Hochmodernes Steinkohlekraftwerk in Wilhelmshaven
Deutschland kann aus Gründen der mittel- und langfristigen Energieversorgungssicherheit auf absehbare Zeit nicht auf Steinkohlekraftwerke verzichten. Steinkohle hat Zukunft – auch und gerade unter Umweltgesichtspunkten. In Wilhelmshaven wird bis 2012 ein hochmodernes Steinkohlekraftwerk errichtet – mit einem sehr hohen Wirkungsgrad und ebenso hohen Umweltstandards. Die Betreiber verpflichten sich, 50 % und mehr unter den im Bundes-Immissionsschutzgesetz geforderten Grenzwerten für Staub, Stick- und Schwefeloxide zu bleiben. Weitere Kraftwerksprojekte in Stade und Brunsbüttel befinden sich derzeit im Genehmigungsverfahren.
In Wilhelmshaven wurde im September 2008 der Grundstein für ein hochmodernes Steinkohlekraftwerk gelegt. Das Kraftwerk wird auf dem Rüstersieler Groden, in direkter Nachbarschaft zur Niedersachsenbrücke und zum geplanten JadeWeserPort, errichtet. Die Seehafenanbindung ermöglicht einen kostengünstigen und schnellen Kohletransport. Für die Kohlelogistik vor Ort hat der Kraftwerksbetreiber GDF SUEZ Energie Deutschland AG in Rhenus Midgard einen erfahrenen Partner gefunden. Die Küstennähe ermöglicht darüber hinaus, für die Kühlung im Kraftwerk auf Küstengewässer zuzugreifen. Damit kann auf einen Kühlturm verzichtet und der Wirkungsgrad des Kraftwerks um einen Prozentpunkt erhöht werden. Der Standort ermöglicht es außerdem, Anlagen zur CO2-Abtrennung und -Speicherung nachzurüsten, sobald die Technologie ausgereift ist und die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen sind. In die geplante Anlage mit einer Leistung von ca. 800 MW wird GDF SUEZ über 1 Milliarde € investieren. Davon bleibt ein beträchtlicher Teil in der Region. Auch während der Betriebsphase des Kraftwerks wird das regionale Umfeld durch laufende Ausgaben profitieren, u. a. für Instandhaltungs- und Wartungsarbeiten und für Transportdienstleistungen. Ab Inbetriebnahme der Anlage werden ca. 110 neue Mitarbeiter vor Ort benötigt. Durch das Kraftwerk entstehen ca. 190 weitere Arbeitsplätze bei Zulieferunternehmen und in der Konsumgüterbranche. Als Grundlastkraftwerk wird das neue Kraftwerk ca. 5,5 Terrawattstunden (das sind 5,5 Milliarden Kilowattstunden) pro Jahr erzeugen. Diese Strommenge entspricht ca. 1 % des gesamten in Deutschland erzeugten Stroms. Das Kraftwerk in Wilhelmshaven soll nach dem Vorbild des Kraftwerks Römerbrücke im Saarland ebenfalls in puncto Umwelt- und Arbeitssicherheitsmanagement durch den TÜV zertifiziert werden.
Innovative Technologien
Die Steinkohle wird per Schiff angeliefert und in einem Kohlelager zwischengelagert. Auf geschlossenen Förderbändern wird sie zu den Kohlemühlen transportiert und dort zu feinem Kohlestaub zermahlen. Der Staub wird zusammen mit Luft im sogenannten Dampferzeuger verbrannt. Die dabei freigesetzte Wärme dient zur Erzeugung von Dampf mit hoher Temperatur und hohem Druck. Dieser wird in der Dampfturbine entspannt und treibt damit einen Generator an, der die mechanische in elektrische Energie umwandelt. Über einen Transformator wird die elektrische Energie schließlich in das Höchstspannungsnetz eingespeist. Die bei der Verbrennung entstehenden Rauchgase werden auf ihrem Weg zum Kamin über Entstickung, Entschwefelung und Entstaubung gereinigt und tragen über eine Wärmerückgewinnung zur Steigerung des Wirkungsgrades bei. In Wilhelmshaven wird eine Monoblock-Anlage mit einer elektrischen Bruttoleistung von ca. 800 MW nach dem neuesten Stand der Technik errichtet. Die Anlage erreicht einen Netto-Wirkungsgrad von 46 %, der u. a. auf der Möglichkeit zur Durchlaufkühlung beruht. Bisher liegt der Wirkungsgrad von Steinkohlekraftwerken in Deutschland durchschnittlich bei 38 %. Die neue Anlage wird somit bei gleicher elektrischer Leistung auch ca. 20 % weniger CO2 ausstoßen, das entspricht ca. 900000 Tonnen CO2/Jahr. Das Kraftwerk ist rund um die Uhr betriebsfähig und bleibt bei den Emissionen 50 % und mehr unter den gesetzlichen Vorgaben. Auch die Lärmemissionen liegen deutlich unter den erlaubten Richtwerten. Die Konstruktionsweise ist auch bewusst auf die Vermeidung bzw. Minimierung von Erschütterungen und Geräuschen ausgelegt worden. Der notwendige Verkehr vom und zum Kraftwerk soll ohne wesentliche Beeinträchtigung der Anwohner erfolgen. Das Kraftwerk ist so ausgestattet, dass während des Verbrennungsprozesses die Bildung von Stickoxiden bereits deutlich verringert wird. In einem zweiten Schritt wird das restliche Stickoxid fast vollständig in unschädlichen Stickstoff- und Wasserdampf umgewandelt. Ein hochmoderner Elektrofilter scheidet den Feinstaub, der im Rauchgas enthalten ist, fast vollständig ab. Eine so genannte Rauchgas-Entschwefelungsanlage wandelt die Schwefeloxide in Gips um, der in der Bauindustrie weiterverarbeitet wird. Der Reststoff Asche wird im Straßenbau verwendet.
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30.04.2012 - Geändert am:
16.01.2017