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Allgemeine Informationen

Fertigstellung: 2008
Status: in Nutzung

Bauweise / Bautyp

Funktion / Nutzung: ursprüngliche Nutzung:
Bahnhofsgebäude
momentane Nutzung:
Bibliothek

Lage / Ort

Lage: , , ,
Koordinaten: 52° 5' 24.04" N    13° 9' 37.27" E
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Technische Daten

Derzeit sind keine technischen Informationen verfügbar.

Anwendungsberichte und verwendete Produkte

TECU® Gold

TECU® Gold

TECU® Gold ist ein neuer Werkstoff der TECU® Produktreihe mit einer edlen goldenen Oberfläche für eindrucksvolle neue Fassadenlösungen mit Kupfer.

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Bemerkungen

Medienwelten im Goldenen Turm

Im brandenburgischen Luckenwalde, etwa 50 km südlich von Berlin, entstand im Rahmen einer umfangreichen Sanierung und Neugestaltung des ehemaligen Bahnhofs ein Anbau, der nicht nur unter städtebaulichen Gesichtspunkten ein markantes Zeichen setzt. Hinter der Fassade aus golden glänzendem TECU® Gold befindet sich der Kinder- und Jugendbereich des jetzt als Stadtbibliothek genutzten Gebäudeensembles. Bauform und Gestaltung der Gebäudehaut provozieren angesichts der problematischen bebauten Umgebung eine Rückbesinnung auf das Potential der Stadtentwicklung – und bieten vor allem der jungen Generation eine einladende Perspektive auf die moderne Konzeption einer Stadtbibliothek.

Nur etwa 30 Zugminuten trennen Luckenwalde vom Stadtzentrum Berlins. Dieser engen Anbindung an die Hauptstadt durch die Bahnlinie Berlin–Leipzig–Dresden konnte der Ort im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert noch eine rasante wirtschaftliche Entwicklung verdanken. Zahlreiche Industriebetriebe, vorwiegend aus dem Bereich der Textilverarbeitung, wählten damals Luckenwalde als Standort. Für diese glorreiche Vergangenheit zeugt unter anderem die von Erich Mendelsohn 1921 - 1923 realisierte Hutfabrik. Aber auch mit zahlreichen innovativen Wohnungsbauprojekten machte sich die Stadt vor allem in den goldenen zwanziger Jahren bekannt. Heute ist Luckenwalde eine der vielen Städte im Osten Deutschlands, die mit den bekannten Problemen rückläufiger Einwohnerzahlen und wachsender Arbeitsund Perspektivlosigkeit zu kämpfen haben. Dementsprechend präsentiert sich das Stadtbild, das durch umfangreiche Maßnahmen zum Abbruch brach liegender Wohngebäude geprägt ist.

Schwierige Voraussetzungen für neue Impulse – wenn es der Stadt Luckenwalde nicht gelungen wäre, als einzige deutsche Kleinstadt in das URBAN-Förderprogramm der Europäischen Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Mit den dadurch verfügbaren Mitteln konnte eine fähige Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit tatkräftigen politischen Entscheidungsträgern zahlreiche Projekte in der Stadt verwirklichen. Die Umgestaltung des denkmalgeschützten Bahnhofsgebäudes zur Stadtbibliothek war das größte dieser URBAN-Projekte. Mit dem begeistert aufgenommenen Konzept für dieses Vorhaben konnte auch der Fluss zusätzlicher Fördermittel von Land und Bund angeregt werden.

Vor Beginn der Umgestaltungsmaßnahmen hatte der mit langjährigem Leerstand einhergegangene starke Verfall – wie von vielen ähnlichen Situationen her bekannt – bereits merklich auf das städtische Umfeld übergegriffen. In stadtplanerischer Hinsicht war also nicht nur ein geschütztes Baudenkmal zu retten, sondern die Reanimation eines zentralen Ortes des öffentlichen städtischen Lebens zu verwirklichen. Folgerichtig entschied man sich dazu, die in wenig attraktiven und engen Räumen untergebrachte Stadtbibliothek in den ehemaligen Bahnhof zu verlagern.

Sanierung und Umbau zur Stadtbibliothek wurden vom Architektenteam ARGE WFF aus Berlin nach gewonnenem Wettbewerb realisiert. Mit dem neuen Anbau der Kinder- und Jugendbibliothek entstand dabei zugleich eine selbstbewusste Ortsmarke wie ein gelungener Abschluss des überzeugend sanierten Gebäudeensembles. Der in zwei Achsen verkippte, allseitig mit golden glänzenden TECU® Gold-Schindeln bekleidete Baukörper schafft eine neue räumliche Situation auf dem Bahnhofsplatz und schiebt sich mit beeindruckender Präsenz in den Sichtbereich der angrenzenden Käthe-Kollwitz-Straße, die den Bahnhof mit der Innenstadt verbindet. Der Anbau setzt ein unübersehbares Zeichen für die neue Funktion des ehemaligen Bahnhofs: Wie eine überdimensionale Vitrine steht er im öffentlichen Raum der Stadt.

Die bauliche Erweiterung sollte nach Auffassung der Architekten von Anfang an als abstrakte Plastik realisiert werden. Als Gebäudehaut wurde nach einer homogenen Oberfläche gesucht, die diese Abstraktion unterstützt und dabei eine ästhetische Beziehung zur Putzfassade des renovierten Altbaus herstellt. Die Schindeln der Marke TECU® Gold, einer Kupfer-Aluminium-Legierung des Herstellers KME, erwiesen sich als ideale Lösung für die allseitige Bekleidung. Die sinnliche Wertigkeit des Materials stellt trotz des deutlichen Kontrastes zum Bestandsgebäude eine perfekte Ergänzung zu dessen Gediegenheit dar. Ein ganz wesentlicher Aspekt dieses Fassadenwerkstoffs – neben seiner sprichwörtlichen Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit – ist dessen Eigenschaft, je nach Licht und Wetter unterschiedliche Erscheinungsbilder zu erzeugen. Bedingt durch die reflektierende Oberfläche und die unterschiedlichen Neigungen des Baukörpers entstehen so je nach Tageszeit sehr unterschiedliche Atmosphären und Stimmungen. Eine ähnliche Wirkung verspricht die ständige Bewitterung des Materials: Die Oberflächen werden sich im Laufe der Zeit je nach Neigungsgrad verändern, das Gebäude wird so eine sehr individuelle und lebendige Außenhaut entwickeln.

Wesentliches Ziel der Fügung der Metallfassade war es, den verkippten Baukörper mit einer Haut kontinuierlich, homogen und scharfkantig zu umhüllen, ohne der Kubatur dabei eine Ordnung zu verleihen. Die schuppenartige Schindelbekleidung wickelt sich konsequent um die Ecken des Baukörpers und verändert durch die Geometrie der verkippten Flächen ihren Anordnungswinkel auf jeder Fassadenseite ohne durchlaufende Richtung. Die Glasöffnungen folgen der gleichen Logik der Detaillierung: Sie sind nicht als Öffnungen, sondern als Fortsetzung der Haut konzipiert. Nach außen flächenbündig zur Schindelbekleidung liegen sie an der Oberfläche und stoßen unmittelbar an die Kanten des Baukörpers. Die tragende Konstruktion wird von goldfarbenen ESG-Scheiben auf Glasgranulatplatten verdeckt, während zum Teil auch die Isolierverglasung die goldene Farbe durch ein innen liegendes goldfarbenes Metallgewebe aufnimmt.

Eine wesentliche Voraussetzung für die angemessene Nutzung der neuen Bibliothek war eine bauliche Eigenständigkeit, die aufgrund der Verbindung des Bahnhofsgebäudes mit dem Bahndamm nicht gegeben war. Mit dem Abbruch der verbindenden Anbauten wurde eine neue Erschließung der Bahnsteige und damit eine autonome Positionierung der Bibliothek geschaffen. Die unter den Maßgaben der Denkmalpflege sanierten Räume dienen heute den klassischen Bibliotheksnutzungen. Die ehemalige Bahnhofshalle ist jetzt der zentrale Ort der Bibliothek: Ständer mit aktuellen Zeitschriften, themenbezogene Büchertische, eine Cafébar – Referenzen an die ursprüngliche Nutzung der Halle, die bei Bedarf für Veranstaltungen mit bis zu 100 Personen bestuhlt werden kann. Die Kernbereiche der Bibliothek haben in den ehemaligen Wartesälen ein angemessenes Ambiente gefunden: Im Wartesaal erster Klasse mit seinem gediegenen Interieur die Abteilung Belletristik mit großzügigen Lesebereichen, im so genannten Kaisersalon die Hörbücher. Im Wartesaal der dritten und vierten Klasse führt eine großzügige Treppe auf eine eingezogene Galerie und erschließt damit die weiteren Angebote im Obergeschoss.

Für den Bereich Kinder- und Jugendbibliothek wurden mit dem Anbau besondere Innenräume geschaffen, die aus dem orthogonalen Fügungsprinzip des Bahnhofsgebäudes ausbrechen wie junge Generationen aus der Heimeligkeit der Kinderstube. Die Kinderbibliothek im Erdgeschoss bietet eine offene Lese- und Spiellandschaft, die Jugendbibliothek im Obergeschoss dagegen einen eher introvertierten Ort. Mit seiner an eine moderne Lounge erinnernden Gestaltung setzt er sich bewusst vom sonstigen Raumgefüge der Bibliothek ab und lädt ein zur individuellen Nutzung der verfügbaren medialen Möglichkeiten. Störende Einflüsse auf andere, ruhigere Bereiche der Bibliothek sind nicht zu befürchten. Dementsprechend ist der Jugendbibliothek im Obergeschoss auch der Bereich der audiovisuellen Medien angegliedert: Musik, Filme und CD-ROMs stehen hier für die direkte Nutzung vor Ort oder zur Ausleihe zur Verfügung.

Seit der feierlichen Eröffnung im Juli 2008 hat sich die wichtige Funktion der neuen Bibliothek für Luckenwalde immer deutlicher gezeigt. Die Anzahl der Nutzer und der ausgeliehenen Medien ist ständig gestiegen, die verfügbaren Computer-Terminals sind nahezu durchgängig belegt. Ein eigens gegründeter Förderverein unterstützt die Arbeit der Bibliothek; Arbeitsgruppen von Schülern leisten nachmittags ehrenamtlich Bibliotheksdienst. Entgegen einer gewissen Skepsis im Vorfeld hat die Einrichtung heute eine beeindruckende Akzeptanz gefunden. Nicht zuletzt aufgrund dieses großartigen Erfolges konnte die Stadt Luckenwalde zum Vorzeigeprojekt der URBAN-Städtebauförderung in Brüssel avancieren.

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  • Über diese
    Datenseite
  • Structure-ID
    20049152
  • Veröffentlicht am:
    27.11.2009
  • Geändert am:
    30.07.2014
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