330 Meter hohe Betonbrückenpylone mit PERI ACS Selbstkletterschalung
Im Norden der türkischen Metropole wird derzeit die dritte und größte Brücke über den Bosporus errichtet. Die Hängebrücke wird getragen von zwei A-förmigen Pylonen, die mit knapp 330 m Höhe zu den höchsten der Welt zählen. Die Herstellung des oberen Bereichs der zwei Pfeiler erfolgt in 21 Betonierabschnitten von jeweils 4,60 m. Die einzigartige Form der Stahlbetonpylone und die Komplexität der Einbauteile erfordern eine flexible Planung – eine Komplettlösung von PERI.
Die 59 m breite Brücke führt acht Fahrbahnen und zwei Bahngleise mit 1.408 m Spannweite über den Bosporus und verbindet – als Teil der neuen, 260 km langen Nord-Marmara-Autobahn – den europäischen mit dem asiatischen Kontinent. Dank PERI ACS Selbstklettersystem und VARIO GT 24 Träger-Wandschalung werden die hohen Anforderungen bezüglich Flexibilität, Oberflächenqualität und Maßgenauigkeit eingehalten. Der rationelle Arbeitsablauf von Stockwerk zu Stockwerk ermöglicht durch das hydraulische Klettern eine überaus hohe Produktivität und äußerst kurze Taktzeiten.
ACS Selbstklettersystem, optimal angepasst an komplexe Geometrien
Für die geneigten Flächen der A-förmigen Pylonbeine wird die verstellbare Variante der selbstkletternden Kletterschalung ACS V eingesetzt. Diese lässt sich den schrägen Seitenflächen der Pylone optimal anpassen. Um auch bei geneigten Bauwerken sicheres und ergonomisches Arbeiten in großer Höhe zu ermöglichen, wird die Arbeitsbühne stets horizontal ausgebildet. Für die nahezu senkrechten Flächen wird mit der Variante ACS R gearbeitet, sie ist das Standardsystem der ACS Selbstkletterschalung. Innerhalb der Pylonbeine wird neben ACS V auch die Plattform-Variante ACS P eingesetzt.
Eine große Herausforderung schon während der Planungsphase war die Anpassung der Schalungslösung an den Querschnitt der vier Pylonbeine, der sich stetig verringert. Er hat eine im Grundriss dreiecksförmige Struktur mit gebrochenen Ecken. Die drei langen Polygonseiten verringern sich über die Pylonhöhe um jeweils 1,40 m. Die dadurch erforderliche Anpassung der Arbeitsplattformen erfolgt durch mittig aufgelegte Überwurfbühne, deren Auflagerfläche auf die äußeren Nachbarplattformen einfach variiert wird. Die Schalungsanpassung erfolgt durch Ausgleichsbleche und verschraubte Passelemente, die sukzessive demontiert werden.
Zudem bietet die PERI Selbstkletterlösung insbesondere bei der Montage der Stahleinbauteile für die Schrägkabelaufnahmen die erforderliche Flexibilität. Die Planungslösung berücksichtigt die veränderlichen Abmessungen und Positionen der großformatigen Stahleinbauteile. Die Festlegung der Kletterachsen erforderte eine durchdachte Planung, um Kollisionen mit den Schrägseilboxen auszuschließen. Hierbei ist eine hohe Maßgenauigkeit zwingend erforderlich.
Komplettlösung von PERI – hohe Arbeitssicherheit, gesteigerte Effizienz
Alle ACS Klettereinheiten sind mit einer Trapezblechverkleidung versehen. Die Einhausung der unteren Arbeitsbühnen mit einer vollflächig geschlossenen Trapezblechfläche bietet neben der Absturzsicherung einen zusätzlichen Wind- und Witterungsschutz für das Baustellenpersonal. Von den weiteren Arbeitsplattformen Level +1 und Level +2 wird die vorlaufende Bewehrung für das komplette nächste Stockwerk eingebaut. Die gelochte Trapezblechfläche in diesem Bereich lässt Licht und Luft durch. Bis zu 42 t Bewehrung lassen sich insgesamt auf den obersten drei Bühnenebenen lagern.
Auf der vorgeneigten Bühne klettert ein Rundverteiler für den Betoneinbau dauerhaft mit. Auch der Zugang zum Personenaufzug wurde bereits während der Planung in das Selbstklettersystem integriert. Diese durchdachte Komplettlösung sowie die Erstellung von 3D-Ansichten zur Visualisierung wurden innerhalb kurzer Zeit in Teamwork mit allen Baustellenbeteiligten erarbeitet. Die Erfahrung und kompetente Planung sowie die Just-in-time-Anlieferung der großen Materialmengen von PERI ermöglichen einen reibungslosen Ablauf und somit auch die Einhaltung der knappen Bauzeitvorgabe.
Geplante Entlastung der Infrastruktur Istanbuls
Istanbul ist mit etwa 15 Mio. Einwohnern die viertgrößte Stadt der Welt. Die Lage auf zwei Kontinenten und zwischen zwei Meeren macht die türkische Metropole einzigartig, sorgt aber für chronische Verkehrsprobleme. Insbesondere die beiden existierenden Bosporus-Querungen von 1973 und 1988 sind gnadenlos überlastet. Die neue Nord-Marmara-Trasse umgeht das Zentrum von Istanbul weiträumig und überquert etwa 25 km nördlich der Innenstadt den Bosporus. Die dritte Brücke am Ausgang zum Schwarzen Meer – auch Yavuz-Sultan-Selim-Brücke genannt – ist nicht nur die Brücke mit den höchsten Stahlbetonbrückenpfeilern, sondern auch die größte Hängebrücke mit Bahngleisen weltweit. Als direkte Anbindung zum geplanten Megaflughafen soll sie die zwei bestehenden Brücken entlasten. Die Fertigstellung des ehrgeizigen Projekts ist für 2015 geplant.