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Meisterwerk aus 100 t Stahl

Bislang galt das Stauwehr in Bergedorf als unüberwindbares Hindernis für Fische. Doch bald schon werden Forellen, Flundern, Aale und ihre Artgenossen am Serrahn wieder das tun, was ihnen jahrhundertelang verwehrt blieb: Die Bille stromaufwärts schwimmen – und der historische Ortskern des Hamburger Stadtteils ist damit um ein attraktives Bauwerk reicher.

Der Transport der 100 t schweren Stahl-Konstruktion von Brandenburg in den südöstlichsten Zipfel der Freien Hansestadt stellt eine logistische Herausforderung dar. Die zehn Bauelemente werden bei der SCHORISCH Magis GmbH in Karstädt, Tochterunternehmen der Reinbeker SCHORISCH AG, jeweils einzeln auf 40-Tonnern verladen und in den Bergedorfer Hafen transportiert, wo sie auf Pontons gehievt und samt Spezialkran zum Wehr geschoben werden. Sie werden direkt neben dem über 800 Jahre alten Stauwehr in der Bille abgesenkt und zu einer Fischaufstiegstreppe zusammengefügt.

Stahl statt schnödem, grauen Beton

An der Oberfläche sind von der 1,10 m hohen Stahlkonstruktion am Ende dann gerade noch 20 cm sichtbar. Querträger verleihen dem Bauwerk zusätzliche Stabilität, um dem Wasserdruck und im Winter auch dem Eisdruck standhalten zu können. Dass eine stählerne Fischaufstiegstreppe eher dem Charakter Alt-Bergedorfs mit seinen Fachwerkhäusern entsprechen würde als schnöder, grauer Beton, darin waren sich Planer und Denkmalschützer schnell einig, als man sich aus gestalterischen Gründen für die Konstruktion aus diesem Material entschied. Also beauftragte das Bezirksamt Bergedorf die Hermann Koth Ingenieurbau GmbH & Co. KG in Schieren mit der Konstruktion.

Das 83 m lange Meisterwerk realisierten auf deren Anregung die Stahlbauer von SCHORISCH Magis. Schließlich ist das für die Spezialisten in Karstädt, die unter anderem für ihre innovativen Lösungsansätze im Stahlwasserbau bekannt sind, nicht der erste Auftrag dieser Art.

Optisch gut angepasst

Aus 100 t Corten-Stahl entstand eine Anlage, die optisch hervorragend zum Ensemble der Alten Holstenstraße passt. Als zusätzliche Herausforderung für die Handwerker in Brandenburg erwies sich neben dem Zeitlimit das Verschweißen der aufwändigen Kurvenelemente, schildert Holger Hahn, Leiter des Geschäftsbereichs Stahlwasserbau bei SCHORISCH Magis, wie die Pläne Stück für Stück in aufwändiger Handarbeit umgesetzt wurden. "Ich habe großen Respekt vor der Arbeit unserer Schweißer, die das in sechs Wochen erledigt haben", sagt der studierte Schweißfachingenieur, "unser Team hat einen tollen Job gemacht, der dem Tier- und Umweltschutz entscheidende Impulse verleiht."

Die Fischaufstiegstreppe von Bergedorf sei der beste Beweis dafür, betont Geschäftsführer Jost Weimer, dass SCHORISCH Magis in den Geschäftsbereichen Stahl- und Anlagenbau sowie im Stahlwasserbau hervorragend aufgestellt ist. Künftig werde sich das Karstädter Unternehmen zusätzlich noch stärker dem Bereich Konstruktion widmen, denn die hochqualifizierte Mannschaft biete dafür ideale Voraussetzungen.

Historische Optik

In Bergedorf wird der Fluss seit 1208 aufgestaut. Der Gasthof Stadt Hamburg, die Kornwassermühle mit Brauhaus und Branntweinbrennerei von 1713 sowie das Giebelhaus aus dem 17. oder 18. Jahrhundert bilden ein wunderschönes Ensemble. Der im Wasser langsam rostende Stahl trägt dem Wunsch Rechnung, der Fischaufstiegstreppe die Optik eines historischen Industriebaus zu verleihen, der zu diesem historischen Ambiente passt.

Damit die Fische den Höhenunterschied von 1,70 m gut überwinden können, wurden alle 3 m sogenannte Störkörper eingebaut, die mehrere Staustufen mit einer Steinschütte als Boden bilden. Sie ermöglichen das Schwimmen vom Unter- ins Oberwasser und zurück, was künftig für eine bessere Wasserqualität, mehr Artenvielfalt und eine höhere Population in der Bille sorgen wird.

Bauwerkskategorien

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  • Product-ID
    6302
  • Veröffentlicht am:
    30.05.2013
  • Geändert am:
    08.12.2014