Hauptverwaltung mit Geothermie
Das Familienunternehmen Werner & Mertz, Hersteller von Reinigungs- und Pflegemitteln, hat im Oktober 2010 seine neue Hauptverwaltung in Mainz nach 17 Monaten Bauzeit eingeweiht. Das Gebäude besticht durch ein einmaliges Energiekonzept: Mittels Windkraft, Photovoltaik und Geothermie erzeugt der Neubau mehr Energie, als er für den laufenden Betrieb benötigt.
Nachhaltigkeit steht beim neuen Verwaltungsgebäude des Mainzer Traditionsunternehmens an erster Stelle. Die neue emissionsneutrale Hauptverwaltung ist das erste Verwaltungsgebäude in Deutschland, für das Windkrafträder kombiniert mit einer Photovoltaikanlage und Geothermie mehr als den kompletten Energiebedarf für Heizung und Kühlung erzeugen. Damit erfüllt das neue Verwaltungsgebäude alle Anforderungen an Nachhaltigkeit in herausragender Art und Weise. Das Unternehmen nutzt die einzigartigen geologischen und klimatischen Bedingungen am Rheinufer und setzt die Energieträger Wasser, Wind und Sonne mittels moderner Umwelttechnologien optimal ein und schafft so für seine Mitarbeiter auf ca. 9000 m² angenehme Arbeitsbedingungen.
Drei standortoptimierte Umwelttechnologien
Der Neubau verfügt über 16 Windenergieanlagen (WEA) auf dem Dach, die aufgrund der günstigen Windsituation in Rheinnähe pro Jahr ca. 132 MWh Strom erzeugen. Eine Windgeschwindigkeit von nur 2 m/sec reicht bereits für das Anlaufen der WEA aus. Zusätzlich produziert eine 350 m² große Photovoltaikanlage auf dem Dach jährlich ca. 45 MWh Strom. Insgesamt produzieren diese beiden regenerativen Energiequellen 177 MWh Strom. Der jährliche Strombedarf der neuen Hauptverwaltung liegt bei ca. 156 MWh, was einen Überschuss von 21 MWh Strom im Jahr ergibt. Der überschüssige Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist. Geothermische Grundwassernutzung sorgt zu jeder Jahreszeit für angenehme Temperaturen im Gebäude. Dabei wird 12 °C kaltes Grundwasser aus 5 m Tiefe in das Gebäude befördert. Dort wird das Wasser im Winter mit einer Wärmepumpe auf 35 °C erwärmt. Über ein in den Fußböden integriertes Heizsystem gibt das Wasser seine Wärme in die Büros ab. Die Wärmezufuhr kann dabei in jedem Raum individuell reguliert werden. Im Sommer wird das 12°C kühle Grundwasser genutzt, um über das in den Fußböden liegende Kühlungssystem eine angenehme Raumtemperatur zu schaffen. Auf diese Weise spart Werner & Mertz über die Kombination dreier standortoptimierten Umwelttechnologien jedes Jahr 160 t CO2 ein. Für den Bau seiner neuen Hauptverwaltung wurde das Unternehmen bereits mit dem rheinland-pfälzischen Umweltpreis 2010 ausgezeichnet. Insgesamt wurde eine Fläche von 1412 m² bebaut. Der Neubau verfügt auf sieben Etagen über 105 Büros, mit einer Gesamtfläche von 3158 m². Für bis zu 250 Mitarbeiter ist das Gebäude ausgelegt. Auch die Innenausstattung des Gebäudes berücksichtigt den Nachhaltigkeitsgedanken. So verfügt das Foyer im Erdgeschoss über eine sogenannte "grüne Wand", die mit 2350 Pflanzen bestückt ist, und ein Wasserbecken. Die Pflanzen werden durch ein automatisches Bewässerungssystem mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Die "grüne Wand" erhöht zusammen mit dem Wasserbecken die Luftfeuchtigkeit. Dadurch kann eine optimal gefühlte Raumtemperatur mit geringerem Heizaufwand umgesetzt werden. Im Foyer befinden sich zudem sieben Bäume, die die Forstwirtschaft sonst zu Brennholz verarbeitet hätte, da sie anderen gerade gewachsenen Bäumen das Licht nahmen. Jeder der bis zu 400 kg schweren Baumstämme trägt nun im Eingangsbereich zu einem natürlichen Raumambiente bei.
Nachhaltigkeit auch im Innenausbau
Die im Gebäude verlegten Teppichböden stammen von duraAIR. Die patentierte Beschichtung des Teppichrückens ist in der Lage, auf katalytische Weise in der Raumluft enthaltene gesundheitsschädliche Stoffe oder unangenehme Gerüche in unkritische Bestandteile der Luft wie Wasserdampf und Luftstickstoff umzuwandeln. Die Büroausstattung der neuen Hauptverwaltung setzt ebenfalls Maßstäbe. Die Deckenfluter in den Büros leuchten die Schreibtische flexibel aus. Sie reagieren über Sensoren auf Bewegungen und die jeweilige Tageslichtmenge. So passt sich die Strahlkraft der Lampen automatisch der Raumsituation an. Die raumhohen, getönten Fenster sorgen für einen hohen Tageslichteinfall und verringern den Bedarf an künstlicher Beleuchtung. Die Schall-?und Wärmedämmung der vierschichtig aufgebauten Glasfassade erreicht dabei höchste Effektivität. Zudem wurden alle neuen Schreib- und Besuchertische aus Holz hergestellt, das nachweislich aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammt. Die Bürostühle sind zu 95 % recyclingfähig.
Baukonstruktion
- Bodenverbesserung durch Rütteldruckverdichtung
- Kellergeschoss als wasserundurchlässige Stahlbetonkonstruktion
- Erdgeschoss und weitere Geschosse Stahlbetonskelettbauweise
- Fassade Pfosten Riegel Konstruktion Aluminium Glas)
- mittlerer Fassadenbereich auf Hofseite Lochfassade mit Wärmedämmverbundsystem
- Treppenräume, Aufzugs- und Installationsschächte als aussteifende Elemente in Massivbauweise (Stahlbeton)
Innere Erschließung
- zwei Treppenhäuser, zwei Personen- und ein Lastenaufzug
- Büroausbau mit mobilen Trennwandelementen, teilweise verglast Energetische Besonderheiten
- Plus-Energiebilanz-Haus
- emissionsneutral
- geothermische Grundwassernutzung mit besonders hohem Wirkungsgrad da sich fließendes Grundwasser in geringer Tiefe befindet
- Stromerzeugung für Wärmepumpe durch 16 Kleinwindräder (begünstigte Windlage in unmittelbarer Rheinnähe), von denen jedes 2,5 KWh Strom produzieren kann
- Photovoltaikanlage auf nahezu der gesamten Dachfläche
- einzigartiges Bürogebäudekonzept, kombiniert erstmalig Stromerzeugung aus Windenergie und Photovoltaik
- die Photovoltaikanlage produziert ca. 45 MWh Energie im Jahr
- die Windkrafträder produzieren ca. 132 MWh Strom im Jahr
- das Gebäude benötigt ca. 156 MWh Strom pro Jahr
- dies ergibt einen Energieüberschuss von 21 MWh pro Jahr, was einen Überschuss von 12,8 % bedeutet
- CO2-Ersparnis pro Jahr: 160 t
- Wärmeversorgung: Wärmepumpe
- passive Kühlung über Grundwassernutzung
- außen liegender Sonnenschutz
- Beleuchtungskonzept: hoher Tageslichtanteil durch raumhohe Fenster
Bautafel: Werner & Mertz GmbH – neue Hauptverwaltung, Mainz
Bauherr: | Dokumentio Grundstücksverwaltungsgesellschaft mbH & Co. Vermietungs KG, Mainz-Kastel |
Projektsteuerung: | DAL Bautec Baumanagement und Beratung GmbH, Mainz |
Generalunternehmer: | Bauunternehmung Karl Gemünden GmbH & Co. KG, Ingelheim |
Generalplaner: | Ries + Ries Architekten – Ingenieure, Budenheim |
Energiekonzeption: | GWS – Aktiengesellschaft für Wärme und Strom, Mainz |
Bausumme: | ca. 14 Millionen € |
Baubeginn: | Februar 2009 |
Fertigstellung: | Juni 2010 |
Flächen und Volumen: |
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