Nachhaltig Bauen für die Erfolgreiche DGNB-Zertifzierung
Nachhaltigkeit und nachhaltiges Bauen ist inzwischen in aller Munde. Doch auch der konkrete Bauherren-Wunsch nach nachhaltigen Bauwerken mit einer hohen Gebäudequalität und geringen Umweltauswirkungen nimmt kontinuierlich zu. Darüber hinaus wächst eine Fokussierung auf die Zertifizierung der Neubauten durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB).
Doch was bedeutet nachhaltiges Bauen eigentlich für Bauherren? Wie läuft ein DGNB-Zertifizierungsprozess genau ab und was muss unbedingt beachtet werden? Welche Anforderungen kommen auf Hersteller, Bauherren, Architekten und auch die ausführenden Handwerksbetriebe zu? Diese Fragen können erst dann vollständig beantwortet werden, wenn man selbst direkt an einem solchen Prozess beteiligt war. Nicht nur aus diesem Grund entschloss sich die Sika Deutschland GmbH beim Neubau seines Büro- und Verwaltungsgebäudes am Hauptsitz in Stuttgart, selbst auf nachhaltiges Bauen zu setzen und eine DGNB-Zertifizierung für dieses Gebäude anzustreben.
Das Stuttgarter Bauchemie-Unternehmen hat teilweise die "Seiten gewechselt" und die Doppelrolle von Bauherr und Hersteller übernommen. Dank dieses Bauvorhabens konnte Sika während des gesamten Planungs- und Bauprozesses wertvolle Erfahrungen zum nachhaltigen Bauen und den damit verbundenen Herausforderungen für Planer, Bauherren und Auditoren sammeln. Die Planung des Gebäudes mit einer Gesamtfläche von knapp 1.800 Quadratmetern begann im Jahr 2011, Baubeginn war im Oktober 2011. Es wurde – wann immer möglich – mit den eigenen, nachhaltigen Produkten der Sika Deutschland ausgestattet. Gemäß dem Unternehmensmotto "Nachhaltigkeit vom Fundament bis zum Dach" stammen Bauwerks-, Dach- und Fensterabdichtungen sowie die Betonzusatzmittel, der Brandschutz und die Bodenbeschichtung aus der eigenen Produktpalette.
Die Anforderungen des DGNB-Systems im Überblick
Da Gebäude in Deutschland meist nach den Standards der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) zertifiziert werden, steht die Erfüllung der entsprechenden Kriterien für die Sika Deutschland an vorderster Stelle. Diese richten sich nach ökologischen, ökonomischen, funktionalen und sozio-kultu¬rellen Aspekten eines Bauwerks sowie seiner technischen Qualität – über den vollständigen Lebenszyklus betrachtet: von der Planung bis zum Ende der Nutzungsdauer.
Die zielgerichtete Planung, die Schaffung einer hohen Aufenthaltsqualität für die Nutzer sowie die Wirtschaftlichkeit des Gebäudes sind dabei zentrale Ziele. Insgesamt werden über 50 Kriterien im Rahmen eines unabhängigen Audits überprüft. Welche Zertifizierungsstufe (Gold, Silber oder Bronze) für das nachhaltige Gebäude angestrebt wird, sollte möglichst in der frühen Planungsphase festgelegt werden, da so von Beginn an darauf hingearbeitet werden kann. Aufgrund des gegebenen Standorts und einer eingeschränkten Zugänglichkeit auf dem Werksgelände war die DGNB-Zertifizierung in Silber das maximal erreichbare Ziel bei diesem Objekt für die Sika Deutschland. Bei der anschließenden Auswahl der geeigneten Produkte und Systemlösungen kamen viele aus dem umfangreichen Portfolio der Sika zum Einsatz. Dabei war die Beteiligung aller Sika-Geschäftsbereiche gefragt.
Eigene Produkte mit Nachhaltigkeitsbeitrag
Insgesamt wurden bei diesem Bauvorhaben rund 30 Tonnen Sika-Produkte aus eigener Herstellung verbaut, die allesamt durch Qualität und Nachhaltigkeit überzeugen. In der ersten Bauphase verlegte man noch vor der Betonage die Frischbetonverbundabdichtung SikaProof A zur Abdichtung des Kellergeschosses. Diese geht eine hinterlaufsichere und wasserdichte Verbindung mit dem Untergrund ein. Sie liefert einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit am neuen Verwaltungsgebäude, da die Abdichtungsbahn weichmacherfrei ist und zudem die Haltbarkeit des Gebäudes verlängert. Zur Herstellung von Transportbeton und Betonfertigteilen für die Außenwände und Decken in Betonbauweise wurde das Hochleistungsfließmittel Sika ViscoCrete eingesetzt: Das Gips- und Trockenmörtelzusatzmittel spart Wasser ein und sorgt für eine höhere Betonqualität und eine längere Lebensdauer des Betons.
Die anschließende Verlegung des Estrichs im gesamten Gebäude wurde mit Hilfe von Additiven im Zementfließestrich optimiert. Bei der dekorativen Beschichtung der Fußböden im Treppenhaus und in den Sanitärräumen entschied man sich für Sika DecoFloor. Eigenschaften wie Lösemittelfreiheit, Langlebigkeit und die sehr geringen VOC-Emissionen erfüllen die Nachhaltigkeitskriterien der DGNB. Im dritten Obergeschoss, der Veranstaltungs- und Konferenzebene, wurde Parkett verlegt. Verklebt wurde er vollflächig mit dem einkomponentigen, schnellhärtenden und lösemittelfreien Klebstoff SikaBond-54 Parquet. Ein Auswahlkriterium für dieses Produkt war unter anderem das EMICODE-Siegel: Produkte, die mit dem GEV-Siegel EMICODE EC1PLUS als "sehr emissionsarm" gekennzeichnet sind, bieten größtmöglichen Gesundheitsschutz, eine hohe Umweltverträglichkeit und Sicherheit vor Raumluftbelastungen. Die Stahlkonstruktion des Veranstaltungsraumes wurde mit dem wässrigen Brandschutzsystem Sika Unitherm Steel W 30 beschichtet. Kriterien für dessen Einsatz sind Lösemittel- sowie Halogen- und Aromatenfreiheit.
Für den Fensteranschluss an die Gebäudewand waren der einkomponentige, gebrauchsfertige Dichtstoff Sikaflex AT Connection sowie die SikaMembran Eco-Folien ideal. Sikaflex AT Connection verfügt ebenfalls über das EMICODE-Siegel und ist lösemittelfrei sowie geruchsneutral. Bei der Fassade wurde ein Wärmedämmverbund-System der Firma Keimfarben GmbH appliziert.
Die Besonderheit besteht in der Verwendung von ökologischen Produkten in den verschiedenen Schichten des Systems, im Speziellen verzichtet es auf fungizide Bestandteile. Das Sika Roof Control-System ermöglicht eine unkomplizierte Dichtigkeitsprüfung am Dach: Es dient der punktgenauen Ermittlung von Undichtigkeiten auf Flachdächern und steigert die Qualität der Dachfläche, bietet Sicherheit und sorgt für eine lange Gebäudelebensdauer. Final erfolgte die Abdichtung des Flachdachs durch die Kunststoffabdichtungsbahn Sarnafil TS 77-20. Die weichmacherfreie, langlebige FPO-Dachbahn ist frei von schädlichen Stoffen wie Blei, Zinn, Chlor, Brom oder Bitumen und kann im Sinne der Kreislaufwirtschaft recycelt werden. Durch das Zusammenspiel dieser vielfältigen Produkte und ihrer nachhaltigen Eigenschaften konnte ein Praxisbeispiel für "Nachhaltigkeit vom Fundament bis zum Dach" mit der unternehmenseigenen Produktpalette realisiert werden.
Hilfestellung und weitere Erfahrungen nötig
Bei der Verarbeitung und Anwendung der Produkte auf der Baustelle sind wichtige Vorgaben zu beachten: Beispielsweise sollen laut den DGNB-Bestimmungen Nachhaltigkeitsaspekte bereits während der Ausschreibung und Vergabe berücksichtigt werden. Bei der Verarbeitung der Produkte ist darauf zu achten, dass jederzeit eine hohe Qualität des Bauprozesses im Sinne der Nachhaltigkeit sichergestellt ist. Dies wurde beim Bau des neuen Büro- und Verwaltungsgebäudes von Sika dank der engen Zusammenarbeit von Planern, Bauüberwachung und den ausführenden Handwerksbetrieben erfolgreich umgesetzt.
Dabei hat sich gezeigt, dass das Thema für viele noch neu ist und weitere Erfahrungen gesammelt werden müssen. Wichtiger Helfer bei einem solchen Bauvorhaben ist der jeweilige DGNB-Auditor, der das Projekt von der Planung bis zur Fertigstellung begleitet. Er verfügt über tiefgreifendes Fachwissen im DGNB-System und gibt Planern und Bauherren während des Baufortschritts wertvolle Tipps. Er kennt alle erforderlichen Kriterien, überwacht deren Einhaltung und dokumentiert sie für das individuelle Bauvorhaben. Seit Dezember 2013 gibt es zudem eine weitere Hilfestellung bei der Anwendung des DGNB-Systems: Die ikl – Ingenieurbüro Prof. Dr.-Ing. Kunibert Lennerts GmbH entwickelte in Zusammenarbeit mit der Sika Deutschland und weiteren namhaften Sponsoren den Leitfaden "Bauprodukte in der DGNB Zertifizierung". Hier konnten die während der Bauphase gesammelten vielfältigen Erfahrungen und Erkenntnisse bereits eingearbeitet werden.
Alle Herausforderungen erfolgreich gemeistert
Beim Bau des Sika-Gebäudes konnten auch einige unvorhergesehene Schwierigkeiten erfolgreich gemeistert werden. So war beispielsweise der Aufwand zur Beschaffung der benötigten Dokumentation der Holztüren enorm und führte zu zeitlichen Verzögerungen. Umso mehr überzeugt das Endergebnis: Dank der effektiven und kompetenten Zusammenarbeit aller Beteiligten zeichnet sich der Neubau neben seiner hohen Funktionalität und Ästhetik durch seine geringen Auswirkungen auf die Umwelt aus. Der Sika Neubau zeigt, dass es sich jederzeit lohnt, nachhaltig zu bauen: Zum einen kann die Gebäudequalität gesteigert werden, gleichzeitig ist ein wirtschaftlicher Betrieb des Objektes über seinen gesamten Lebenszyklus möglich. Speziell für Bauherren bieten Gebäudezertifizierungen weitere Vorteile, denn sie erhöhen den Wiederverkaufswert, bieten bessere Vermietungsoptionen und erleichtern Kreditzusagen. Für die Sika war in besonderem Maße die Erkenntnis wichtig, welchen Aufwand solch ein Bau auf der Planungsseite bedeutet und welche Anforderungen an Dokumentation und Produktauswahl sowohl auf den Bauherren wie auch auf den Architekten zukommen. Gerade diese Erfahrung ist für die Zusammenarbeit der Sika Deutschland mit ihren Kunden von großem Wert. Im Januar 2014 wurde das DGNB-Zertifikat feierlich an die Sika Deutschland GmbH im neuen Gebäude in Stuttgart übergeben.
Bautafel
Objekt: | Büro- und Verwaltungsgebäude der Sika Deutschland GmbH, Stuttgart-Stammheim |
Bauherr: | Sika Holding GmbH |
Architekt: | Schäfer und Karst, Stuttgart |
Hersteller: | Sika Deutschland GmbH |
Produkte: | Sarnafil TS 77-20 (Kunststoff-Dachabdichtungsbahn) Sika Roof Control System (Dachdichtigkeits-Monitoring) Sikaflex AT Connection (Fensterabdichtung) Sika ViscoCrete (Estrichfließmittel) SikaProof A (Frischbetonverbundabdichtung) Sika DecoFloor (dekoratives Bodenbeschichtungssystem) Sika Unitherm Steel W 30 (Brandschutzsystem) SikaBond-54 Parquet (Parkettkleber) |