamt 5.700 Quadratmeter des Gebäudes. Nachdem insgesamt 30 Millionen Euro öffentlicher Mittel ausgegeben worden waren, wurde 2008 die Abwicklung beschlossen.
Seit 2010 nutzt die Folkwang Universität der Künste das Gebäude für ihren Fachbereich Gestaltung. 2017 wurde mit dem „Quartier Nord“ benachbart ein 19.000 Quadratmeter großer Neubau fertiggestellt, der den Fachbereich seit Oktober 2017 beherbergt. Das SANAA-Gebäude wird weiterhin für die Lehre des Folkwang Graduate Programms Gestaltung „Heterotopia“, Ausstellungszwecke und Vorträge genutzt. Für das Jahr 2017 verzeichnet der Veranstaltungskalender der Hochschule insgesamt 13 öffentliche Veranstaltungen. Das Gebäude wird auch zur Miete für Veranstaltungen angeboten. Die beiden Hochschulgebäude bilden den „Folkwang Campus Welterbe Zollverein“. Um den Hochschulstandort herum ist eine „Designstadt“ geplant.
Nutzbarkeit und Wirtschaftlichkeit
Für das Gebäude konnte seit seiner Errichtung keine wirtschaftlich vertretbare Nutzungsmöglichkeit gefunden werden. Das Scheitern der privaten Hochschule wurde, neben den geringen Studentenzahlen und Einnahmen, auch den sehr hohen Betriebskosten des Gebäudes zugeschrieben. Diese betragen nach Schätzungen – genau berechnete Zahlen existierten auch zum Zeitpunkt der Schließung der Hochschule nicht – zwischen 300.000 und 400.000 Euro im Jahr, das sind rund tausend Euro täglich. Mit 5 bis 6 Euro monatlich je Quadratmeter reichen damit alleine die Betriebskosten des Kubus an die in der Umgebung üblichen Mieten für Bürogebäude heran.
Hinzu kommt die mangelnde Nutzbarkeit großer Flächen für den Lehrbetrieb, für den das Gebäude errichtet sein sollte und für den die öffentliche Finanzierung zweckgebunden bereitgestellt worden war: Die Seminarräume sind klein, während es weitläufige Zwischengeschosse gibt, die durch ihre laute Akustik für Lehrzwecke nicht zu verwenden sind. Die Kosten für die tatsächlich nutzbaren Flächen liegen somit noch um ein Mehrfaches höher. Die Lokalpresse fasste die mangelhafte Nutzbarkeit in dem Kommentar zusammen, „dass der Würfel zwar sehr schön ist, aber eigentlich zu nichts nutze.“
Im Zuge der Renaturierung des Flusses Emscher wurde 2015 bekannt, dass in den Schächten der Zeche Zollverein nur noch bis zum Jahr 2020 Grubenwasser abgepumpt werden soll. Ab diesem Zeitpunkt ist die Beheizung des Zollverein-Kubus mit warmem Grubenwasser nicht mehr möglich.
Architektur
Konstruktion
Der Fast-Kubus (Grundfläche 35 auf 35 Meter, 34 Meter Höhe) ist in seinem inneren Aufbau großzügig und transparent. Aufenthaltsräume, Bibliothek und Seminar-Räume verteilen sich jeweils auf eigene Ebenen. Einzige durchgängige Elemente sind dabei drei frei stehende Kerne unterschiedlicher Größe und zwei notwendige Stahlstützen zur Verringerung der Spannweiten der Decken. Die fünfzig Zentimeter starke Flachdecke überspannt so zwischen den vier Außenwänden, den drei Kernen und den beiden Stützen maximal sechzehn Meter. Zur Verringerung der Deckeneigenlast um 30 Prozent wurden kugelförmige Kunststoffhohlkörper in die Bewehrung eingelegt. Auch sämtliche Technik des Gebäudes verläuft durch die Decken.
Eine weitere Besonderheit des Gebäudes ist seine aktive Wärmedämmung. In die fünfundzwanzig Zentimeter dicken Wände ist ein 3000 Meter langes Schlauchsystem einbetoniert. Durch dieses Rohrsystem läuft rund 28 Grad warmes Wasser aus der Wasserhaltung der stillgelegten Zechenschächte. Über einen Wärmetauscher erwärmt dieses Wasser den Wasserkreislauf des Kubus. Die Erwärmung der Wände dient dabei nicht zur Beheizung des Gebäudes, sondern zur aktiven Wärmedämmung. Die monolithische Wandbauweise soll als Verweis auf die Bestandsbauten auf dem Gelände verstanden werden, die in einschaligem Mauerwerk umgesetzt sind.
Fassade
Während im Wettbewerbsentwurf aus dem Jahre 2005, der noch ein feinmaschiges Fensterraster vorsah, 3500 unterschiedlich große Fenster die Fassaden zierten, sind es im realisierten Entwurf lediglich 132 in nur vier unterschiedliche Größen. Die Fassade musste dabei vor allem aus konstruktiven Aspekten abgeändert werden. Auffälliges Merkmal des Gebäudes ist weiterhin die Konzentration der Fenster zu den gegenüberliegenden Ecken (Südwesten und Nordosten) und die nicht ablesbare Geschossigkeit. Die Fenster sind nicht rein nach ästhetischen Gesichtspunkten platziert, sondern aufgrund einer Tageslichtsimulation, die unter anderem die geplante Grundrissnutzung (Bibliothek, Computerarbeitsplatz, Seminarraum etc.), die Ausrichtung und die Geschosshöhe berücksichtigte. Danach veränderten die Architekten die Positionierungen noch geringfügig unter Berücksichtigung der Ausblicke, die das Gebäude bieten könnte. So befinden sich die meisten Fenster an der südwestlichen Ecke, also in Richtung des Geländes der Zeche Zollverein. Aus dem Gebäude bieten sich so immer neue Ausblicke und eingerahmte Impressionen der Umgebung.
Auch die Türöffnungen nach außen sind alle quadratisch und nicht in einheitlicher Größe. Um deren optische Abweichung so gering wie möglich zu halten, wurde auf sonst übliche Inszenierung der Eingänge verzichtet. Lediglich Kieswege deuten die Positionen der Türen an.
Innere Aufteilung
Die 5.700 Quadratmeter des Gebäudes verteilen sich auf fünf Geschosse. Im Erdgeschoss befindet sich ein freistehender, gestaffelter Hörsaal. Außerdem waren ein Empfangstresen und eine Cafeteria vorgesehen. Der Hörsaal ist rundum doppelverglast, wobei zwischen den Glasscheiben ein Vorhang eingezogen ist. Die innere Glasschicht ist nach innen geneigt mit dem Ziel einer besseren Akustik. Die Akustik im restlichen Teil des Erdgeschosses erwies sich als schlecht, weil sämtliche Oberflächen sehr stark Schallwellen reflektieren.
Die höheren Geschosse erreicht man über einen der Aufzüge im größten oder über Treppen in den anderen beiden Kernen. Das erste Obergeschoss ist mit seiner großen Deckenhöhe von zehn Metern das Herzstück des Gebäudes. Im Gegensatz zur Akustik des Erdgeschosses schafft hier grauer Teppich eine ruhigere Atmosphäre. Die Etage ist mit Ausnahme von wenigen ausgewählten Möbelstücken leer. Sie sollte als Multifunktionsraum verstanden werden. Zu diesem Zweck befinden sich überall im Fußboden Anschlüsse für Strom und Internet.
Das zweite Obergeschoss sollte die Etage der Studenten sein. Eingestellte, weiß verputzte und damit von den Sichtbetonkernen abgesetzte Quader beherbergen die Seminarräume. Zusätzliche Wände gibt es auch hier nicht. Das dritte Obergeschoss enthält voll verglaste Büros, in denen Professoren und Verwaltung untergebracht werden sollten. Die Büros sind erreichbar über einen umlaufenden Gang und untereinander verbunden über quadratische Innenhöfe. Die Innenhöfe lassen auf das darüber liegende Dachgeschoss schließen. Die Höfe gehören zum Außenraum und gestalten sich in der obersten Etage als Einblick gewährende Bodenöffnungen. Ansonsten soll die oberste Ebene einen skulpturalen Charakter haben. Drei große Öffnungen im Dach mit verglasten Fensteröffnungen schaffen private Außenräume.
Die Planung der Architekten sah vor, dass alle Geschosse der Privathochschule, insbesondere das Dachgeschoss, öffentlich zugänglich sein sollten. Dies wurde nie realisiert, alle Obergeschosse blieben ausschließlich den Gebäudenutzern vorbehalten. Ebenfalls abweichend von der Planung ist die fehlende Bepflanzung innerhalb der Innenhöfe des Verwaltungsgeschosses und auf der obersten Ebene.
Architekturpreis
Der Bund Deutscher Architekten zeichnete den Zollverein-Kubus 2010 mit dem Architekturpreis Nike in der Kategorie „beste städtebauliche Symbolik“ aus. Die BDA-Jury urteilte: „Souveräne Zurückhaltung und Selbstbewusstsein lassen das Bauwerk in eine ebenso angemessene wie spannungsreiche Wechselwirkung mit dem Welterbe-Ensemble der Nachbarschaft treten.“ Unter der Überschrift „Rein bautistisch“ kritisierte die Frankfurter Allgemeine Zeitung diese Entscheidung und bezeichnete das Gebäude als ein „schönes, aber unbrauchbares Stück Architektur“.
Text übernommen vom Wikipedia-Artikel "SANAA-Gebäude" und überarbeitet am 23. Juli 2019 unter der Lizenz CC-BY-SA 4.0 International.
Beteiligte
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20060550 - Veröffentlicht am:
05.07.2011 - Geändert am:
31.07.2015