Tunnelanschlag für U3-Verlängerung in Nürnberg
Die Stadt Nürnberg verlängert ihre bestehende U-Bahnlinie 3 Richtung Südwesten: Am 7. August 2020 erfolgte der „Tunnelanschlag“ durch die Hochtief Infastructure GmbH und Max Bögl Stiftung & Co. KG. Jenseits der U-Bahn-Haltestelle an der Nürnberger Gustav-Adolf-Straße im Stadtteil Großreuth geht die Fahrt künftig weiter Richtung Südwesten, Bauabschnitt SW BA 2.2. Dort, wo die U3 bislang endet, sollen in dreieinhalb Jahren zwei weitere Untergrundstationen fertiggestellt werden; die Rohbausumme beträgt rund 110 Mio. Euro. Es ist das größte, derzeit verbliebene U-Bahnbau-„Los“ für die Stadt Nürnberg.
Die erste Teilstrecke der U3 wurde von 2001 bis 2007 gebaut. Sie wird insgesamt, mit den nunmehr entstehenden neuen Bahnhöfen, etwa 12 km lang sein.
Riesiges Projekt im Westen
Die Dimensionen des Großauftrags für die K+S Ingenieur-Consult GmbH & Co. KG sind beeindruckend: Ziel ist der spätere Bau von Bahnhöfen in Gebersdorf, samt Wende- und Abstellanlage der U-Bahn-Züge, sowie in Kleinreuth. Für den Bau dieser beiden, bis dato letzten Stationen der U3 sowie deren Streckenverbindung müssen rund 63.000 m³ Boden allein in den beiden bergmännischen Tunneln ausgebrochen, insgesamt ca. 160.000 m³ für die Baugruben ausgehoben, für die Sicherung ca. 24.600 m² Tunnelinnenfläche mit Spritzbeton ausgekleidet und 8.500 t Betonstahl verbaut werden.
Die etwa 2 km lange U-Bahnstrecke selbst wird teils offen – also in sichtbaren Baugruben –, teils in aufwendiger Tunnelbauweise unterirdisch-bergmännisch vorangetrieben. Dabei wird vom künftigen Bahnhof Kleinreuth begonnen. Von dort erfolgt der Vortrieb einer zweigleisigen Strecke nach Osten in Richtung des bestehenden Bahnhofs Großreuth. Parallel dazu wird ein weiterer Vortrieb ausgeführt, der aus zwei nacheinander gebauten Einzelröhren nach Westen in Richtung Endpunkt Gebersdorf besteht.
Unterm Kanal hindurch
Die zwei voneinander unabhängigen U-Bahn-Röhren unterqueren dabei höchst aufwendig den Main-Donau-Kanal in rund 9,50 m Tiefe. Dafür, schildert K+S-Projektleiter Robert Reitberger, müssen im Kanalumfeld vier Brunnen angelegt werden, durch die das Grundwasser in einer Art Trichterabsenkung gesammelt wird: „Um die Vortriebskanäle für den Rohbau vom Wasser frei zu halten“.
Allein um das gesamte Streckengelände geologisch zu erkunden, waren schon vor rund zehn Jahren 38 Bohrungen und 30 Rammsondierungen vorgenommen worden. So wissen die Ingenieure heute, wie zum einen auf das dort bestehende, sensible Wasserschutzgebiet Rücksicht genommen wird − und zum anderen, welche Keuper-Erdschichten in welcher Kompaktheit durchdrungen werden müssen. Das gigantische Projekt soll im August 2023 baulich abgeschlossen sein.
Nürnberg war eine der frühesten U-Bahn-Städte
Die Stadt Nürnberg gehört mit etwa 540.000 Einwohnern zu den 14 größten Städten Deutschlands. Bereits 1965 wurde der Bau einer echten U-Bahn beschlossen, nach Berlin, Hamburg, München (und als 39. Stadt weltweit). Die erste Strecke bildete 1985 die Verbindung von Langwasser in die historische Innenstadt Nürnbergs. Mittlerweile umfasst das gesamte Streckennetz rund 35 km, wovon 5 km in die Nachbarstadt Fürth führen.
Das Ingenieurbüro K+S aus Nürnberg, das im Juli 2019 sein 15-jähriges Bestehen feierte, hat am 8. Januar 2020 mit der Ausführungsplanung der U3-Verlängerung begonnen. Auftraggeber ist die „Arbeitsgemeinschaft U-Bahn Nürnberg U3 SW BA 2.2“, bestehend aus der Hochtief Infrastructure GmbH aus München und der Max Bögl Stiftung & Co. KG aus Sengenthal. K+S plant als Ingenieurgemeinschaft mit der Büchting+Streit AG aus München, mit dem die Mittelfranken bereits in Sachen schwäbischem Albvorlandtunnel „in gutem Teamwork“ zusammenarbeiteten,so Seitz.
K+S Geschäftsführer Peter Seitz sagte stolz: „Wir freuen uns riesig, dass wir wieder den Auftrag für die Ausführungsplanung erhalten haben“. Denn sein Unternehmen – bzw. einige der Mitarbeiter –waren bereits an mehreren Untergrundstationen und Strecken in Nürnberg planbeteiligt.
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19.08.2020 - Geändert am:
19.08.2020