Neues Stadtbild in Dillingen mit Wandbegrünung
Im Zuge einer Umgestaltung und dem Abriss zweier Gebäude in der Stadtmitte von Dillingen im Saarland wurde ein neuer Zugang zur Haupteinkaufsstraße geschaffen – für Bauherr (Stadt Dillingen) und Planer (HDK Dutt & Kist) eine reizvolle Aufgabe, bei der lebendiges Grün in Form eines Fassadengartens eine entscheidende Rolle spielen sollte. So entstanden zwei gegenüberliegende, leicht nach hinten geneigte Wandbegrünungen mit einer Fläche von insgesamt ca. 130 m².
Aufgrund des Abrisses zweier Gebäude wurde eine Giebelsicherung der verbleibenden Bauwerke in Form von Betonstützen (Lisenen) notwendig. Voraussetzung für die Zustimmung der Gebäudeeigentümer zur Umsetzung der Wandbegrünungen war, die vertikalen Gärten nicht direkt an den Gebäudewänden anzubringen. Aus diesem Grund wurden Lisenen genutzt, um die tragende Konstruktion der Fassadenbegrünung zu befestigen. Im Detail sieht die Unterkonstruktion für die Aufnahme der Fassadenbegrünungselemente wie folgt aus:
- Betonstützen (Lisenen)
- Konsolen, in die Lisenen verschraubt als Auflager für Doppel-T-Träger
- Doppel-T-Träger
- Klemmen, aufgesteckt auf die Doppel-T-Träger
- Einhangschienen, befestigt an den Klemmen
- Fassadenbegrünungselemente, eingehängt in die Einhangschienen
Aufgrund der beschriebenen Konstruktion entstanden zwei 7–10° nach hinten geneigte Fassadengärten und hinterlüftete Zwischenräume von 1–2 m Breite. Die notwendigen Zuleitungen für Strom und Wasser für die beiden Fassaden wurden von der Stadt Dillingen unter dem Platz zwischen den beiden Fassaden verlegt. Einer der beiden bedingt durch die Baukonstruktion entstandenen Räume zwischen Fassadenbegrünung und Häuserwand wurde als Technikraum ausgebildet.
Vegetationstechnik: Optigrün-Systemlösung "Fassadengarten"
Die Optigrün-Systemlösung "Fassadengarten" ist ein wandgebundenes Begrünungssystem (d. h. ohne direkten Kontakt mit dem gewachsenen Boden) aus Aluminium- Kassetten mit integriertem Substrat. Substratkulturen haben gegenüber anderen Vegetationstragschichten den Vorteil der besseren Frostbeständigkeit der Pflanzen, höheren Wasserspeicherung und besseren Feuchtigkeitspufferung. Die Seriengröße der vorgefertigten Fassadenelemente beträgt 60 cm × 100 cm. Zusätzlich zu den Serienelementen sind projektbezogene Sonderanfertigungen möglich, so dass bauwerksspezifische Gegebenheiten berücksichtigt werden können. Der Fassadengarten ist zudem charakterisiert durch seinen einfachen Einbau, die große Artenvielfalt an bewährten Pflanzen und die einfache Bepflanzung vor Ort nach Installation der Fassadenelemente. Sowohl die Fassadenelemente, als auch die Pflanzen und die Tropfbewässerung können unabhängig voneinander an der Fassade entnommen und bei Bedarf ausgetauscht werden. Die Einsatzbereiche des Optigrün-Fassadengartens sind vielfältig: Außenfassaden, Innenwände und auch als Trennelemente, Sichtschutz und Garteneinfassungen.
Der Einbau des Fassadengartens an den beiden Wandkonstruktionen erfolgte durch die Fa. Floratec mit Unterstützung eines Fachmonteurs der Optigrün international AG innerhalb von zwei Tagen im November 2012. Aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit wurde die Bepflanzung der Fassadenelemente erst im Mai 2013 mittels Hubsteiger vorgenommen. Erstaunlich war die schnelle Vegetationsentwicklung: Bereits im August, also nur drei Monate nach der Pflanzung, waren die beiden Wände fast flächendeckend geschlossen und zeigten einen dichten Wuchs.
Pflege und Wartung: automatische Bewässerung und Maßnahmen zur Pflege
Neben dem geeigneten Fassadenbegrünungssystem ist die automatische Bewässerung die zweite wichtige Komponente einer wandgebundenen Begrünung. In Dillingen wird über eine mit Fernabfrage gesteuerte und kontrollierbare Anlage bewässert. Jede der beiden begrünten Fassaden ist in drei Bereiche (oben, Mitte, unten) aufgeteilt und wird separat mit einer Steuerleitung angefahren. Jede Fassadenkorbreihe hat dabei ihren eigenen Bewässerungsstrang. So kann optimal auf die Bedürfnisse der Pflanzen eingegangen und die Wasser- und Düngerzufuhr auf die drei Teilbereiche bezogen individuell eingestellt werden. Die Bewässerung erfolgt zeit- und volumengesteuert, d. h. je nach Vorgaben (in Abhängigkeit der Jahreszeit und Temperatur) wird mehrfach am Tag eine bestimmte Wassermenge zur Bewässerung zur Verfügung gestellt. Die Gaben des wassergelösten Düngers erfolgen dabei gleich mit. Die Bewässerungseinrichtungen werden über die Fernabfrage ständig kontrolliert, eine Sichtung bzw. Wartung vor Ort muss dennoch mehrfach im Jahr erfolgen. Ansonsten wird eine wandgebundene Fassadenbegrünung im Außenraum in der Regel zwei bis vier Mal im Jahr gepflegt, d. h. je nach Wuchs, Schnitt und ggf. Pflanzenschutzmaßnahmen und Nachpflanzung. Vor allem die Pflegegänge im Frühjahr und Herbst sind ebenso wichtig wie die oben angeführte regelmäßige Kontrolle der automatischen Bewässerung. Mit der Pflege und Wartung ist ebenfalls der Ausführungsbetrieb Floratec beauftragt.
Fassadenbegrünung: positive ResonanzDipl.-Ing. Susanne Becker-Langenbahn, HDK Dutt & Kist GmbH Landschaftsarchitekten und Stadtplaner, Saarbrücken
Wie kam es dazu, dass die Wände begrünt wurden?
Ab wann und wie stark waren Sie als Planer in dem Projekt integriert?
Gibt es Resonanzen von Bevölkerung und Presse? |
Fazit: mit Mut zu Neuem ein Blickfang geschaffen
Das Beispiel der Stadt Dillingen hat gezeigt, welch öffentlichkeitswirksames Stadtmarketing möglich ist, wenn Bauherr und Planer offen sind für Trends und neue Vegetationssysteme. Voraussetzung dafür ist allerdings eine vorausschauende und kompetente Planung und optimale Abstimmung mit allen Baubeteiligten. So entstanden innerhalb kurzer Zeit zwei auffällige Fassadengärten, die die Bevölkerung das ganze Jahr über erfreuen.
Bautafel
Freiflächengestaltung Peter-Lamar-Platz Dillingen | |
Bauherr: | Stadt Dillingen/Saar |
Entwurfsverfasser und örtliche Bauleitung: | HDK Dutt + Kist Landschaftsarchitekten und Stadtplaner, Saarbrücken (www.hdk-sb.de) mit den Bearbeitern Luca Kist, Susanne Becker-Langenbahn, Alexander Schug und Melanie Hess |
Generalunternehmer: | dittgen Bauunternehmen GmbH, Schmelz |
Nachunternehmer Vegetationstechnik: | Floratec GmbH & Co.KG Garten- und Landschaftsbau, Rehlingen-Siersburg, mit Raphael Carentz |
Begrünungssystem: | Optigrün-Systemlösung "Fassadengarten", Optigrün international AG, Krauchenwies, mit Projektleiter Gregor Zorn und Gebietsleiter Bernd Stendel |
Nachunternehmer Metallbau: | Kautenburger GmbH, Merzig Seitz Stahl und Metallgestaltung GmbH & Co.KG, Speicher |
Nachunternehmer Elektroarbeiten: | SEB Technology GmbH, St. Wendel |
Flächengröße Fassadengarten: | 132 m² |
Baujahr: | 2012/13 |
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7104 - Veröffentlicht am:
03.04.2014 - Geändert am:
06.12.2019