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Wiederauferstehung der Sinntalbrücke – Neuinterpretation in Verbundbauweise

Nach wenigen Sekunden war alles vorbei. Mit einem gewaltigen Knall und eingehüllt in eine riesige Staubwolke verabschiedete sich die alte Sinntalbrücke im stolzen Alter von 46 Jahren in die Geschichtsbücher. Exakt um 10.02 Uhr wurde das Bauwerk am 22. Juni 2013 mit 190 kg Sprengstoff unter dem Beifall von etwa 8.000 Zuschauern fachgerecht zu Fall gebracht. Bereits eine halbe Stunde später konnte der Verkehr auf der Rhönautobahn bei Bad Brückenau wieder fließen – über das neue Brückenpendant aus Stahl und Beton.

Mit einer Länge von 770 m zählte die Ende der Sechziger Jahre als reine Stahlbalkenbrücke erbaute Sinntalbrücke zu den beeindruckendsten Brückenbauten der BAB A7 in der bayrischen Rhön. Sie war bislang das größte Bauwerk, das in Deutschland an einem Stück gesprengt wurde. An ihrer Stelle überspannt nach vier Jahren Bauzeit jetzt ein neuer Gigant in Verbundbauweise das Tal der Sinn, die Staatsstraße 2289, die Trasse der stillgelegten Sinntalbahn und zwei Wirtschaftswege. Materialermüdung am Stahlüberbau bedingt durch den enormen Anstieg des Schwerlastverkehrs machte einen Neubau unumgänglich. Verantwortlich für die Erstellung des 52-Mio.-€-Projektes mit Spannweiten von 59 bis 107 m war die Firmengruppe Max Bögl im Auftrag der Autobahndirektion Nordbayern.

Elegantes Design nach historischem Vorbild

So harmonisch wie ihr altes Vorbild fügt sich zwischen den Anschlussstellen Bad Brückenau/Volkers und Bad Brückenau/Wildflecken auch die neueste Generation einer modernen Stahlverbundbrücke in das Landschaftsbild der Rhön ein. Der um eine volle Brückenbreite nach Westen versetzte Neubau aus Stahl und Beton entstand parallel zum ehemaligen Bestandsbauwerk und lehnt sich in Form und Erscheinungsbild an dieses an. Im Gegensatz zur alten Sinntalbrücke sind die beiden 755 m langen Überbauten in Fahrtrichtung Fulda und Würzburg voneinander getrennt. Sie nehmen je zwei Fahrstreifen und einen Standstreifen auf und lagern auf schlanken, bis zu 44 m hohen Rundpfeilern, die sich oben quer zur Brücke aufweiten. Jeder Überbau besteht aus zwei schmalen Stahlhohlkästen, auf denen die beidseitig auskragenden Fahrbahnplatten aus Stahlbeton aufliegen.

Im Taktschiebeverfahren übers Sinntal

Über sieben Brückenpfeiler-Paare mussten die Stahlträger mit einer Gesamttonnage von 6.750 t Stahl millimetergenau vom Widerlager Richtung Würzburg aus nach Norden über das Sinntal geschoben werden. Bei Verschubgeschwindigkeiten von durchschnittlich 15 bis 20 m pro Stunde sorgten Litzenheber für entsprechend Schub und Präzision. Für eine gleichbleibend hohe Gleitfähigkeit des tonnenschweren Stahlüberbaus kam Schmierseife zum Einsatz. Die Ausführung der Verbundplatte erfolgte mittels Schalwagen im sogenannten Pilgerschrittverfahren. Nach Fertigstellung des östlichen Brückenbauwerks in Richtung Würzburg Anfang Dezember 2012 konnte dann Mitte Juli 2013 auch der Verkehr in Fahrtrichtung Fulda auf den neuen Überbau verlegt werden.

Referenzen

Bad Brückenau, Bad Kissingen (Kreis), Bayern, Deutschland (1967)

Bad Brückenau, Bad Kissingen (Kreis), Bayern, Deutschland (2013)

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  • Product-ID
    6391
  • Veröffentlicht am:
    27.08.2013
  • Geändert am:
    03.03.2020