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Allgemeine Informationen

Status: in Nutzung

Bauweise / Bautyp

Funktion / Nutzung: Kirche

Lage / Ort

Lage: , , ,
Koordinaten: 51° 54' 13.32" N    11° 46' 31.80" E
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Technische Daten

Abmessungen

Türme Höhe 57 m

Auszug aus der Wikipedia

Die St.-Stephani-Kirche ist das Wahrzeichen von Calbe. Mit ihren beiden 57 m hohen Zwillingstürmen ist sie eine der größten Kirchen im Salzlandkreis.

Erste Kirchenbauten

Eine frühe St.-Stephani-Kirche wurde wahrscheinlich im 10. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Schenkung des Königshofes an das neue Erzbistum Magdeburg als erzbischöflicher Repräsentationsbau an der Stelle des Chorraumes der heutigen Hallenkirche errichtet. Die Hypothese von der Gründung der Stephanskirche durch den Halberstädter Erzbischof Hildegrim um 820 lässt sich nach neueren Erkenntnissen kaum aufrechterhalten. Einige Reste einer ottonischen oder romanischen Basilika sind im Ostbau (Chor) in 1,6 m Tiefe erhalten. Brandspuren an den aufgefundenen Mauerresten legen den Schluss nahe, dass die Kirche bei einer Feuersbrunst, vielleicht während der Welfen-Staufer-Kriege, zerstört wurde. Danach entstand eine frühgotische Basilika aus Sandstein, die später hochgotisch verändert wurde und von der ein Teil als rechteckiger Chorraum der jetzigen Kirche erhalten ist.

Die Stephanskirche zu Calbe war im Mittelalter die Zentralkirche eines Archidiakonats von 40 Kirchen, dessen Einnahmen an das erzbischöfliche Domkapitel Magdeburg flossen. Erzbischof Konrad II. schenkte 1268 die St.-Stephani-Kirche Calbe dem nahegelegenen Stiftskloster „Gottes Gnade“ mit allen geistlichen und weltlichen Rechten. Das Kirchenpatronat steigerte Erzbischof Burchard III. 1323 zu einer Inkorporation, wodurch die Calber Kirche ein Bestandteil des Stiftsklosters wurde – mit den Konsequenzen, dass nur Kanoniker dieses Klosters Pfarrer der städtischen Kirche sein durften und die Prämonstratenser die Geschicke der Kirchengemeinde inmitten der anwachsenden Stadt maßgeblich mitbestimmten. Das führte am Ende des 15. Jahrhunderts zu Streitigkeiten der um städtische Unabhängigkeit kämpfenden Bürger mit der Stiftsleitung.

Hallenkirche „St. Stephani“

Seit dem 14. Jahrhundert sind Bemühungen um Veränderungen und Vergrößerungen des Kirchenbaues zu erkennen, bis man sich schließlich im 15. Jahrhundert entschloss, eine der gewachsenen Bevölkerungszahl Rechnung tragende, geräumige spätgotische Hallenkirche – vorwiegend aus Bruchsteinen – zu errichten, die 1495 fertiggestellt werden konnte. Die Türme und das Hauptschiff sind aus Bruchsteinen gebaut, die Ecken und Portale aus Sandstein. Der älteste Teil des jetzigen Gebäudes ist der Choranbau, an den im 15. Jahrhundert die Hauptschiff-Halle angefügt wurde. Die beiden Teile bilden keine bauliche Einheit.

Die Gesamthöhe der Türme einschließlich des Knaufes beträgt 57,3 Meter. Das Langhaus hat eine Länge von 29,2 Meter, das Mittelschiff ist 9,7 Meter und die Seitenschiffe sind je 4,5 Meter breit. Die Höhe des Mittelschiffes beträgt 13,7 Meter, die der Seitenschiffe 13,6 Meter. Die Hallenkirche hat außen eine Gesamtlänge von 58,2 m. Einschließlich der Strebepfeiler und des Kapellenanbaues ist sie 32 Meter breit.

Das Maßwerk der gotischen Fenster weist auf die Verwendung älterer, hochgotischer Teile des Baues hin. Das beachtliche Hauptportal mit den zwei Spitzbogen-Türen wurde nachträglich in das bereits früher begonnene Turmhaus eingefügt. Im Südturm wohnte der Türmer, ein städtischer Angestellter, dem auch die Brandwache oblag. Ein Balken für seinen Lastenaufzug ist noch zu sehen.

Seit dem 16. Jahrhundert gibt es einen Verbindungsgang zwischen den beiden Türmen mit einem späteren, kleinen Barocktürmchen.

Die Sandstein-Kränze mit symbolischen Menschen- und Dämonengestalten über den Südtüren, die religiöse Moral-Geschichten erzählen, sind schon stark verwittert.

Unechte Wasserspeier (Chimären)

Auf den Strebepfeilern sitzen 14 Chimären oder „Himmelswächter“ (ohne Wasserabfluss-Funktion) zur Abwehr böser Kräfte, die neben dämonischen Gestalten in der Mehrzahl Karikaturen von Zeitgenossen darstellen.

Die Chimären an der St.-Stephani-Kirche lassen sich in 3 Gruppen einteilen: 2 Fabelwesen (Chimären im engeren Sinn), 4 Tiere und 8 Menschen. Die Menschendarstellungen bilden 4 Untergruppen. Dies sind: 2 Nackte, 2 Modenarren, 3 Kirchenleute und ein Jude mit der Judensau. Während die Fabelwesen und Tiere in symbolisierter Form das Böse abwehren sollen, sind die meisten der Menschen-Figuren als Karikaturen auf persönliche Schwächen und Laster, auf menschliche Sündhaftigkeit zu verstehen.

Judenhass und Judenverachtung werden an der St.-Stephani-Kirche Calbe ebenso wie auch in jener Zeit an mehreren anderen Kirchen sichtbar. Eine der Chimären-Spottfiguren stellt einen Juden dar, der einem Schwein das Hinterteil küsst (Judensau). Eine andere Skulptur zeigt einen Fettwanst, der sich überfressen hat. Dass auch eine Nonne (oder Begine?) (s. Abb.) und zwei Stifts- oder Klosterbrüder in die Karikaturen-Gruppe aufgenommen wurden, zeigt, wie sehr der Verfall der klösterlichen Kultur ins allgemeine Bewusstsein gedrungen war. Die lutherische Reformation stand unmittelbar bevor.

Evangelische Stadtkirche

Erzbischof Albrecht V. hatte 1541 auf dem ständischen Landtag im Schloss Calbe seinen Untertanen zwar noch keine freie Religionsausübung zugesichert, aber nach seiner Flucht im Frühjahr 1541 nach Mainz brachen alle Dämme, und am 11. Juni 1542 (Sonntag nach Corpus Christi) fand in der St.-Stephani-Kirche der erste evangelische Gottesdienst in Calbe statt. Der Rechtsnachfolger des 1569 säkularisierten Prämonstratenser-Stiftsklosters wurde das nun evangelische Domstift Magdeburg. Dieses überließ dem Rat der Stadt die Verantwortung für die Stadtkirche „St. Stephani“, deren Pfarrer von nun an zu Superintendenten und Kirchen- bzw. Schulinspektoren für das Amt Calbe und seit 1685 zusätzlich für die Ämter Aken und Wanzleben bestimmt wurden.

 

Sanierungsarbeiten in der Gegenwart

1992, 1994, 1998/99 und 2006 fanden u. a. mit Hilfe erheblicher Spenden der Calbenser und ihrer Freunde umfassende Sanierungsarbeiten am Kirchengebäude statt, die noch nicht abgeschlossen sind.

Wrangel-Kapelle

Auf der Südseite befindet sich die Wrangel-Kapelle. Der Schlussstein des Wrangel-Kapellen-Gewölbes gibt ebenso wie das Wappen über der Tür die Jahreszahl 1495 an. Simon Hake (spätere Schreibweise: Hacke) war der Stifter der Kapelle. Es gibt eine Vermutung, dass der Begriff Wrangel-Kapelle sich aus der Tür herleitet und diese ursprünglich Prangel-Tür hieß, was so viel wie Knüppel (= Balken)-Tür bedeutet. Es ist aber wahrscheinlicher, dass der Name sich vom schwedischen Feldherrn Carl Gustav Wrangel ableitet, dessen Frau Anna Margareta Wrangel Gräfin von Salmis aus Calbe stammt. Teile des schwedischen Heeres hielten sich in den 1630er und 1640er Jahren mehrere Male in Calbe auf, und es ist anzunehmen, dass General Wrangel die Hake-Kapelle an der Kirche, in der seine schöne Frau die Taufe erhielt, großzügig ausstatten ließ. Dadurch blieb wohl der Kapellenanbau im kollektiven Gedächtnis der Einwohner als „Wrangel“-Kapelle in Erinnerung.

Über der Tür der Wrangel-Kapelle befindet sich eine Sonnenuhr, das Wappen des Erzbischofs Ernst II. von Sachsen und ein altes Sandstein-Kruzifix, das möglicherweise noch von der romanischen oder frühgotischen Basilika stammt. Dieser Teil der Kirche, das Portal der Kapelle – und nur dieses – ist aus Backsteinen gebaut, es ist damit das südlichste Denkmal der norddeutschen Backsteingotik in Europa.

Später fungierte die Wrangel-Kapelle als Leichenhaus, in der oberen Etage wohnte der Totengräber. Auch die Bibliothek und das Archiv der Kirche waren zeitweise in dieser Oberetage untergebracht.

Text übernommen vom Wikipedia-Artikel "St.-Stephani-Kirche (Calbe)" und überarbeitet am 23. Juli 2019 unter der Lizenz CC-BY-SA 4.0 International.

Beteiligte

Derzeit sind keine Informationen zu beteiligten Firmen oder Personen verfügbar.

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  • Structure-ID
    20038755
  • Veröffentlicht am:
    05.08.2008
  • Geändert am:
    15.05.2015
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