Allgemeine Informationen
Bauweise / Bautyp
Funktion / Nutzung: |
Kirche |
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Lage / Ort
Lage: |
Fulda, Fulda (Kreis), Hessen, Deutschland |
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Koordinaten: | 50° 33' 18.12" N 9° 40' 19.65" E |
Technische Daten
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Auszug aus der Wikipedia
Die Michaelskirche in Fulda wurde im vorromanischen karolingischen Baustil im Auftrag von Abt Eigil in den Jahren von 820 bis 822 erbaut. Sie gilt als der älteste Nachbau der Grabeskirche in Deutschland und zählt zu den bedeutendsten mittelalterlichen Sakralbauten Deutschlands. Sie diente als Totenkapelle des 744 gegründeten Klosters Fulda, eines der führenden kulturellen Zentren des frühen Mittelalters, und als Grablege ihres Erbauers Eigil.
Ihre Bedeutung beruht auch auf dem Umstand, dass sich in der Vita Aegil Abbatis Fuldensis des Fuldaer Mönchs Brun Candidus eine zeitgenössische Deutung der Bausymbolik erhalten hat, die sich ausdrücklich auf Rabanus Maurus beruft.
Architektur
Die Michaelskirche steht in unmittelbarer Nachbarschaft zum Fuldaer Dom auf dem Michaelsberg. Von dem ursprünglichen karolingischen Bau hat sich nur die Krypta erhalten. Doch wurden wesentliche Elemente der ursprünglichen architektonischen Konzeption, die durch die Beschreibung in der Vita Aegil des Brun Candidus von Fulda bezeugt ist und die im Folgenden beschrieben wird, bei der Erneuerung des 10. und 11. Jahrhunderts nach einer weitgehenden Zerstörung, möglicherweise durch einen Ungarneinfall, beibehalten. Der in frühchristlicher Tradition stehende Zentralbau erhob sich wie noch heute als Rotunde über acht Säulen. Der Zentralraum wurde durch einen ursprünglich wohl nur eingeschossigen, heute zweigeschossigen Umgang umfangen. Die Rotunde besaß ursprünglich ein Gewölbe oder eine Kuppel mit einem sichtbaren Schlussstein. Unter der Kirche befand sich die als Untergeschoss angelegte, über zwei konzentrischen Mauerringen und einer Mittelsäule gewölbte und von außen zugängliche Krypta, die als ältester erhaltener Bauteil auf das Jahr 820 zurückgeht und als sehr frühes Beispiel einer hallenartigen Krypta in ihrer Konstruktion baugeschichtlich einzigartig dasteht. Sie besaß demnach einen Zentralraum, der durch den inneren Mauerring gebildet und auch hier von einem tonnengewölbten Umgang umfasst wurde. Im Zentrum befand sich die kurze Mittelsäule mit ihrem ionisierenden Kapitell, das zusammen mit der inneren Ringmauer den inneren Gewölbering trug. Das trotz der Aufnahme antikisierender Elemente archaisch wirkende Kapitell, das aus stilistischen Gründen für älter als der Bau gehalten wird, ist vermutlich „sekundär verwendet“ und stammt „anscheinend von der Sturmiabtei um 750 oder 765“.
Ausstattung
Als Grablege ihres Erbauers, Abt Eigil, konzipiert, verfügte die Krypta ursprünglich weder über einen eigenen Altar noch über eine räumliche Verbindung mit dem Obergeschoss. Eigils Grab befindet sich noch heute zusammen mit einem weiteren im Ostteil des Umgangs. Das ionisierende Säulenkapitell der Mittelsäule der Krypta stammt vermutlich aus der Sturmius-Basilika aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts, die dem Neubau der sogenannten Ratgar-Basilika hatte weichen müssen.
Die stilistisch moderneren korinthisierenden Kapitelle von vier der acht Säulen, die das innere Rund im Obergeschoss tragen, sind in das 9. Jahrhundert zu datieren, und zumindest eines davon entstammt wohl noch dem karolingischen Gründungsbau. Dagegen handelt es sich bei den vier weiteren Kapitellen um Würfelkapitelle fuldischer gedrückter Sonderform aus dem frühen 11. Jahrhundert. Im Innenraum befinden sich Fresken aus dem 11. Jahrhundert. Die Kirche hatte ursprünglich drei Altäre, deren Tituli Hrabanus Maurus verfasst hatte. Der Hauptaltar dürfte, flankiert von den beiden Nebenaltären, in der rechteckig ummantelten halbrunden Ostapsis gestanden haben. Bereits zur ursprünglichen Ausstattung gehörten danach Reliquien vom Heiligen Grab, die sich zusammen mit weiteren Herrenreliquien im Hauptaltar befanden. Im 11. Jahrhundert kam es ausgehend von diesen Voraussetzungen zu einer erweiterten Konzeption und Neuordnung der Altarlandschaft, in deren Rahmen eine Nachbildung des heiligen Grabes im Zentrum der Kirche entstand.
Bausymbolik
Brun Candidus deutet die Gesamtkonzeption als symbolische Repräsentation der Beziehung Christi und der Kirche (Christi et ecclesiae puto praesignari posse figuram), die Mittelsäule in der Krypta und der Schlussstein seien demnach Symbole für Christus, der den Bau der Kirche begonnen habe und auch vollenden werde, die acht Säulen seien Symbole der Menschen, die die acht Seligpreisungen der Bergpredigt erfüllten und daher als Stützen der Kirche gelten könnten, die Kreisform versinnbildliche das ewige Leben und die dauerhaften Belohnungen, die die Gläubigen dort erhoffen könnten. Es wird vermutet, dass die Anastasis-Rotunde der Grabeskirche in Jerusalem beziehungsweise spätantike und frühmittelalterliche Rund- und Polygonalbauten wie Santa Constanza in Rom, die Marienrotunde in Centula (Saint-Riquier) oder die Pfalzkapelle in Aachen als Anregung dienten. Auch eine bis in die Antike reichende Tradition doppelgeschossiger Grabbauten wird in Erwägung gezogen.
Geschichte
Auf dem Gelände des Klosterfriedhofes wurde die Kirche nach dem Vorbild der Grabeskirche zu Jerusalem in den Jahren von 820 bis 822 unter Abt Eigil von Rabanus Maurus konzipiert (nach überholter Ansicht durch den Mönch und Baumeister Rachulf, der auch die Krypten in die Ratgar-Basilika einbaute) und am 15. Januar 822 durch Erzbischof Haistulph dem Erzengel Michael geweiht. Der Umgang der Krypta diente als Karner: Dort wurden die Gebeine aufgeschichtet, die man barg, wenn auf dem Klosterfriedhof Gräber ausgehoben wurden.
Spätestens 1093 wurde eine Nachbildung des Heiligen Grabes mit drei Altären im Obergeschoss eingerichtet, die aber nicht mehr erhalten ist. Im 10. und 11. Jahrhundert fanden nach einer weitgehenden Zerstörung umfangreiche Erneuerungen statt, die Rotunde wurde zur Kreuzform erweitert sowie ein Westturm angebaut. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erhielt der Turm ein Glockengeschoss. 1618 wurde der Turm über der Rotunde erhöht und mit einem kegelförmigen Spitzhelm versehen. In den Jahren 1715 bis 1716 entstand die Rochuskapelle an der Nordseite der Michaelskirche.
Der Grundbesitz des Klosters bildete das Propsteiamt Michelsberg.
Text übernommen vom Wikipedia-Artikel "Michaelskirche (Fulda)" und überarbeitet am 3. Juni 2020 unter der Lizenz CC-BY-SA 4.0 International.
Beteiligte
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20026937 - Veröffentlicht am:
22.02.2007 - Geändert am:
28.05.2021