Sichtbeton ermöglicht moderne Architektur im geschichtlichen Umfeld
Der Bergpark in Kassel gilt mit seinen berühmten Wasserspielen und der Herkulesstatue als das Wahrzeichen der Stadt. Allem voran das Herkules-Monument. Die Statue trohnt auf der höchsten Stelle des Parkgeländes und bekam nun ein neues Besucherzentrum.
Auftraggeber für das ca. 750m² große und knapp 3,5 Mio. Euro teure Gebäude war das Land Hessen. Um die hohen Anforderungen an die Sichtbetonflächen zu realisieren, kamen Schalungsplatten der Westag & Getalit AG zum Einsatz.
Reliefartige Fassadenstruktur
Gelöst wurde die Aufgabe der Integration der modernen Architektur ins historische Umfeld mittels Sichtbeton. Zur Gestaltung der Fassade entwarfen die Berliner Architekten eine polygonale Figur, deren Fassade in SB2 hergestellt wurde. Besonders auffällig: die reliefartige Struktur der Fassade. Unmittelbar vor dem Herkules-Monument platziert, bezieht sich das gesamte Bauwerk unmittelbar auf dieses Wahrzeichen Kassels. Um eine perfekte Anpassung der Fassade an den Tuffstein der Herkules-Statue zu erreichen und das neue Entree zum Kasseler Bergpark an die historische Bebauung anzupassen, wurde die komplette Fassade im Nachgang sandgestrahlt.
Als Kontrast zum rauen Fassadenbild wurde der komplette Innenraum des Besucherzentrums in höchster Sichtbetonqualität (SB4) gefertigt. Die glatten Sichtbetonflächen der Wände und Decken bilden so einen modernen Materialkontrast zum hölzernen Mobiliar, fügen sich aber gleichermaßen harmonisch in die Formgebung des Innenraums ein. Da das Gebäude, innen wie außen, konsequent durchgestaltet ist, verlangten die verschiedenen Wandöffnungen für Fenster, Türen und sogar den deckenbündigen Leuchten auch im Innenraum sehr genaues Arbeiten, um den Anforderungen an das Design gerecht zu werden.
Ausgiebige Tests und Probeschalungen waren notwendig
Um die Anforderungen an die makellosen Sichtbetonflächen realisieren zu können, waren umfangreichen Probeschalungen erforderlich. So erstellten die Rohbauer Probeflächen, um die passende Schalungsplatte, Schalöl und den Beton auszuwählen. Zur Minimierung weiterer Probleme im Bauverlauf wurde auch eine komplette Wand mit der reliefartigen Struktur vorab hergestellt. Geliefert wurden für das Projekt insgesamt ca. 1.500 m² der Westaspan 450 SP. Diese Großflächenschalungsplatte mit einer beidseitigen Filmbeschichtung von 450 g/m² eignet sich für alle glatten und fugenarmen Betonoberflächen mit einer matten Optik. Ein weiterer Vorteil für den Bauverlauf war auch der werkseitige Plattenzuschnitt: Das gesamte Bauwerk verfügt über keinen einzigen 90°-Winkel und stellte daher hohe Anforderungen an die Schalung. Die vorkonfektionierten Platten konnten auf der Baustelle direkt für die Wand und Deckenschalung eingesetzt werden, ohne zeitaufwendiges Vorkonfektionieren. Eingesetzt wurden die Schalungsplatten in einer Rahmenschalung.
Konsequente Sichtbetonbauweise war besondere Herausforderung
Ausgesprochen schwierig und zeitintensiv stellte sich die Schalung der reliefartigen Fassade dar. Um die besondere Struktur schalen zu können, wurden Brettchen in unterschiedlichsten Längen, Breiten und Dicken in Handarbeit auf die Schalhaut aufgebracht. Aufgrund der so entstandenen Versätze innerhalb der strukturierten Fassade setzte die Bauleitung einen nahezu selbstverdichtenden Beton (F6) ein. Durch den Einsatz der sehr flüssigen Betonmischung musste die Schalung entsprechend gut abgedichtet werden, damit der Beton in der gewünschten Form bleibt.
Eine weitere Schwierigkeit war die Einplanung der Dehnungsfugen. Um gerade und senkrecht laufende Fugenbilder zu vermeiden, wurden die Fugen im Raster der Brettschalung vorgesehen und so ein homogenes Fassadenbild erreicht. Die in SB2-Qulität geschalte Fassade wurde im Nachgang noch zusätzlich sandgestrahlt, um eine Anpassung an die historische Bebauung zu erreichen. – Speziell an den Tuffstein des Herkules-Monuments.
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6264 - Veröffentlicht am:
15.05.2013 - Geändert am:
08.12.2014