Kanalsanierung unter Teilbetrieb: Weltpremiere im Wasserbau
Bei der Sanierung des Mittleren-Isar-Kanals kam erstmals eine neue Technik zum Einsatz, die ein Trockenlegen unnötig macht. Die CEMEX Deutschland AG lieferte Fließbeton für den Unterwassereinsatz.
Wenn bisher ein Kanal großflächig zu sanieren war, musste das Wasser ganz oder teilweise abgelassen werden, um die Bauarbeiten im Kanalbett zu ermöglichen. Anders bei der aktuellen Sanierung des Mittleren-Isar-Kanals. Der etwa 64 km lange Kanal verläuft parallel zum Mittellauf der Isar. Er ist nicht schiffbar und dient ausschließlich der Stromerzeugung: In seinem Verlauf betreibt die E.ON Kraftwerke GmbH fünf Wasserkraftwerke, die Stadt München zwei.
Jetzt ließ E.ON die Sohle und die Böschungen des Kanals auf insgesamt 3.000 m sanieren – und zwar im Schnelltempo von 40 bis 100 m pro Tag, während die Stromerzeugung der Wasserkraftwerke im Teilbetrieb weiterlief. Bei der Sanierung des etwa einen Kilometer langen Abschnitts der Haltung 4a zwischen Eitting und Berglern und des ca. 2 km langen Abschnitts der Haltung 5 östlich von Moosburg kam weltweit erstmalig ein neues Verfahren zur Anwendung, das die Hagn Umwelttechnik GmbH entwickelt hat.
Sanierung unter Teilbetrieb
"Man konnte den Kanal nicht leerlaufen lassen, weil sonst Grundwassersenkungen die Standsicherheit benachbarter Häuser gefährdet hätten und weil im Bereich der Haltung 5 ein europäisches Naturschutzgebiet liegt", erklärt Michael Altschäffl, Bereichsleiter bei der Hagn Umwelttechnik GmbH. "Die Herausforderung für uns war es also, dass der Kanal permanent unter Teilbetrieb stand. Wir haben die Sanierung bei Wassertiefen von bis zu 7,5 m und einem Durchlauf von 30 bis 40 m³ Wasser pro Sekunde ausgeführt. Jeden Abend mussten wir die bearbeitete Fläche komplett räumen, weil E.ON von 20 bis 6 Uhr sogar Normalbetrieb mit bis zu 120 m³ pro Sekunde gefahren ist."
Die Betonversorgung der Baustelle stellten die Transportbetonwerke Moosburg-Aich und Moosburg-Sempt der CEMEX Deutschland AG gemeinsam mit einem Lieferpartner sicher. Reimund Zeilnhofer, CEMEX-Gebietsleiter Vertrieb Landshut: "Insgesamt wurden von Ende Juni bis Mitte November etwa 16.000 m³ Beton gebraucht. Jeder Lieferpartner hat die Hälfte übernommen. Bis zu 450 m³ hat die Baustelle am Tag abgerufen, und die CEMEX-Betonförderung hatte zeitweise vier Autobetonpumpen im Einsatz. Eingebaut wurde ein Fließbeton mit der Konsistenz F6 und einem 0/8er-Größtkorn. Lampert Summer hat das Projekt als unser Vertriebsmitarbeiter vor Ort hervorragend koordiniert."
Kunststoffgewebe als Schalungsersatz
Die einzelnen Schritte des innovativen Sanierungsverfahrens: Zuerst reinigte ein Bagger das Kanalbett von groben Ablagerungen bzw. Sedimenten. Dann waren die Berufstaucher gefordert. Sie suchten nach schadhaften Stellen, verschlossen größere Löcher mit Schnellzement und bereiteten die großflächige Sanierung vor.
Diese führten die Spezialisten der Hagn Umwelttechnik GmbH von einem neu entwickelten 28 x 55 m großen Verlegeponton aus durch, der hier seine erste Bewährungsprobe bestand. Bis zu 20 m lange und 50 m breite Matten aus zweilagigem Kunststoffgewebe der Firma HUESKER Synthetic GmbH wurden nach und nach auf den ebenen Grund des Kanals abgelassen. Die beiden Gewebelagen sind alle 10 cm mit 10 cm langen Kunststofffäden verbunden. Diese Abstandshalter waren notwendig, damit die Doppelmatte beim Befüllen mit Beton ihre Form behielt, ähnlich wie bei einer Luftmatratze. Als der Beton ausgehärtet war, wurden zuvor eingerollte Seitenteile zur Rechten und zur Linken des Kanals die Böschungen hochgezogen und dann ebenfalls mit Beton verfüllt. So erhielt das Kanalbett Stück für Stück eine neue Auskleidung aus dem hochwertigen wasserneutralen Baustoff Beton.
Das Gewebe diente als verlorene Schalung. Michael Altschäffl: "Die Betonlieferung hat unter dem Strich ausgesprochen gut geklappt. Bis zu 80 Fahrmischer am Tag durch nur eine Zufahrt zu schicken ist eine logistische Leistung der Transportbeton-Liefergemeinschaft. Die Mischmeister haben eine lückenlose Betonversorgung sichergestellt. Das war sehr wichtig, denn wenn eine Baustelle mit 120 Leuten zum Stehen kommt, bedeutet das immense Kosten. Es war ein neues Verfahren, und es gab keine Testphase, doch dafür hat sich alles schnell eingespielt. Auch mit dem Betonlabor haben wir bei der Feineinstellung der Rezeptur gut zusammengearbeitet. Die Berufstaucher haben eine ganze Reihe von Bohrkernen aus der Sohle und den Böschungen entnommen. Der Beton hat sich an keiner Stelle entmischt, die Qualität ist überall einwandfrei."