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Autobahnbrücke eingeweiht: Auf CEMEX-Beton über das Sinntal

Nach Polizeiangaben kamen etwa 8.000 Schaulustige am Morgen des 22. Juni 2013 nach Bad Brückenau. Sie wurden mit einem spektakulären Anblick belohnt. Um 10 Uhr ließen 200 kg Sprengstoff die 46 Jahre alte, 770 Meter lange Sinntalbrücke innerhalb von fünf Sekunden kollabieren – nur wenige Meter neben dem schon errichteten Ersatzneubau.

Fachleute prüften anschließend den Zustand der neuen Autobahnbrücke und fanden keine Beschädigungen an dem 755 Meter langen Bauwerk, das sich in einer Höhe von bis zu 53 Metern über den Talgrund spannt. Die Autobahndirektion Nordbayern konnte den Ersatzneubau endgültig für den Verkehr freigeben.

Die Sinntalbrücke im Zuge der Bundesautobahn BAB 7 liegt zwischen Fulda und Würzburg in der Rhön. Die Autobahndirektion ließ die neue Talquerung zwischen 2009 und 2013 in einem Achsabstand von 46 Metern zur alten Brücke errichten, um eine Brückenbreite nach Westen versetzt. Während der Bauphase konnte der Autobahnverkehr ungehindert die alte Brücke nutzen.

Leichte Stahl-Beton-Konstruktion

Der Bauherr legt großen Wert darauf, dass sich die neue Sinntalbrücke in das Landschaftsbild des Mittelgebirges einfügt. Damit die Transparenz im Talraum der Sinn erhalten bleibt, misst die Stützweite der neuen Brücke bis zu 107 Meter. Die leichte Stahl-Beton-Verbundkonstruktion lehnt sich im Erscheinungsbild und ihrer Form an die alte Brücke an. Deren Belastung hatte sich von 7.000 Fahrzeugen täglich im Jahr 1967 zuletzt auf das Sechsfache gesteigert, Materialermüdung führte immer wieder zu Schweißnahtrissen. In den letzten Jahren war die Brücke nur noch eingeschränkt gebrauchstauglich gewesen, für Schwerlasttransporte war sie gesperrt.

Ersatz musste her. So entschied sich die Autobahndirektion für einen Neubau. Im Auftrag der Max Bögl Bauunternehmung GmbH & Co. KG, Neumarkt, produzierte die CEMEX Deutschland AG in Liefergemeinschaft den Transportbeton für das Ingenieurbauwerk hoch über dem Tal der Sinn. "Über einen Zeitraum von vier Jahren haben wir insgesamt rund 18.000 Kubikmeter Transportbeton für die neue Sinntalbrücke hergestellt", sagt Michael Wagner vom Verkaufsbüro Fulda der CEMEX Deutschland AG, das die kaufmännische Federführung innerhalb der Liefergemeinschaft hatte.

"Sämtliche im Unterbau und in den Überbauten eingesetzte Betone entsprachen den besonders hohen Anforderungen der ZTV-ING", betont Frank Petri, Prüfstellenleiter der CEMEX Deutschland AG. Die Betonprüfstelle Heuchelheim war verantwortlich für die Rezepturgestaltung und hatte auf Seiten der Liefergemeinschaft die technische Federführung inne. Im weiteren Projektverlauf übernahmen der Prüfstellenleiter Fulda Christian Fratscher und seine Mitarbeiter die werkseigenen Produktionskontrollen. Das CEMEX-Lieferwerk war Bad Brückenau.

Die Stahlbetonrundpfeiler der neuen Sinntalbrücke messen vom Erdreich bis zur Überbauunterseite zwischen 30 und 50 Meter. Sie wurden in 5 Meter hohen Abschnitten mit einer Kletterschalung hergestellt. Zum Teil kam der Beton per Krankübel ins Bauteil, zum Teil wurde er gepumpt. Die begehbaren Hohlpfeiler haben einen Außendurchmesser von 4 Metern. Die aufgehenden Pfeilerschäfte und die Lagersockel bestehen aus insgesamt 2.280 Kubikmetern eines Betons der Druckfestigkeitsklasse C40/50 und der Konsistenz F4, ausgelegt auf die Expositionsklassen XC4, XD2, XS2, XF2, XF3, XA2 mit einem Größtkorn von 16 mm. Bestandteile aller Rezepturen waren Basaltsplitte und Sande aus dem Werk Immelborn der CEMEX Kies & Splitt GmbH. Betonzusatzmittel der CEMEX Admixtures GmbH, beispielsweise Betonverflüssiger/Fließmittel CX ISOFLOW 751, stellten günstige Verarbeitungseigenschaften sicher.

Die Brückenpfeiler fußen auf Bohrpfählen und auf Pfahlkopfplatten aus rund 3.100 Kubikmeter Beton C30/37. Die Pfeilerköpfe, sie weiten sich quer zur Brücke auf eine Breite von 8,75 Meter auf, wurden in je drei Abschnitten betoniert.

Das Widerlager Fulda und das Widerlager Würzburg sind über einen Wartungsgang begehbar und mit Besichtigungsstegen zur Kontrolle der Fahrbahnübergangskonstruktionen ausgestattet. Sie bestehen aus einem Beton C30/37, XC4, XD2, XS2, XF2, XF3, XA2, F3 mit Größtkorn 22 mm.

Die Brücke ist von Geländer zu Geländer rund 30 Meter breit. Sie besteht aus zwei getrennten Überbauten, die je zwei Fahrstreifen und einen Standstreifen aufnehmen. Die beiden Überbauten setzen sich zusammen aus einem Stahlverbundquerschnitt mit zwei dichtgeschweißten Hohlkästen und je einer darauf liegenden Betonfahrbahnplatte. Zunächst wurde der Stahlverbund im Taktverfahren auf die Pfeiler geschoben, auf die Stahlkonstruktion dann der Fahrbahndeckenbeton aufgebracht, und zwar mit Hilfe eines Schalwagens, der sich auf der Stahlkonstruktion abstützte.

Den Fahrbahnplattenüberbau bilden rund 8.850 Kubikmeter eines Betons C35/45, XC4, XD2, XS2, XF2, XF3, XA2, F3 mit Größtkorn 16 und 22 mm. Bei der Herstellung der mittigen und seitliche Fahrbahnbegrenzungen kamen 1.400 Kubikmeter eines Luftporenbetons mit hohem Frost-Tausalz-Widerstand zum Einsatz: ein Kappenbeton C25/30 XC4, XD3, XF4, XA1, LP, F2 mit Größtkorn 16 und 22 mm.

Als Zemente wurden bei diesem Projekt Portlandhüttenzemente der Festigkeitsklassen 42,5 N und 42,5 R sowie ein Portlandzement der Festigkeitsklasse 32,5 R verwendet.

Autobetonpumpen der CEMEX-Betonförderung unterstützten die Betonage der Widerlager und der Fahrbahndecken. Bei der Großbaustelle in bis zu 53 Metern Höhe kamen auch Großmastpumpen mit einer Masthöhe von 52 Metern zum Einsatz, die den Fahrbahnbeton zum Teil vom Talgrund aus förderten.

So haben die logistische Leistung und das betontechnologische Fachwissen der Transportbeton-Liefergemeinschaft zur erfolgreichen Konstruktion der neuen Sinntalbrücke beigetragen – eines ebenso funktionalen wie ästhetischen Ingenieurbauwerks, das auf die heutige Verkehrssituation ausgelegt ist.

Referenzen

Bad Brückenau, Bad Kissingen (Kreis), Bayern, Deutschland (2013)

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    7032
  • Veröffentlicht am:
    25.11.2013
  • Geändert am:
    27.01.2016