Kirche Saint-Nicolas-de-Tolentin
Allgemeine Informationen
Name in Landessprache: | Église Saint-Nicolas-de-Tolentin |
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Baubeginn: | 1506 |
Fertigstellung: | 1532 |
Status: | in Nutzung |
Bauweise / Bautyp
Konstruktion: |
Rippengewölbe |
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Funktion / Nutzung: |
Kirche |
Baustoff: |
Mauerwerksbauwerk |
Baustil: |
Flamboyant Gotisch |
Preise und Auszeichnungen
Lage / Ort
Lage: |
Bourg-en-Bresse, Ain (01), Auvergne-Rhône-Alpes, Frankreich |
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Siehe auch: |
Königliches Kloster Brou (1532)
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Koordinaten: | 46° 11' 52.44" N 5° 14' 10" E |
Technische Daten
Abmessungen
Breite | 30 m | |
Länge | 72 m | |
Höhe bis zur Gewölbespitze | 21 m |
Auszug aus der Wikipedia
Das ehemalige Kloster Brou (Église Saint-Nicolas-de-Tolentino de Brou, auch Monastère royal de Brou) des Augustinerordens ist ein großes Bauwerk der Spätgotik in der Stadt Bourg-en-Bresse im Südosten Frankreichs. Wegen seiner harmonischen Gesamtgestaltung, der Fenster mit interessanten historischen und religiösen Szenen, der Grabmäler im Inneren der Kirche und vor allem wegen seiner einzigartigen Steinmetzarbeiten ist Brou ein Bauwerk von höchstem künstlerischen und historischen Rang.
Geschichte
Im Jahr 1504 starb der 24-jährige Herzog Philibert II. von Savoyen, auch Philibert der Schöne genannt, an den Folgen eines Jagdunfalls. Seine Frau, die gleichaltrige Margarete von Österreich, ließ daraufhin das kleine Kloster in Brou zu einer großen Abtei und zu einer Grablege für Philibert ausbauen.
Kirche und Kloster wurden im 16. Jahrhundert errichtet. Obwohl Margarete weit entfernt am Hof von Mechelen in den Niederlanden residierte, kümmerte sie sich persönlich um den Bau und beschäftigte Baumeister, Glaskünstler, Holzbildhauer und Steinmetze. Die Bauherrin ließ die Kirche im aktuellen spätgotischen Stil errichten. Da damals bereits auch der antikisierende Stil der Renaissance möglich gewesen wäre, hat man früher in dieser Stilwahl den Ausdruck einer konservativen Haltung sehen wollen. In Wirklichkeit wurde der gotische Stil damals jedoch im Gegensatz zum wiederentdeckten antiken Stil als der moderne angesehen. Bei dem Werk übernahm man neueste zeitgenössische Weiterentwicklungen, wie sie in den Niederlanden und Frankreich gepflegt wurden. Um alte, negative Werturteile zu korrigieren, spricht man heute immer häufiger in solchen Fällen von Renaissancegotik.
Baulichkeiten
Fassade und Dach
Die dreistufig gegliederte Hauptfassade ist reich mit Flamboyant-Ornamentik pflanzlicher Strukturen und mit Skulpturen geschmückt. Im Bogenfeld des Hauptportals gruppieren sich zu Füßen des leidenden Heilands die Stifterin Margarete und ihr Ehemann Philibert der Schöne, und am Mittelpfosten der hl. Nikolaus von Tolentino, dem die Kirche geweiht ist. Im Gewände erkennt man die Heiligen Petrus und Paulus. Über dem Kielbogen des Portals in freistehender Plastik ist der Heilige Andreas, der Schutzheilige Burgunds, mit dem Andreaskreuz zu sehen.
Das Dach ist im "burgundischen" Stil der Region mit vielfarbigen glasierten Ziegeln in großflächigen geometrischen Ornamenten eingedeckt.
Inneres der Kirche
Der Chor der hellen, dreischiffigen Basilika ist durch einen prächtigen, filigran gearbeiteten Lettner vom Hauptschiff abgetrennt. Auf der Balustrade des Lettners stehen die Figuren von sechs Heiligen, darunter der Namensheilige der Kirche, Nikolaus von Tolentino. Der Lettner diente als räumliche Trennung zwischen Geistlichkeit und Laien und gleichzeitig als Empore für die Herzogin.
Eingangs des Chors befindet sich zu beiden Seiten ein reich geschnitztes Chorgestühl des Künstlers Pierre Berchon, das links Szenen aus dem Neuen und rechts Szenen aus dem Alten Testament darstellt.
Im hinteren Teil des Chors befindet sich der Haupt-Blickfang: die Grabmäler von Margarete von Bourbon, von Margarete von Österreich und von Philibert dem Schönen. Das Grabmal von Margarete von Bourbon an der rechten Seitenwand ist ganz im spätgotischen Stil gearbeitet. Nicht die Individualität der Person wird herausgearbeitet und anatomische und physiognomische Einzelheiten sind nicht von Bedeutung. Vielmehr wird das bildhauerische Ornament in den Vordergrund gestellt, die vielfältige Brechung der Formen, der reiche Faltenwurf der Kleidung: Es handelt sich um eine typisch gotische Gewandfigur.
Ganz anders hingegen die von Conrat Meit geschaffenen Gräber Margaretes von Österreich und Philiberts. Meit löst jeweils den unteren, üblicherweise blockartigen Katafalk zu einem lockeren, von verzierten Säulen umgebenen Hohlraum auf. Den entstandenen zusätzlichen Raum nutzt er zu einer meisterhaften anatomischen und porträthaften Gegenüberstellung: Im unteren Hohlraum liegt die Figur eines fast nackten Mannes mit jugendlichen Gesichtszügen. Sie stellt den Leichnam Philiberts dar. Die Figur oben auf der Grabplatte hingegen zeigt dieselbe Person, aber lebendig und wie sie ausgesehen hätte, wenn sie bis zum fortgeschrittenen Mannesalter überlebt hätte. Es ist deutlich erkennbar dasselbe Gesicht, aber nun gealtert, die Wangen dicker und die Mundwinkel etwas herabgezogen. Der Körper ist hier voll bekleidet mit Prunkharnisch und Hermelin, und mit allen Insignien der herzoglichen Würde ausgestattet.
Entsprechend zeigt auch das prächtige Baldachingrabmal von Margarete von Österreich unten im Katafalk eine junge verstorbene Frau und oben dieselbe Frau im Alter von etwa 50 Jahren. Die untere Liegefigur ist eindeutig als Leichnam zu erkennen, da an der rechten Körperseite zwischen den langen gelockten Haaren die Arme in verwesendem Zustand dargestellt sind.
Der Kunsthistoriker Thorsten Droste vertritt die Auffassung, dass die Originalität und das künstlerische Niveau dieser Arbeiten den aus Worms stammenden Conrat Meit auf eine Stufe mit Albrecht Dürer stellen und dass Meit völlig zu Unrecht so wenig bekannt sei.
Die Kapelle der Margarete von Österreich grenzt im Norden an den Chor an und ist besonders reich ausgeschmückt. Es gibt Bänke aus weißem Alabaster und schwarzem Marmor, polychrome Verzierungen der Schlusssteine. Das große Glasfenster mit Mariä Himmelfahrt ist von Dürer inspiriert und der obere Fries vom "Triumph des Glaubens" von Tizian. Ein monumentales Alabasterretabel von brabantischen Künstlern ist den „Sieben Freuden Mariens“ gewidmet.
Fenster
Die leuchtend farbigen Fenster stammen aus einer Werkstatt in Lyon. Ein Fenster in der linken Seitenkapelle und das Fenster links im Chor zeigen religiöse Szenen mit Jesus, Maria, und Maria Magdalena. Unterhalb ist jeweils das Herzogspaar in frommer Haltung in die Szene einbezogen. Die anderen Fenster im Chor zeigen eine Sammlung aller Wappen der Territorien, über die das Herzogspaar die Herrschaftsgewalt hatte.
Kloster und Museum
Das Klostergebäude umfasst drei zweigeschossige Kreuzgänge (cloîtres):
1. Der kleine Kreuzgang (petit cloître) ist der älteste, mit unmittelbarem Anschluss an die Abteikirche in beiden Geschossen. Im Obergeschoss befand sich das Privatgemach Margaretes. Im Erdgeschoss grenzen die Sakristei und der erste Kapitelsaal an.
2. Im großen Kreuzgang (grand cloître) befinden sich im Obergeschoss die ehemaligen Mönchszellen; im Erdgeschoss grenzt der zweite Kapitelsaal an.
3. Der Kreuzgang der Wirtschaftsgebäude (cloître des cuisines) weist deutliche regionale Züge auf, wie Rundbogenarkaden, flach geneigte Dächer und Hohldachziegel.
Die Räume des ehemaligen Klosters beherbergen heute das Museum, mit Dauer- und Wechselausstellungen und deren Nebenräume.
Es werden u. a. gezeigt: Bilder flämischer und französischer Maler vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Darunter finden sich zwei historisch interessante Porträts des Niederländers Barent van Orloy, die den 15-jährigen Karl V. bzw. Margarete von Österreich zeigen, sowie ein sehr großformatiges Bild von Gustave Doré, eines seiner wichtigsten Werke.
Daneben finden im Museum ständige Ausstellungen moderner Maler, Bildhauer und Installationskünstler statt, unter ihnen so bekannte Namen wie Richard Serra und Ulrich Rückriem.
Text übernommen vom Wikipedia-Artikel "Kloster Brou" und überarbeitet am 23. Juli 2019 unter der Lizenz CC-BY-SA 4.0 International.
Beteiligte
- Loys van Boghem (Architekt)
Relevante Webseiten
Relevante Literatur
- Histoire visuelle des Monuments de France. Larousse, Paris (Frankreich), S. 156-157. (2003):
- Le monastère royal de Brou. Editions du Patrimoine, Paris (Frankreich), S. 64. (2000):
- Le monastère royal de Brou (Deutsch). Monum Editions du patrimoine et Art Lys, Paris (Frankreich), S. 96. :
- Le monastère royal de Brou (English). Monum Editions du patrimoine et Art Lys, Paris (Frankreich), S. 96. :
- Le monastère royal de Brou (Italiano). Monum Editions du patrimoine et Art Lys, Paris (Frankreich), S. 96. :
- Über diese
Datenseite - Structure-ID
20003465 - Veröffentlicht am:
02.06.2002 - Geändert am:
14.12.2023