Brückenneubau am Hauptbahnhof Wien: Pfeilerschalung 3D-geplant
Die drei architektonisch anspruchsvollen Pfeiler der über 400 m langen Südbahnhofbrücke am Hauptbahnhof Wien errichtet die bauausführende Arge HBF Wien Baulos 01 mit dreidimensional geplanten Doka-Sonderschalungen.
Der Neubau des Hauptbahnhofs Wien auf dem Areal des ehemaligen Südbahnhofs ist mit einem projektierten Investitionsvolumen von ca. 900 Millionen € und ca. fünf Jahren Gesamtbauzeit aktuell nicht nur das mit Abstand größte Bauvorhaben in Österreich. Es ist auch eines der größten Bahnhofsprojekte in Europa.
Schalungstechnische Herausforderung
Die Arge HBF Wien Baulos 01 aus Strabag, Alpine, Porr und Pittel & Brausewetter hat Doka mit der Planung und Lieferung der kompletten Schalungslösung für das Baulos HBF Wien 01 beauftragt. Zur Zeit entsteht im Süden des Bahnhofsareals mit der Südbahnhofbrücke eine 420 m lange Überquerung der künftigen Bahntrasse. Die drei Hauptpfeiler der neuen Südbahnhofbrücke bestechen durch ihre architektonisch anspruchsvolle Formgebung. Doka-Kunden profitieren bereits seit Jahren von den Vorteilen der dreidimensionalen Schalungsplanung bei geometrisch komplexen Bauteilen. Prominentes Beispiel ist das Science Center Wolfsburg aus dem Jahr 2002. Die Planung anhand eines 3D-Modells ermöglicht ein Höchstmaß an Präzision und schafft die Voraussetzungen für ein überzeugendes Endergebnis. Der vor Kurzem fertiggestellte erste Brückenpfeiler unterstreicht die Planungs- und Fertigungskompetenz von Doka bei Sonderschalungen für technisch anspruchsvolle Bauteile. Der Schaft des mit 3,00 m Breite, 18,00 m Länge und 12,00 m Höhe großvolumig dimensionierten Pfeilers ist mit nach innen geneigten Flächen und abgerundeten Eckbereichen konzipiert. Dazu sind Großflächenelemente der Doka-Trägerschalung Top 50 auf Grund der hohen Anforderungen an die Oberflächenqualität des Betons mit hochwertigen Sperrholzplatten belegt und in den Eckbereichen mit radial angeordneten Formhölzern ergänzt. Die engen Radien in den Rundungsbereichen und bei den doppelten Krümmungen erfordern mit gespachtelten und geschliffenen 3-SO-Streifen belegte Formhölzer. Bauseitig angebrachte Spindeln und Stahlprofile stützen die großflächigen Schalungselemente sicher ab.
3D-Planung für komplexe Sattelschalung
Eine besondere Herausforderung war der zu allen Seiten hin aufgeweitete Pfeilerkopf mit einer zentral angeordneten Ausnehmung in Form eines Sattels. Diese außergewöhnliche Formgebung bringt eine konventionelle, auf zweidimensionalen Ansichten basierende Schalungsplanung schnell an die Grenzen des technisch Machbaren, insbesondere im Hinblick auf die Ableitung von exakten Fertigungsplänen für die unzähligen Formstücke zur präzisen Anpassung der Schalung an die Bauteilgeometrie. Bauteile wie dieser Pfeiler verlangen spezielle Kenntnisse und umfangreiche Erfahrungen in der 3D-Schalungsplanung. Die Planung dieser geometrisch komplexen Sonderschalung an Hand eines 3D-Modells stellt sicher, dass die einzelnen Elemente der Schalung millimetergenau gefertigt werden können. So passt auf der Baustelle die Sattelschalung perfekt zur Pfeilerkopfschalung und es sind keine zusätzlichen Anpassungen auf der Baustelle erforderlich. Das bringt eine enorme Zeitersparnis bei der Montage vor Ort und gewährleistet einen schnellen und reibungslosen Ablauf der Ortbetonarbeiten. Besonders kompliziert war bei der Sattelschalung die exakte Abbildung der z. T. ineinander überlaufenden und in sich verschnittenen Radien. Zusätzlich war dabei ein in Längsrichtung angeordneter Einschnitt zu berücksichtigen. Durch maßgeschneiderte Formhölzer – gefertigt mit geringsten Toleranzen – hat der Doka-Fertigservice im Zentralwerk Amstetten/Österreich das 3D-Modell exakt umgesetzt.
Millimetergenau eingepasst
Für minimale Montagezeiten auf der Baustelle und zur Entlastung der Baustellenlogistik lieferte Doka die Sonderschalung einsatzbereit vormontiert und in einem Stück auf die Baustelle. Eine logistische Herausforderung angesichts der nicht gerade alltäglichen Abmessungen von knapp 7 m Länge, mehr als 4 m Höhe und einer Breite von 3,50 m. Der Transport auf die Baustelle im 13. Wiener Gemeindebezirk erforderte einen überschweren Tieflader sowie eine speziell für diese Schalung gefertigte Transportsicherung. Ein Mobilkran hängte die Sattelschalung in eine Rahmenkonstruktion aus massiven Stahlprofilen millimetergenau ein und setzte sie passgenau in die Pfeilerschalung ein. Die gesamte Leistung hat die Bauleitung und die verantwortlichen Poliere der Arge nachhaltig von den Vorteilen der dreidimensionalen Schalungsplanung überzeugt.