Die Wolke aus 4500 t Stahl schwebt
Unter dem Titel "BMW Welt" entstand in München das künftige Erlebnis- und Auslieferungszentrum des Kraftfahrzeugherstellers. Mit 4500 t Stahl konnte Maurer Söhne die Idee des Wiener Architektenbüros CoopHimmelb(l)au – eine schwebende Wolke – realisieren.
Der hohe funktionale Anspruch und zudem die prominente Umgebung am BMW-Stammsitz in München – auf der einen Seite das Olympiastadion, auf der anderen das BMW-Museum und der markante "Vierzylinder" der BMW-Konzernverwaltung – forderten geradezu ein weiteres architektonisches Highlight. BMW entschied sich für die schwebende Wolke des Architekten Wolf D. Prix und forderte damit die Stahl- und Fassadenbauer heraus. Wolke – am liebsten ohne Stützen "Am liebsten wäre es den Architekten, wirwürden ohne Stützen bauen", bringt Dipl.-Ing. Jochen Wehrle, Bereichsleiter Stahlbau beim Münchner Unternehmen Maurer Söhne, die Herausforderung auf den Punkt. Tatsache ist aber, dass das ca. 15000 m² große Wolkendach einschließlich Dacheindeckung und abgehängter Unterdecke ca. 4500 t wiegt. Elf Stützen tragen das Dach. Zum Vergleich: Die Akropolis in Athen trägt mit ihren 36 Stützen nur ein Dach mit 1500 m².
Die Umsetzung der Wolke in Stahl und Glas bewerkstelligte die Arbeitsgemeinschaft Maurer Söhne/Josef Gartner mit einem Team von ca. 100 Ingenieuren. Dabei ergänzten sich Maurer Söhne als Spezialist für anspruchsvollen Stahlbau und Josef Gartner als Fassadenbauspezialist in idealerWeise und übernahmen die komplette Planung und Ausführung.
Das wie eine Wolkenskulptur räumlich ausgeformte Dach verhält sich wie eine natürliche Wolkendecke: Es folgt keinen geometrischen Regeln. Die Außenhöhe des Gebäudes variiert zwischen 28 und 30 m, der Raum innen ist zwischen 6 und 26 m hoch. Dies ergab eine äußerst komplizierte Geometrie für die Planung und Ausführung der Tragwerkskonstruktion des Wolkendachs mit ständig sich verändernden Winkeln, Spannweiten und Höhen und erforderte höchste Präzision in Planung, Fertigung und Montage. Auch die als Basis zur Auftragserteilung unterbreiteten Sondervorschläge derARGE Maurer/Gartner konnten vollständig realisiert werden. So wurde die Stahlkonstruktion statt der ursprünglich geplanten Rundrohre mit Doppel-T-Profilen realisiert. Die Fassade wurde als Kühl-Heiz-Fassade ausgeführt. Edelstahl-Lochbleche wurden als Dachuntersichten im Innenraum eingesetzt, während eine 12000 m² große Photovoltaikanlage mit Edelstahlverblechung die Oberseite bedeckt.
Marktplatz mit vielen Nutzungsmöglichkeiten
Die BMW Welt ist ein ausgesprochen flexibles Bauwerk, das wie ein Marktplatz vielerlei Nutzungen erlaubt: Unter dem Wolkendach liegt ein riesiger Raum, der in verschiedene Funktionsbereiche gegliedert ist, die offen und flexibel nutzbar sind: In der "Premiere"werden die Fahrzeuge ausgeliefert – ein Event, der bereits drei Monate vor der Eröffnung minutiös geübt worden war und am 23. Oktober 2007 erstmals mit echten Kunden über die Bühne ging. Über der "Premiere" liegen Lounges, die über einen aus der Dachkonstruktion ausgeschnittenen Keil eine Sichtverbindung zum BMW-Hochhaus haben. Das "Forum" besteht aus einem Veranstaltungssaal und darüber liegenden Tagungsräumen. Premiere und Forum gehen offen in die zentrale, stützenfreie Halle mit einer lichten Höhe von bis zu 26 m über. Eine große versenkbare Hubwand zwischen Forum und Halle lässt verschiedenste Veranstaltungen und Präsentationsformen zu. Bereits jetzt gilt die BMW Welt als einer der ersten Vertreter einer neuen Gebäudegeneration: den Kommunikationsbauten. In den drei Untergeschossen, die in herkömmlicher Stahlbetonbauweise errichtet wurden, finden sich zwei Ladehöfe. Einer davon dient ausschließlich der Lieferung von Neuwagen, die über eine Waschstraße in ein automatisches Parksystem, ausgelegt für 300 Fahrzeuge, gelangen. Das zweite und dritte Untergeschoss bieten 600 Parkplätze.
Ca. 360 Millionen € hat BMW für die Wolken-Welt auf dem 210 m x 180 m großen Grundstück investiert. Die Eröffnung am 17. Oktober 2007 unterstrich einmal mehr den Premium-Anspruch von BMW. Ein bisschen stolz sind deshalb alle Projektbeteiligten, diesem Anspruch auch mit dem Gebäude zu genügen. "Die Qualitätsanforderungen an Planung und Ausführung haben das Äußerste von allen Beteiligten gefordert. Nur durch unser hohes fachliches Know-how konnten wir den Projekterfolg sichern", erläutert Dipl.-Ing. Stefan Wagner, Leiter Projektmanagement bei Maurer Söhne und Projektleiter für das Projekt.
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27.03.2013 - Geändert am:
11.12.2014