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Allgemeine Informationen

Andere Namen: Basilika Sankt Martin
Status: in Nutzung

Bauweise / Bautyp

Funktion / Nutzung: Kirche

Lage / Ort

Lage: , ,
Koordinaten: 48° 21' 40.63" N    9° 59' 31.19" E
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Technische Daten

Derzeit sind keine technischen Informationen verfügbar.

Auszug aus der Wikipedia

Das Kloster Wiblingen ist eine ehemalige Benediktinerabtei, die 1093 gegründet wurde und bis zur Säkularisation im Jahre 1806 bestand. Danach wurden Teile der Klosteranlage zunächst als Schloss und Kaserne genutzt, im 21. Jahrhundert beherbergt sie Abteilungen des Universitätsklinikums Ulm und eine Akademie für Ärztliche Fortbildung. Die Klosteranlage steht im Dreieck zwischen Iller und Donau südlich von Ulm in Baden-Württemberg. Der Ort Wiblingen ist heute ein Stadtteil von Ulm und liegt an der Oberschwäbischen Barockstraße, am Main-Donau-Bodensee-Weg, aber auch am Iller-Radweg.

Gründung

Das Kloster Wiblingen verdankt seine Gründung den beiden Grafen Hartmann und Otto von Kirchberg[Anmerkung 1]. Im Jahre 1093 beschlossen sie, zum Heil ihrer Seelen ein Kloster auf ihrem Land zu stiften. Derartige Stiftungen waren im Hochmittelalter durchaus üblich, sie entsprachen den gängigen Frömmigkeitsvorstellungen der damaligen Zeit; die Mönche hatten als Gegenleistung die Verpflichtung, für das Seelenheil der adeligen Stifter zu beten. Das neue Kloster derer von Kirchberg sollte zu Ehren des Heiligen Martin von Tours errichtet und auf die Regel des Heiligen Benedikt von Nursia verpflichtet werden. Daher ersuchten die Grafen den Abt der Benediktinerabtei St. Blasien, Otto, um die Gründung einer Kolonie. Abt Otto entsandte eine Abordnung von Mönchen aus seinem Kloster nach Wiblingen, um dem Wunsch der Grafen von Kirchberg zu entsprechen, die Land an der Iller zur Verfügung stellten, auf dem die Mönche eine Filiation unter Leitung erfahrener Baumeister ihre Abtei errichteten. Im Jahr 1099 erfolgte die Einweihung. Zum ersten Abt des neuen Wiblinger Klosters wurde Werner von Ellerbach, der Vorsteher der Abordnung aus St. Blasien gewesen war, erhoben. Im gleichen Jahr stifteten die Grafen von Kirchberg dem Kloster Holzpartikel, die angeblich vom Kreuz Christi stammten und die seitdem in der Klosterkirche in Wiblingen in einem Schrein aufbewahrt und verehrt werden. Die Holzstückchen hatten sie von Papst Urban II. als Geschenk nach ihrer Teilnahme am Ersten Kreuzzug (1096–1099) erhalten.

Das Kloster in Mittelalter und früher Neuzeit

Im Jahre 1271 zerstörte ein Brand das Kloster, wodurch ein Neubau notwendig wurde, der Ende des 13. Jahrhunderts ausgeführt wurde. Gegen Ende des späten Mittelalters erreichte das bis dahin vorbildliche Zusammenleben im Kloster Wiblingen unter einigen schwachen Äbten einen Tiefpunkt. Angestoßen von der Melker Reform gelang es jedoch reformeifrigen Äbten ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, das monastische Leben in Wiblingen entsprechend der Benediktsregel zu reformieren. Ab dieser Zeit erwuchs dem Kloster durch den Reformeifer der Äbte eine derart große, auch überregionale Bedeutung als neue Stätte besonderer benediktinischer Gelehrsamkeit und mustergültiger Klosterzucht, dass immer wieder Konventuale aus dem Kloster als Reformer anderer Benediktinerklöster in Erscheinung traten. Im Jahr 1504 fiel die Benediktinerabtei mit allen zugehörigen Ortschaften an das Haus Österreich, unter dessen Herrschaft es bis zur Aufhebung im Jahre 1806 blieb.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde kam es in den Klostergebäuden zu Raub und Plünderungen, Soldaten wurden hier zwangweise einquartiert. Überdies brach infolge des Krieges in Wiblingen die Pest aus, die viele Mönche und auch den Abt hinwegraffte. Nicht zuletzt durch den bedeutenden Abt Benedikt Rauh (Amtszeit 1635–1663), der auch Feldbischof der bayerischen Armee war, konnte das Kloster die schweren Kriegszeiten glimpflich überstehen und nach Kriegsende einen erneuten Aufschwung nehmen. Die wachsende wirtschaftliche und politische Bedeutung unter den Äbten Ernest Fabri, Maurus Falkner und Modest I. führte schließlich im Jahr 1701 zur endgültigen Lösung von der Vogtei und Erhebung in den vorderösterreichischen Mediatstand.

Klosterneubau im 18. Jahrhundert

Der Status der Abtei als selbstständiges vorderösterreichisches Territorium war wahrscheinlich der Auslöser für den Klosterneubau, der 1714 begann und weitgehend vom Spätbarock geprägt ist, mit Ausnahme der Kirche, die ein Hauptbeispiel des Frühklassizismus in Süddeutschland darstellt. Der mittelalterliche Klosterbau hatte eine unregelmäßige Struktur und war immer wieder erweitert und verändert worden, die Kirche stammte aus der Romanik und war viele Male umgebaut und erweitert worden. Bis in das späte 17. Jahrhundert erfuhr auch die Klosteranlage stetige Umbauten und Erweiterungen.

Als das Kloster vorderösterreichisch wurde, begann, nach dem Vorbild des Escorial in Spanien, eine umfassende Neuplanung mit einer Kirche im Zentrum, die von einem symmetrisch angelegten Geviert und Vorhöfen umgeben ist. Den Plan dazu lieferte, so der Klosterchronist Michael Braig, der bedeutende Barockbaumeister Christian Wiedemann. Nach diesem von dem Mosbrugger-Projekt in Einsiedeln beeinflussten Plan wurde der Bau der Vorhöfe begonnen. Um 1730 erfolgte eine erste Planänderung (Erweiterung), was dazu führte, dass Torhaus und Kirche sich nun nicht mehr auf einer Achse befanden. Weitere Planänderungen folgten: Der ursprünglich vorgesehene Zentralbau wurde durch einen Längsbau ersetzt (überliefert in einem Stich von Gottfried Bernhard Göz), wohl nach dem Vorbild von Weingarten und unter Einbeziehung bestimmter Einflüsse von Kirchenbauentwürfen Caspar Mosbruggers.

Nach dem Plan Wiedemanns wurde im Nordtrakt des Klosters der später berühmt gewordene Bibliothekssaal errichtet. Die Bauleitung hatte zum Zeitpunkt seiner Vollendung (1744) wohl schon der Neffe Wiedemanns, Johann, der am Klosterbau zuvor als Parlier gearbeitet hatte. 1750 erfolgte die Berufung Johann Michael Fischers als Bauleiter. Dieser überarbeitete Wiedemanns Pläne (die sich am besten am Holzmodell für das Kloster Schussenried ablesen lassen, das als weitgehende Kopie der Wiblinger Planungen gelten kann). Fischers Leistung für Wiblingen besteht vor allem in dem neugestalteten Osttrakt, dem er einen markanten Risalit gegeben hat und damit den Kapitelsaal als Zentrum der klösterlichen Organisation und des Selbstverständnisses einer Territorialherrschaft ausübenden Abtei auszeichnete. Vorbild dieser Fassade war das Gebäude der kaiserlichen Hofbibliothek in Wien, ein bewusstes Zitat der vorderösterreichen Abtei, um ihre Verbundenheit mit dem Kaiserhaus darzustellen.

Im Inneren des Bibliothekssaals, der weitestgehend im Stil des Rokoko gehalten ist, befindet sich ein großflächiges Deckenfresko, das religiöse Szenen von Adam und Eva im Paradies bis zu eigenen Klosterszenen darstellt. Vor den Bücherregalen sind an beiden Stirnseiten und an beiden Längsseiten Figuren gestaltet, die vier christliche und vier weltliche Allegorien darstellen. Die lebensgroßen Figuren wurden geschnitzt, weiß lackiert, poliert und mit Blattgold geschmückt. Sie zeigen unter anderem die Christenlehre, die Askese, die Naturwissenschaften, Justitia und die Zeit (Gott Chronos). Die Bücherschränke, nach Sachgebieten geordnet (über den Regalen finden sich entsprechende Hinweise) beherbergen inzwischen mehrere Tausend Schriften, darunter wertvolle Handschriften aus dem 11. und 12. Jahrhundert.

Umstritten ist Fischers Planungstätigkeit für den Kirchenbau. Die „Regensburger Risse“ werden nach neuesten Erkenntnissen von Historikern nicht mehr Fischer eigenhändig zugeschrieben, doch hat Purrmann glaubhaft gemacht, dass es sich um Kopien nach Fischer-Entwürfen handelt, die noch vieles von den Ideen des überragenden Baumeisters aufweisen, darunter vor allem eine Prospektwirkung, die ihresgleichen sucht und mit Ottobeuren und Zwiefalten leicht konkurrieren kann. Die Risse enthalten jedoch so viele Fehler und Ungenauigkeiten, dass es sich nicht um Originalzeichnungen Fischers handeln kann, sondern die Zusammenstellung des Plansatzes muss einem anderen Baumeister nach Fischers Abzug aus Wiblingen (1757) übertragen worden sein. Da die Risse später nach Neresheim (und von dort in das Thurn- und Taxissche Zentralarchiv nach Regensburg) gelangt sind, kommen als Zeichner Johann Wiedemann oder dessen Sohn Dominikus in Frage (Dominikus Wiedemann arbeitete unter Balthasar Neumann in Neresheim).

Da das Kloster unter Geldmangel litt, konnte das Kirchenbauprojekt bis zum Tod des Abtes Meinrad Hamberger (Amtszeit 1730–1762) nicht ausgeführt werden. Sein Nachfolger Modest II. (1762–1768) zeigte kein Interesse daran oder hatte keine finanziellen Mittel. Die Trauerreden auf beide Äbte erwähnen jedenfalls nicht, dass sie den Kirchenbau begonnen hätten, sonst aber alle noch so geringen Bautätigkeiten. Erst Abt Roman Fehr (1768–1798) hat den Grundstein zu der ausgeführten Kirche gelegt, der Baumeister war Johann Georg Specht, der aus der späten Auer Zunft hervorgegangen ist und den Kirchenbau von St. Gallen und der Birnau genau kannte. Nach deren Vorbild hat er seinen Bau entworfen, und dieser wäre trotz mancher Vereinfachungen wohl noch recht spätbarock ausgefallen, wäre es nicht dem Freskanten Januarius Zick, der von Jakob Emele in Schussenried eine Architekturausbildung erhalten hatte, gelungen, Specht zu verdrängen und den Bau im griechischen Stil, d. h. im französischen Zopfstil, zu vollenden. Zumindest im Inneren gelang das, und es ergab sich ein stimmiges Raumbild des frühen Klassizismus mit barocken Reminiszenzen. Am 28. September 1783 weihte Leopold Wilhelm von Baden, Weihbischof des Bistums Konstanz, dem die Abtei Wiblingen zugehörte, die Klosterkirche feierlich ein. Die Kirchenfassade mit über Eck gestellten Türmen (vergl. Planungen für St. Gallen) blieb unvollendet, obwohl der letzte Abt, Ulrich Keck, noch während der Franzoseneinfälle in den 1790er Jahren vergeblich versucht hatte, sie zu vollenden. Auch der Südtrakt des Klostergevierts musste unausgeführt bleiben, bis die württembergische Heeresverwaltung, angeblich nach alten Plänen, das Geviert im Jahre 1917 schloss.

Säkularisation im Jahre 1806 und folgende Nutzung

Nach den Niederlagen in den napoleonischen Kriegen wurde das Österreich zugehörige Kloster 1805 zunächst von badischen und anschließend von bayerischen Truppen besetzt. Im Jahr darauf bezogen die Württemberger das Kloster, nachdem von den Bayern das gesamte Mobiliar versteigert worden war. Das Kloster wurde nun am 27. März 1806 als eines der letzten Klöster im Zuge der Säkularisation offiziell aufgehoben. Damit erlosch die über siebenhundertjährige benediktinische Tradition, die im Kloster Wiblingen zuhause war. Die Mönche verließen nach und nach das Kloster; einige von ihnen wanderten in die Benediktinerabtei Tyniec bei Krakau aus. Das Kloster wurde Residenzschloss von Herzog Heinrich, dem Bruder des Königs Friedrich I. von Württemberg. Den Einwohnern Wiblingens wurde fortan bei Strafe verboten, die Anlage „Kloster“ zu nennen, sie musste vielmehr als „Schloss“ bezeichnet werden. Von dieser Anordnung zeugt der Name der längs der westlichen Klostermauer verlaufenden Straße, die bis heute Schloßstraße heißt.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das frühere Kloster Wiblingen Teil der Bundesfestung Ulm und seit 1848 im Wesentlichen unter der Bezeichnung Schlosskaserne als Infanteriekaserne genutzt. Deshalb wurde das unvollendete Konventgebäude, welches die Klosterkirche umgibt, vollendet. In den Jahren 1915–1917 wurden die fehlenden Gebäude auf der anderen Kirchenseite nach den früheren Plänen errichtet. Die Nutzung als Kaserne hielt bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges an. Im Anschluss diente es zur Beherbergung von Kriegsflüchtlingen. In späteren Jahren nutzten Teile der Universitätsbibliothek Ulm das Kloster.

Nutzung im 21. Jahrhundert

Klosterhauptbau und Wirtschaftsgebäude

Teile des Nordflügels und das angrenzende frühere Wirtschaftsgebäude beherbergen die Akademie für Gesundheitsberufe und das Universitätsklinikum Ulm.

Der Südflügel des Klosters, der 1917 neu errichtet wurde, dient als städtisches Altersheim.

Das kleine Mikroskopmuseum von Johannes Schumann ist auch in Räumlichkeiten des Klosters untergebracht.

Kirchengebäude

Die Klosterkirche St. Martin wird heute als katholische Pfarrkirche genutzt. Sie wurde am 5. Mai 1993 von Papst Johannes Paul II. mit dem Apostolischen Schreiben Templum paroeciale zur Basilica minor erhoben. Zugleich sind Teile der Ausstattung Wallfahrtsziele.

Kirche und Bibliothekssaal in der zweiten Etage des Nordflügels können individuell oder im Rahmen von Führungen besichtigt werde. Die interaktive Ausstellung mit kleinen Filmsequenzen, Modellen und ein Audioguide halten alle Informationen für Besucher bereit. Das Klostermuseum in den ehemaligen Gästezimmern des Konvents ist seit 2006 eröffnet. Das historische Kloster mit seinem kleinen Geschichtsmuseum und dem Bibliothekssaal wird von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württembergs betreut.

Text übernommen vom Wikipedia-Artikel "Kloster Wiblingen" und überarbeitet am 23. Juli 2019 unter der Lizenz CC-BY-SA 4.0 International.

Beteiligte

Derzeit sind keine Informationen zu beteiligten Firmen oder Personen verfügbar.

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    20028126
  • Veröffentlicht am:
    18.05.2007
  • Geändert am:
    30.07.2014
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