Qualität erhalten und Kosten sparen
Eine aktuelle Diplomarbeit beschreibt den Weg zu einer werthaltigen und wirtschaftlichen Instandsetzung von Betonbauwerken und beweist: Eine qualitätsvolle, objektbezogene Betoninstandsetzung auf Basis der gültigen Regelwerke ist wirtschaftlicher als die einfache Sanierung, bei der oft nur die sichtbaren Schäden behoben werden. Langfristig anfallende Kosten für Nacharbeiten, die bei den vermeintlich preiswerten, einfachen Sanierungen häufig schon nach kurzer Zeit nötig werden, können dauerhaft eingespart werden, wenn sofort richtig instand gesetzt und dabei die Schadensursache behoben wird. Eine qualitätsvolle Instandsetzung ist gleichzeitig nachhaltig, da sie die Lebensdauer von Bauwerken deutlich steigert.
Einst als Baustoff für die Ewigkeit gepriesen, zeigt sich jetzt, dass Bauwerke aus Beton oder Stahlbeton durchaus endlich sind. Schutz- und Instandsetzungsmaßnahmen von Betonbauwerken gewinnen in der Bauwirtschaft daher immer mehr an Bedeutung.
Vermeintlich preiswerte Lösung oft Debakel
Je nach Alter weisen die Objekte Risse und Korrosionsschäden auf, die chemische, physikalische oder mechanische Ursachen haben. Weil es vermeintlich billiger ist, werden diese Schäden oft nur oberflächlich beseitigt. Tiefgreifende und objektbezogene Instandsetzungsmaßnahmen finden aus Kostengründen in den seltensten Fällen statt. Mit der Folge, dass bei 25 % aller Instandsetzungsmaßnahmen bereits direkt nach Fertigstellung geringere Schäden in Form von Rissen auftreten. Bei weiteren 25 % der Instandsetzungsmaßnahmen sind die unmittelbar nach Abschluss der Arbeiten festgestellten Schädigungen so gravierend, dass eine sofortige Nachbesserung erforderlich ist. Damit wird die vermeintlich preiswerte Lösung oft zu einem finanziellen Debakel. Denn Folgeschäden produzieren nicht nur große Risiken, sondern auch hohe und teilweise unkontrollierbare Kosten. Bei einer grundlegenden Betoninstandsetzung, bei der die Schadensursache beseitigt wird, wären diese Kosten nicht angefallen.
Eine Diplom-Arbeit, die jetzt unter dem Titel "Wirtschaftliche und werthaltige Schutz- und Instandsetzungsmaßnahmen für Beton- und Qualitätssicherung aller am Bau Beteiligten" an der Fachhochschule Mainz, Lehreinheit Bauingenieurwesen, vorgelegt wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass die auf den ersten Blick teurere Lösung einer qualitätsvollen Betoninstandsetzung auf Basis der gültigen Regelwerke auf lange Sicht gesehen die kostengünstigere Variante ist. Sie ist, wie die Verfasserin, Bettina Schwarzkopf, darlegt, wirtschaftlich durch langfristige Einsparungen und nachhaltig, da sie die Lebensdauer der Bauwerke deutlich steigert. Von Anfang an ist damit eine Kostenkontrolle und somit Kostensicherheit gegeben. Überraschungen durch Fehleinschätzungen, die oft erhebliche Mehrausgaben nach sich ziehen, werden so vermieden. Allerdings, so Schwarzkopf: "Der Bauherr muss zunächst Geld investieren, um künftig Geld zu sparen und um Qualität zu erhalten."
Vielfältige Gründe für oftmals unzureichende Qualität
Die Gründe für die oftmals unzureichende Qualität der Instandsetzungsausführung sind vielfältig. Oft werden die in den einschlägigen Regelwerken (z. B. die Richtlinie Schutz und Instandsetzung von Betonbauteilen des deutschen Ausschusse für Stahlbeton) aufgeführten Regeln nicht bzw. nur unvollständig angewandt und mangelhaft ausgeführt. Die Autorin nennt aber auch den Einsatz von falschen bzw. minderwertigen Materialien, fehlende Objektanalysen sowie eine mangelhafte oder auch gar nicht erstellte Planung. Außerdem fehlt bei fast allen Instandsetzungsmaßnahmen die Überwachung der Ausführung. "Wenn die Vergabe einer Instandsetzungsmaßnahme ohne jegliche Prüfung der Bausubstanz und ohne ein Instandsetzungskonzept und dem daraus folgenden Instandsetzungsplan erfolgt ist," so die Autorin, "können für den Auftraggeber sowie für den Auftragnehmer erhebliche finanzielle und technische Probleme entstehen."
Der Arbeit zufolge ist eine werthaltige und wirtschaftliche Instandsetzung von Betonbauwerken an bestimmte Voraussetzungen gebunden.
- Abstimmung der Baustoffe mit dem Bestand
- Detaillierte Bestandsaufnahme
- Festlegung des gewünschten Ziels der Instandsetzung
- Leistungsbeschreibung
- Überwachung der Ausführung
- Sachkundiger Planer
Die Betongüte und Oberflächenbeschaffenheit müssen vor einer Maßnahme bestimmt und definiert werden.
Die Analyse des genauen Zustands des Bauwerks und die Bestimmung der Schadensursachen ist die Basis für die weitere Planung. Es reicht nicht aus, die Schäden zu beseitigen. Vielmehr müssen die Ursachen der Schäden bestimmt werden. Nur so kann eine werthaltige und wirtschaftliche Lösung gewährleistet werden.
Dies ist Voraussetzung für ein objektbezogenes Instandsetzungskonzept sowie für eine detaillierte Instandsetzungsplanung.
Die Leistungsbeschreibung ist Ergebnis der voraufgegangenen Festlegung des Instandsetzungsziels. Sie ist Basis für die Ausschreibung und gilt bei der Ausführung als Vertragsgrundlage. Nur wenn dem ausführenden Unternehmer eine fachlich richtige und ausführliche Leistungsbeschreibung als Arbeitsgrundlage zur Verfügung steht, kann er hohe Qualität in Form von richtiger Instandsetzung sowie durch den Einsatz hochwertiger Materialien garantieren. Die Leistungsbeschreibung ist gleichzeitig die Basis für eine genaue Kostenkalkulation. Je genauer und sorgfältiger die Planung, umso besser können die Kosten kalkuliert werden. Unerwartete Kostensteigerungen oder gar ein – teurer - nachtragsbedingter Stillstand bzw. Bauzeitverzögerungen durch die Stellung von Nachträgen können so vermieden werden.
Auch die beste und detaillierteste Planung gewährleistet nicht, dass ein nachhaltiges und zufriedenstellendes Ergebnis erreicht wird. Vielmehr muss die Ausführung kontrolliert und dokumentiert werden, um Fehler frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen. Nur durch eine Überwachung wird sichergestellt, dass Planung und Leistungsbeschreibung auch tatsächlich einehalten bzw. umgesetzt werden.
Ein sachkundiger Planer sollte von Anfang an in die Maßnahme integriert werden. Er gewährleistet die Erstellung einer fachlich richtigen und lückenlosen Leistungsbeschreibung und leistet die Bauüberwachung. Für eine detaillierte Bestandsaufnahme sowie für die Erstellung eines objektbezogenen Konzeptes und einer ausführlichen Leistungsbeschreibung sollte ihm ausreichend Zeit zur Verfügung gestellt werden.
Grundsätzlich gilt, so das Fazit der Autorin, je genauer eine Planung ist und je besser die Überwachung erfolgt, desto höher sind die Qualitätseigenschaften eines instand gesetzten Bauwerks: "Eine wirtschaftliche und werthaltige Schutz- und Instandsetzungsmaßnahme kann nur dann erfolgen, wenn alle am Bau Beteiligten ihren Beitrag zur Qualitätssicherung leisten."
Infokasten:
In der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken e.V. (ib) haben sich neun Landesgütegemeinschaften und die Bundesgütegemeinschaft Betonflächeninstandsetzung (BFI) zusammengeschlossen. Unterstützt werden sie durch Unternehmen, die dem Verein "Deutsche Bauchemie e.V." angehören sowie durch Einzelmitglieder. Ziel der Gemeinschaft ist es, durch RAL-gütegesicherte Maßnahmen nach Vorgaben des Deutschen Instituts für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V. (RAL) bei der Betoninstandsetzung für eine langfristige Werthaltigkeit der Bausubstanz zu sorgen und Gefahren für die Allgemeinheit aus Mängeln an der Bausubstanz abzuwehren. Diesem Ziel haben das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) durch Anerkennung der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken bzw. ihrer Prüfstelle Rechnung getragen.
- Über diese
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6151 - Veröffentlicht am:
01.03.2013 - Geändert am:
11.12.2014