Beschleunigte, sichere Bauausführung mit Systembauteilen beim größten Gebäude der Niederlande
Der Rotterdamer Architekt Rem Koolhaas verpasst seinem Hochhausensemble einen gewaltigen "Ruck" – und stellt damit hohe Ansprüche an die Bauausführung. Deshalb ist das Tragwerkskonzept zur Realisierung der Auskragungen in 86 m Höhe ein wesentlicher Bestandteil der umfassenden PERI Gesamtlösung.
De Rotterdam wird das größte Gebäude der Niederlande – in unmittelbarer Nachbarschaft zu anderen architektonischen Highlights wie beispielsweise der Erasmusbrücke von Van Berkel & Bos, dem geneigten Hochhaus von Renzo Piano und dem World Port Center von Sir Norman Foster. Das nach Fertigstellung 150 m hohe Hochhausensemble am Rotterdamer Wilhelminapier an der Maas besteht aus drei komplex gestalteten, dicht nebeneinander stehenden und miteinander verbundenen Türmen. Der Westturm weist 45 Wohngeschosse auf, der 41-geschossige Mittelturm wird als reines Bürogebäude und die 43 Etagen des Ostturms sowohl als Büro- als auch als Hoteltrakt genutzt. Insgesamt entstehen so knapp 250 Wohnungen, 280 Hotelzimmer und 60.000 m² Bürofläche. Im fünfgeschossigen Sockelbau befinden sich Einzelhandelsgeschäfte, Restaurants, Konferenzräume und ein Fitnessstudio – sowie drei Parkdecks im Erdgeschoss und den beiden Untergeschossen.
Ab 86 m Höhe 9 m auskragende Geschosse
Der aus Rotterdam stammende, renommierte Architekt Rem Koolhaas verpasste seinem Hochhauskomplex auf halber Höhe einen gewaltigen "Ruck", die Baukörper erfahren hier einen horizontalen Versatz in West- und Nordrichtung. Dadurch kragen ab 86 m Höhe die 24. bzw. 26. Etage sowie alle darüber liegenden Geschosse teilweise fast 9 m aus. Die im Hochhausbau erfahrene Baustellenmannschaft der Ed. Züblin AG aus Stuttgart wird die Rohbauarbeiten Anfang des Jahres abschließen, die Fertigstellung plant die Projektgesellschaft de Rotterdam CV für Ende 2013. Unterstützt wird der rasante Baufortschritt durch den Einsatz umfassender und ideal miteinander kombinierter PERI Systemlösungen. Insbesondere die Fachwerkträgerlösung für die Gebäudeauskragungen ist ein wichtiger Bestandteil des PERI Gesamtkonzepts.
Fachwerk mit System
Zur Realisierung der enormen Auskragungen in großer Höhe konzipierten die PERI Ingenieure eine Fachwerklösung auf Basis des VARIOKIT Ingenieurbaukastens. Hierfür werden weitestgehend mietbare Systembauteile verwendet, ergänzt durch einen projektspezifisch erarbeiteten Aussteifungsverband. Die Anordnung der Fachwerkscheiben erfolgt hierbei variabel unter Beachtung der jeweiligen Bauwerksgeometrie und -lasten sowie diverser Einbauteile bis hin zu den Masten der temporär in das Gebäude integrierten Turmdrehkrane.
Im Westturm waren für die Dimensionierung der Trägerhöhe die großen abzutragenden Lasten der 8,88 m messenden Auskragung aus zwei kompletten Bauwerksgeschossen und die geringe Stockwerkshöhe von 3,52 m der darunter liegenden Etage zu berücksichtigen. Beim Mittel- und Ostturm kann hierfür ein Doppelgeschoss genutzt werden – hier dient die Fachwerklösung nicht nur zur Lastableitung der Auskragungen, sondern zusätzlich als Tragkonstruktion zwischen den Geschossdecken.
Viel PERI-Know-how steckt vor allem im Trägerausbau nach Erreichen der Eigentragfähigkeit des Bauwerks. Denn die Fachwerke lassen sich aus Platzgründen ohne direkte Kranunterstützung innerhalb der Geschosse nicht einfach zurückfahren und demontieren. Hierzu verwendet die Baustelle das PERI Umsetzgerät, das normalerweise für SKYTABLE Großdeckentische eingesetzt wird. Der Vorteil an der von PERI entwickelten und in Nordamerika bereits langjährig genutzten Methode ist, dass mittels Kranhub, Kettenzugbewegung und Nachläufer das Fachwerk horizontal aus dem Gebäude gezogen wird.
Mit Sicherheit schneller arbeiten
Mit der RCS P Kletterschutzwand von PERI werden die beiden obersten, jeweils im Bau befindlichen Geschosse lückenlos umschlossen. Dadurch ist das Personal zu jeder Zeit gegen Absturz gesichert und vor starkem Wind in großer Höhe geschützt – so lassen sich die Schalarbeiten beschleunigen und die Arbeitsleistung wird erheblich gesteigert. Züblin benötigt nur acht Tage für ein komplettes Regelgeschoss.
Bereits in der Planungsphase wurden die Geometrieänderungen der Türme berücksichtigt, sodass die vom Versatz betroffenen Schutzwandeinheiten ohne aufwändige Umbauarbeiten in andere Abschnitte umgesetzt werden konnten. Äußerst variabel zeigt sich die RCS Lösung auch in den Bereichen, wo nahe dem Deckenrand nicht geankert werden darf. So sind auch hier die Deckenschuhe sicher fixiert und sorgen aufgrund der Schienenführung für schnelle Klettervorgänge.
Kranunabhängig schalen
Mit der SKYDECK Paneel-Deckenschalung können die Geschossdecken kranunabhängig geschalt werden. Systemteile aus Aluminium erleichtern den Transport und die Ein- und insbesondere die Ausschalvorgänge per Hand. Die systematische und dadurch einfach zu verstehende Montagefolge beschleunigt die Bauabläufe und sorgt darüber hinaus für einen klar abschätzbaren Zeitaufwand. Mit dem Fallkopf und der Möglichkeit des Frühausschalens wird zudem die Vorhaltemenge an Paneelen und Längsträgern reduziert.
Bereits bei den Sockelgeschossen ließ sich die systematische Montagefolge und die hohe Sicherheit des Standardfeldes mit der SKYDECK Bühne und dem auskragenden Längsträger SLT 375 auch am Deckenrand erreichen. Bei großen Unterstützungshöhen über mehrere Stockwerke hinweg kombinierte das Baustellenteam die SKYDECK mit dem MULTIPROP Tragsystem. Die alu-leichten Einzelstützen ließen sich vertikal mit dem MULTIPROP Verbinder miteinander koppeln – und mittels MULTIPROP Rahmen zu ganzen Lasttürmen verbinden.
Vormontierte Einheiten
De Rotterdam liegt dicht umschlossen – längsseitig zwischen Straße und Maas sowie stirnseitig zwischen zwei Nachbargebäuden. Das enge Baufeld weist somit äußerst begrenzte Lagerkapazitäten auf. PERI lieferte deshalb die RCS Schutzwandeinheiten und die VARIOKIT Fachwerke bereits fix und fertig vormontiert auf die Baustelle. Dadurch konnten diese vom Lkw mit dem Kran direkt zum endgültigen Einsatzort eingehoben werden. Dies sparte wertvolle Kranzeit, insbesondere waren keine zusätzliche Zwischenlagerung und kein Montageplatz notwendig.
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18.12.2012 - Geändert am:
11.12.2014