Allgemeine Informationen
Baubeginn: | 12. Jahrhundert |
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Fertigstellung: | 19. Jahrhundert |
Status: | in Nutzung |
Bauweise / Bautyp
Funktion / Nutzung: |
Kirche |
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Baustoff: |
Mauerwerksbauwerk |
Konstruktion: |
Kreuzrippengewölbe |
Baustil: |
Türme: Romanisch Hauptschiff: Neuromanisch Chor: Gotisch |
Preise und Auszeichnungen
Lage / Ort
Lage: |
Münster, Nordrhein-Westfalen, Deutschland |
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Koordinaten: | 51° 57' 45.60" N 7° 38' 57.41" E |
Technische Daten
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Auszug aus der Wikipedia
Die katholische Stifts- und Pfarrkirche St. Mauritz ist der älteste in Teilen original erhaltene Sakralbau in Münster. Sie liegt im Westen des Mauritzviertels, knapp außerhalb des Innenstadtrings, an der Sankt-Mauritz-Freiheit.
Patrozinium
Die Kirche steht unter dem Patrozinium des Hl. Mauritius. Er war der Legende nach Anführer der Thebaischen Legion und erlitt um 290 in Agaunum im Wallis das Martyrium. Seine Verehrung ist seit dem 4. Jahrhundert bezeugt. Er gehörte zu den Hauptpatronen des Heiligen Römischen Reichs. Sein Gedenktag ist der 22. September.
Geschichtliche Entwicklung
St. Mauritz war Stiftskirche des Kollegiatstifts St. Mauritz, das nach dem Domkapitel des St.-Paulus-Doms als das bedeutendste Stift im Bistum Münster galt.
Stift
Das genaue Gründungsdatum des Stifts ist unbekannt, da die Urkunde nicht mehr vorhanden ist. Es gibt aber mehrere Indizien dafür, dass Bischof Friedrich I. († 1084) der Gründer war.
Aufschlussreich sind die engen Verbindungen Friedrichs zum St. Mauritius-Dom in Magdeburg. Er war dort zunächst Kanoniker, stieg dann zum Dompropst auf, scheiterte aber mit seinem Streben nach dem Amt des Erzbischofs und kam dann nach Münster. Da Magdeburg ein Zentrum der Mauritius-Verehrung war, spricht das Mauritius-Patrozinium der Stiftskirche für den Einfluss Friedrichs I. Außerdem lassen Untersuchungen der romanischen Osttürme bei Grabungen im Jahre 1970 vermuten, dass die Stiftskirche um das Jahr 1064 oder kurz danach, d. h. in der Amtszeit Friedrichs I. errichtet wurde. Möglicherweise stammten die Pläne zum Bau aber bereits von dessen Vorgänger Rudbert.
Der Abschluss der Bauarbeiten – einschließlich der Errichtung des Langhauses – und die Weihe der Stiftskirche fielen vermutlich in die Amtszeit von Friedrichs Nachfolger Bischof Erpho. Beide Bischöfe wurden in der Stiftskirche begraben, das Grab Erphos wurde zum Ort der Verehrung.
Erweiterungen erfuhr das Stift offenbar durch den von 1098 bis 1118 amtierenden Bischof Burchard. Er ließ Stiftsgebäude bauen sowie einen Kreuzgang, der an die Südseite der Stiftskirche anschloss. An dem Kreuzgang wurden kleine Kapellen angebaut, u. a. die Blasiuskapelle, in der Bischof Burchard bestattet wurde. Der münstersche Bischof Hermann II. stiftete die Dechanei und beauftragte 1177 den Ausbau des Kapitels. In seiner Amtszeit wurden auch der Westturm und die Erphokapelle errichtet. Außerhalb des eigentlichen Stiftsbezirks, der damals noch vor den Toren Münsters lag, siedelten sich vorwiegend Handwerker an, sodass sich ein „suburbium“ entwickelte.
Bis ins 14. Jahrhundert hinein bestimmte der Bischof von Münster die Pröpste von St. Mauritz. Dies änderte sich durch eine Verwaltungsreform im Bistum gegen Ende des 14. Jahrhunderts, in deren Zuge die Rechte der Stiftspröpste eingeschränkt wurden. Zum Ausgleich erhielt das Stift St. Mauritz das Recht der freien Propstwahl. Einer der Dechanten war 1352 Wessel von Deckenbrock, Sohn des Bürgermeisters von Münster Johann III. von Deckenbrock und der Adelheid von Langen (westfälische Adelsgeschlechter). Er wurde spätestens 1376 bischöflicher Offizial.
Im Jahre 1529 begann Bernhard Rothmann, Kaplan an St. Mauritz, reformatorisch zu predigen. Damit wurde das Stift Ausgangspunkt der Entwicklung hin zum Täuferreich von Münster. Nachdem die Täufer 1534 die Kontrolle über die Stadt erlangt hatten, fiel auch das Stift St. Mauritz den Verwüstungen der Täufer zum Opfer. Nach der Niederschlagung des Täuferreichs wurden die Stiftskirche und die Stiftsgebäude wiederhergestellt.
Der Kreuzgang der Stiftskirche mit seinen Kapellenbauten wurde 1832 abgerissen. Von den stiftseigenen Wohngebäuden sind heute nur noch die (ehemalige) Stiftskurie und (in Teilen) das Gebäude der alten Dechanei erhalten. Die Stiftskurie, die heute als Pfarrhaus von St. Mauritz genutzt wird, liegt unmittelbar gegenüber von St. Mauritz. Das Gebäude wurde 1758 vermutlich nach Plänen von Johann Conrad Schlaun erbaut und wird heute als Pfarrhaus genutzt. Die alte Dechanei (Wohnung des Stiftsdechanten) befindet sich in einiger Entfernung nordöstlich der Kirche. Außerdem sind noch Überreste der Umfriedung der IMMUNITAS SANCTI MAURITII vorhanden, und zwar die Torpfeiler des östlichen Zugangs zum Stiftsbezirk, die 1754 errichtet wurden. In ihrem Gesims ist der o. g. lateinische Hinweis auf den Stiftsbezirk eingemeißelt.
Pfarrkirche
Im Jahre 1811 wurde das Stift im Zuge der Säkularisation aufgehoben. Die Kirche war seitdem Pfarrkirche der eigenständigen Kirchengemeinde St. Mauritz, zu der u. a. die katholische Mauritz-Grundschule, ein Kindergarten, das Kinderheim St. Mauritz und der Mauritz-Friedhof gehörten. Nach weitreichender Zerstörung des St.-Paulus-Doms im Jahre 1945 war St. Mauritz zeitweilig die einzige nutzbare alte Kirche in Münster.
Seit dem 30. Mai 2013 ist die St.-Mauritz-Kirche die Pfarrkirche der neuen/alten Kirchengemeinde Sankt Mauritz, die im Wege der Eingliederung der Pfarrgemeinden Herz Jesu und St. Elisabeth, Hl. Edith Stein und St. Benedikt in die Pfarrei St. Mauritz entstanden ist.
Gebäude
Die Kirche hat ein dreischiffiges neuromanisches Langhaus basilikalen Querschnitts. An das Langhaus schließt östlich der gotische Chor an, der durch zwei romanische Türme (Osttürme) flankiert wird. Dem Langhaus vorgelagert erhebt sich der mächtige Glockenturm (Westturm). Seitlich davon, jeweils an der westlichen Frontseite der Seitenschiffe, befinden sich Eingänge zur Kirche. Unterhalb des Turmes führt ein Durchgang vom Langhaus in die Erphokapelle, die dem Westturm vorgelagert ist.
Romanischer Westturm
Der Westturm stammt aus dem 12. Jahrhundert. Er besteht aus mehreren übereinander liegenden (gewölbten) Räumen bzw. Ebenen. Der unterste Raum bildet den Durchgang vom Langhaus zur Erphokapelle. Vom Vorraum des südlichen Seiteneingangs führt eine Treppenanlage in die darüber liegenden Ebenen. Die Ebene über dem Durchgang zwischen Kirche und Erphokapelle ist zweigeteilt: Nach Osten hin befindet sich eine zur Kirche hin offene Kammer mit einem Tonnengewölbe, in der die Orgel untergebracht ist. Dieser (Orgel-)Kammer ist nach Westen hin ein Turmraum vorgelagert, in dessen Süd- und Nordwand sich jeweils ein romanisches Fenster befindet. Von diesem Raum aus wurden früher die Glocken geläutet. Die tönernen Überreste der Öffnungen/Führungen für die Glockenseile sind noch vorhanden. Darüber befinden sich drei weitere Ebenen, deren obersten beiden obersten jeweils mit Schallluken ausgestattet sind. Auf der obersten Ebene, direkt unter der Turmhaube, befindet sich die Glockenstube. Die darunter liegende Ebene ist durchgängig mit der untersten Ebene verbunden. Die Schallluken sind kleiner (zweiarkadig) als die der Glockenebene (dreiarkadig). Auf der untersten der drei Ebenen ist der Mechanismus der Turmuhr untergebracht.
Von ihrer äußeren Erscheinung ist die obere Hälfte des Turmes ähnlich den Osttürmen gestaltet, wobei jede Turmseite gewissermaßen als „doppelte“ Version der Osttürme erscheint: In mittlerer Turmhöhe befinden sich zunächst schlichte, schlitzartige Fensteröffnungen, darüber jeweils zwei nebeneinander liegende Doppel-Arkadenfenster, darüber jeweils zwei nebeneinander liegende Dreifach-Arkadenfenster.
Über dem steinernen Turmgemäuer erhebt sich eine mächtige, barock geschwungene Turmhaube, die 1709 aufgesetzt wurde. Die Haube mündet in einer schlanken Turmlaterne in Form eines achteckigen, nach allen Seiten offenen, pavillon-ähnlichen Raumes. Darüber befindet sich wiederum eine langgestreckte Turmhaube, die deutlich an die Form eines Zwiebelturmes erinnert.
Romanische Osttürme
Vom Gründungsbau der Stiftskirche sind heute nur noch die beiden romanischen Osttürme und jeweils angrenzende Teile des Mauerwerks des Chorraumes erhalten. Dies konnte bei Grabungsarbeiten im Jahr 1970 festgestellt werden.
Die mehr oder minder identischen Osttürme sind schlank gebaut. Etwa auf halber Höhe beginnt die Aufgliederung der Türme in Geschosse, in deren Wände allseitig Fenster eingelassen sind. Im untersten Geschoss befinden sich schlichte Rundbogenfenster, im mittleren Geschoss Doppel-Arkadenfenster, im oberen Geschoss Dreier-Arkadenfenster, und über diesen jeweils ein kleines Rundfenster, das durch Relief-Figuren flankiert wird. Die Turmhelme sind jeweils als schlichte Spitztürme ausgeführt, die mit Schiefer gedeckt sind, und deren Höhe ca. das Doppelte der jeweiligen Seitenflächenbreite ergibt. Der nördliche Ostturm enthält im Erdgeschoss einen Durchgang von außen zum Chorraum der Kirche. Der südliche Ostturm ist in das Bauensemble von angrenzender Sakristei und einem Gebäuderiegel integriert. Der Zugang zu den einzelnen Geschossen ist nur über die Gewölbe der Kirchenschiffe möglich.
Kunsthistorisch bedeutend sind die Nischenreliefs der Osttürme von St. Mauritz, die direkt unterhalb der Turmhelme, die Rundfenster flankierend angebracht sind. Sie gehören zu den sehr wenigen erhaltenen Reliefs am Außenbau einer Kirche im 11. Jahrhundert. Vermutlich entstanden sie um 1090. Dargestellt sind zum Beispiel fünf männliche, kriegerische Figuren und eine weibliche Heilige. Als Vergleichswerke sind die ebenfalls im 11. Jahrhundert entstandenen Nischenreliefs der Westfassade von St. Pantaleon in Köln zu nennen. Drei dieser insgesamt 10 Nischenreliefs befinden sich heute im Landesmuseum in Münster.
Gotischer Chor
Der Chor war ursprünglich romanisch. Er wurde 1476 durch einen gotischen Chor ersetzt.
Während der ursprüngliche romanische Chor eine quadratische Grundfläche mit halbrunder Apsis hatte, ist der Neubau rechteckig angelegt und hat zwei Joche. Der anschließende Chorabschluss ist fünfflächig. Zwei dieser Flächen (mit Fenstern) bilden eine Verlängerung des Chores. Im gesamten Chorraum sind schwarze und weiße Marmorfliesen verlegt.
An der Nordseite des Chores befindet sich – außerhalb der Kirche – eine monumentale Kreuzigungsdarstellung aus Sandstein, die ursprünglich wohl im Kreuzgang stand. Die Kreuzigungsgruppe wurde um 1630 von Gerhard Gröninger aus Münster geschaffen. Links daneben befindet sich eine spätgotische Nische mit Muttergottes. In der Nische befindet sich heute eine Kopie. Das um 1500 entstandene Original wird im Pfarrhaus aufbewahrt.
Gotische Sakristei
An der Südseite des Chores befindet sich die Sakristei. Dieser Anbau besteht teilweise noch aus Resten des alten (romanischen) Mauerwerks. Der südliche Ostturm geht in den Anbau über. Der Raum war ursprünglich wohl ein Kapellenraum.
Neuromanisches Langhaus
Das ursprüngliche romanische Langhaus war einschiffig. Es musste 1857 wegen Einsturzgefahr abgebrochen werden und wurde durch ein dreischiffiges neuromanisches Langhaus basilikalen Querschnitts ersetzt, das in den Jahren 1859–1861 nach Plänen des münsterschen Diözesanbaumeisters Emil von Manger errichtet wurde.
Das neue Langhaus wurde reich ausgemalt. Erhalten sind heute noch die Wandbilder auf den Flächen oberhalb der Arkadenbögen im Mittelschiff mit szenischen Darstellungen der acht Seligkeiten. Sie verbergen sich unter einer Schutzwand, die, wie sämtliche Wandflächen der Kirche, schlicht weiß gestrichen wurden. Einen Eindruck über die ursprüngliche Ausmalung vermitteln einige Freilegungsfenster im Putz der Erphokapelle.
Neuromanische Seitenschiffe
Die beiden Seitenschiffe sind jeweils mit romanischen Fenstern ausgestattet, und durch jeweils vier Rundbögen zur Kirche hin offen. Die ursprünglich vorhandenen zahlreichen Seitenaltäre sind entfernt worden. Im Gegensatz zur Ostwand des nördlichen Seitenschiffs, einer schlichten weißen Wand, an der die Achtermann-Madonna angebracht ist, ist die Ostwand des südlichen Seitenschiffs eine rundbogenartig gestaltete Bruchsteinwand mit einem romanischen Nischenausschnitt. Sichtbar geblieben sind so Teile des historischen Mauerwerks des südlichen Ostturms.
Seitenportale
An den westlichen Frontseiten der Seitenschiffe befinden sich die Eingänge der Kirche. Die doppel-türigen Frontportale sind im Wesentlichen gleich gestaltet.
Das nördliche Portal ist in die Westwand des nördlichen Seitenschiffs eingelassen. Demgegenüber ist dem südlichen Seitenschiff noch eine kleine Vorhalle angegliedert, in deren Westwand das Seitenportal eingelassen ist. Diese Vorhalle hat zudem einen weiteren, nach Süden hin gelegenen Eingang. Von der Vorhalle aus gelangt man in das Treppenhaus zu den Geschossen des Westturmes. In der Vorhalle selbst befindet sich eine Figur des Hl. Josef, die 1866 von einem Künstler namens Stracke geschaffen wurde. Sie ist in ihrer Gestaltung ähnlich der Achtermann-Madonna an der Ostwand des nördlichen Seitenschiffs. Außerdem ist in dem Vorraum ein Sandstein-Epitaph aufgehängt.
Erphokapelle
Von besonderer Bedeutung ist die Erphokapelle. Es handelt sich dabei um einen rechteckigen Kapellenraum mit einem flachen Gewölbe, der westlich an den Westturm angebaut ist.
Im Inneren schließt die Kapelle offen an den auch zur Kirche hin offenen Turmraum des Westturmes an. Die Kapelle lässt sich auch von außen betreten, durch eine flache Tür von der Nordseite aus, über der sich ein Relief des Hl. Mauritz befindet. Erphokapelle und Turmraum bilden außerhalb der Gottesdienstzeiten einen kleinen Andachtsraum, der nach Osten hin durch zwei große, schmiedeeiserne Gittertüren im Durchgang zwischen Turmraum und Kirche abgeschlossen ist.
In der Erphokapelle selbst befinden sich mehrere Epitaphe, u. a. das Epitaph des Dechanten Johann Belholt († 1489). Es ist ein frühes Werk des Bildhauers Evert van Roden aus Münster.
Ferner befinden sich an der Nord- und Südwand die Grabmäler (Tumben) der Bischöfe Friedrich I. und Erpho. Das Grabmal von Friedrich I. wurde 1576 von dem Bildhauer Johann Reining aus Münster geschaffen. Es wurde zunächst vor der Chorschranke aufgestellt, später dann an einer Seitenwand, und nach dem Bau des dreischiffigen Langhauses in die Erphokapelle gebracht. Friedrich I. ist mit Mitra, Chormantel und darunter einer Panzerrüstung bekleidet. Seine Unterschenkel sind gekreuzt. Seine Arme sind über der Brust zusammengeführt, seine Handflächen liegen aneinander und ragen aus der Figur heraus. Quer über seinen Körper liegt ein Bischofsstab. Zu seinen Füßen ist ein Hund dargestellt, der beidseitig von Engelsputten flankiert wird. Die Figur des Bischofs ruht auf einem (steinernen) Vorhang, sein Kopf auf einer stilisierten Jakobsmuschel. Von oben gesehen gleicht die Gestaltung einem Portal mit einem Rundbogen, der durch die stilisierte Jakobsmuschel ausgefüllt wird.
Text übernommen vom Wikipedia-Artikel "St.-Mauritz-Kirche (Münster)" und überarbeitet am 23. Juli 2019 unter der Lizenz CC-BY-SA 4.0 International.
Beteiligte
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23.09.2006 - Geändert am:
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