Herausfordernde Einrüstung der Rotterdamer Willemsbrücke
Die Sanierung der 60 m hohen Stahlpylone der Rotterdamer Willemsbrücke war eine Herausforderung für den Gerüstbau. So waren beispielsweise alle Gerüstbau- und Malerarbeiten ohne größere Beeinträchtigung des Stadtverkehrs durchzuführen.
Die Willemsbrücke im Zentrum der niederländischen Metropole Rotterdam ist neben der Erasmusbrücke und dem Maastunnel eine der wichtigsten Straßenverbindungen zwischen der Nord- und Südstadt. Die markante Schrägseilbrücke über die Maas mit den beiden roten, 60 m hohen Stahlpylonen musste saniert, also sandgestrahlt und neu gestrichen werden. Zur sicheren Ausführung der Malerarbeiten wurde erst der südliche und anschließend der nördliche Pylon der Hängebrücke eingerüstet. Die Pylonsanierung wurde im Auftrag der Gemeinde Rotterdam von der Firma Venko ausgeführt, für die Gerüstbauarbeiten zeichnete Steigerbouw Van der Panne verantwortlich.
Eines der schwierigsten Gerüstbauprojekte der Niederlande
Die Einrüstung der Willemsbrücke galt als eines der schwierigsten Gerüstbauprojekte der Niederlande. Eine der Besonderheiten war, dass alle Gerüstbau- und Malerarbeiten ohne große Beeinträchtigung des Stadtverkehrs durchgeführt werden mussten. Da der komplette Überbau nur über die Schrägseile frei beweglich abgehängt ist, war es zudem nicht möglich, die etwa 200 t schwere Gerüstkonstruktion der Pyloneinrüstung auf der Fahrbahnplatte aufzustellen – eine große Herausforderung für alle Projektbeteiligten.
Montage der Rüstbinder in nur einer Nacht
Für die Montage der Rüstbinder zur Überbrückung der Brückenfahrbahn stand nur eine einzige Nacht zur Verfügung. Die Binderpakete wurden deshalb mit jeweils 21 m Länge in der PERI-Niederlassung Schijndel vormontiert und per Schwerlast-Lkw zur Baustelle transportiert. Vor Ort wurden diese Einheiten innerhalb kürzester Zeit mit einem Mobilkran auf die seitlichen Schwerlasttürme sowie einem in Brückenmitte temporär errichteten Trag- und Arbeitsgerüst eingehoben und anschließend mittels Bolzen gekoppelt. Morgens um 6 Uhr konnte die Brücke bereits wieder freigegeben werden. Unterhalb der über 40 m frei spannenden Rüstbinderüberbrückung konnte der Verkehr reibungslos fließen.
Parallel zur „VARIOKIT“-Rüstbinderkonstruktion für die weitgespannte Überbrückungs- und Auflagerkonstruktion über der Brückenfahrbahn fand bei der Pyloneinrüstung auch das „LGS“-Fachwerkbindersystem Verwendung. Damit konnte eine beidseitig jeweils 10 m vorgebaute Schutzdachkonstruktion ausgebildet werden. Darüber hinaus wurde eine Arbeitsplattform mit einer Spannweite von 12 m zwischen den Pylonbeinen geschaffen. Diese Plattform wanderte Schritt für Schritt, dem raschen Baufortschritt des Gerüstbaus folgend, bis zur endgültigen Höhe von 50 m nach oben.
Spezielles Verankerungskonzept wegen hoher Windlasten
Um den Arbeitsbereich hermetisch vom Straßenverkehr abzuschotten und zu verhindern, dass Bau- und Abraummaterial in den Fluss gelangt, wurde das Arbeitsgerüst mittels Schrumpffolie komplett umhüllt. In Verbindung mit den zu berücksichtigenden enorm hohen Windlasten im Bereich der Maasmündung in die Nordsee erforderte dies zudem ein entsprechend angepasstes Verankerungskonzept.
Die Ingenieure von PERI konzipierten zusammen mit den Gerüstbau-Spezialisten von Steigerbouw Van der Panne eine optimal angepasste Gesamtlösung, basierend auf zwei miteinander kombinierbaren Baukastensystemen. Das „PERI UP Flex“-Modulgerüstsystem sorgte für flexible Anpassungsmöglichkeiten an die Pylongeometrie und dadurch für sichere Arbeitsebenen inklusive Zugangstechnik. Rüstbinder und Schwerlasttürme des „VARIOKIT“-Ingenieurbaukastens übernahmen die Abtragung der hohen Lasten über die gesamte Fahrbahnbreite hinweg, die seitlich über die Pylon-Fundamente abgetragen wurden. Eine geschlossene, großflächig auskragend über das Tragwerk gespannte Zwischenebene schirmte den laufenden Verkehr sowie die Geh- und Radwege zuverlässig von den Sanierungsmaßnahmen ab und diente auch während der Gerüstbauarbeiten als Schutzkonstruktion. Mit speziellen Fallversuchen aus über 50 m Höhe wurde bereits im Vorfeld die Schutzwirkung nachgewiesen.