Allgemeine Informationen
Bauweise / Bautyp
Konstruktion: |
Hyperbolische Paraboloidschale |
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Baustoff: |
Stahlbetonbauwerk |
Funktion / Nutzung: |
Restaurantgebäude Mehrzweckhalle |
Lage / Ort
Lage: |
Berlin-Mitte, Mitte, Berlin, Deutschland |
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Adresse: | Gertraudenstraße / Fischerinsel 12 |
Koordinaten: | 52° 30' 48.79" N 13° 24' 21.08" E |
Technische Daten
Abmessungen
Schale | Abmessungen am Fuß | 7 x (22 m x 35 m) |
Schalendicke | 7 cm |
Baustoffe
Schale |
Stahlbeton
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Auszug aus der Wikipedia
Die Großgaststätte Ahornblatt im Berliner Bezirk Mitte an der Gertraudenstraße Ecke Fischerinsel wurde als gesellschaftliches Zentrum für das 1970 bis 1973 mit Punkthochhäusern neu gestaltete Wohngebiet Fischerinsel errichtet. In dem Gebäude befanden sich eine Selbstbedienungsgaststätte mit 880 Plätzen für das Ministerium für Bauwesen der DDR und umliegende Schulen sowie eine Ladenpassage.
Entwurf und Bau
Auf Initiative des Politbüro-Mitglieds Paul Verner sollte auch in der DDR-Hauptstadt Berlin ein modernes Schalenbauwerk aus Ulrich Müthers Hand errichtet werden. Bauingenieur Müther zählte schon damals zu den führenden Fachleuten in der Schalenbauweise mit seiner Firma VEB Spezialbetonbau aus Binz auf Rügen. Der Entwurf der Infrastruktur des Ahornblatts wurde den Architekten Gerhard Lehmann und Rüdiger Plaethe übertragen, die städtebauliche Planung übernahm Helmut Stingl. Den Namen Ahornblatt vergab Müther wegen der ahornblattähnlichen Form seines Daches.
Das Dachtragwerk war eine Schalenbaukonstruktion aus fünf hyperbolischen Paraboloidschalen je 22 × 35 m, die wie ein Fächer angeordnet wurden. Die Dachdicke betrug nur sieben Zentimeter. Die Dachkanten bogen sich zu den Hochpunkten hin nach oben. An ihren Tiefpunkten stützten sich die Dachsegmente auf konische Auflager aus Stahlbeton, die wiederum auf Bohrpfählen in dem weichen Baugrund gründeten. Die Dacheindeckung bestand aus einer Falzdachhaut aus Aluminium. Die Außenwände waren verglast und durch horizontal angeordnete Sonnenschutzlamellen gegliedert.
An den Küchentrakt der Gaststätte schloss sich eine Einkaufspassage an sowie eine 600 m² große Kaufhalle.
Der Aufbau des Dachs erfolgte von September 1969 bis Dezember 1970. Der gesamte Bau des zweigeschossigen Ahornblatts wurde 1973 abgeschlossen. Das Berliner Landesdenkmalamt stellte im September 1995 das Ahornblatt und seine Nebenbauten unter Denkmalschutz.
Nutzung
Die Gaststätte wurde nach ihrer Eröffnung am 18. Juli 1973 zunächst als Gaststätte für die Teilnehmer der X. Weltfestspiele genutzt. Anschließend diente sie als Betriebsgaststätte für die Mitarbeiter der umliegenden Betriebe und Dienststellen und für die Bauarbeiter des Palastes der Republik. Auch etwa 1000 Kinder umliegender Schulen nahmen dort ihr Mittagessen ein. Nachmittags und abends diente sie als öffentliche Gaststätte und auch für Feste und Veranstaltungen.
Nach der Wende veranstaltete die CDU am 18. März 1990 hier ihre Wahlparty anlässlich der ersten demokratischen Volkskammerwahl in der DDR. Danach wurde das Gebäude unter dem Namen Exit von einer amerikanischen Firma als Diskothek genutzt. DJ Tanith veranstaltete erste regelmäßige Afterhourveranstaltungen. Wegen Beschwerden der Anwohner über zunehmende Lärmbelästigung musste der Diskothekenbetrieb eingestellt werden. Ab 1994 stand das Ahornblatt sechs Jahre lang leer.
Abriss
1997 verkaufte die Oberfinanzdirektion Berlin das Gelände mit dem mittlerweile denkmalgeschützten Gebäude an die Objekt Marketing GmbH. Trotz zahlreicher Proteste gegen die Vernichtung der Architektur der Moderne in der DDR, unter anderem von der Berliner Architektenkammer, wurde dem Käufer des Geländes eine Abrissgenehmigung für das Ahornblatt erteilt. Bund und Senat hatten sich bereits Jahre zuvor zum Verkauf ihrer Grundstücke für 29 Millionen D-Mark entschieden. Die Denkmalschutzbehörde musste in Ermangelung eines Nutzungskonzeptes dem Abriss zustimmen. Müther machte am 21. Januar 2000 eine letzte Führung durch sein Bauwerk. Am 19. Juli 2000 begann der Abriss des Ahornblatts. Die Accor-Gruppe erbaute an seiner Stelle ein Mittelklassehotel für Geschäftsreisende und Familien.
Müther und sein Lebenswerk rückte während der Debatte über den Abriss des Ahornblatts erstmals in seinem Leben in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit. Es erschienen dazu rund 200 Zeitungsartikel und auch kurze Fernseh-Beiträge. „Der Abriss des Ahornblatts in Berlin hat mich aus der Versenkung geholt“, resümierte er danach. Seitdem gibt es bis heute ein Interesse an Müthers „kühnen Solitären“, dem Titel von einer seiner ersten Ausstellungen.
Text übernommen vom Wikipedia-Artikel "Großgaststätte Ahornblatt" und überarbeitet am 23. Juli 2019 unter der Lizenz CC-BY-SA 4.0 International.
Beteiligte
- Ulrich Müther (Entwurf)
- Gerhard Lehmann (Architekt)
- Rüdiger Plaethe (Architekt)
Relevante Webseiten
Relevante Literatur
- Ulrich Müther Schalenbauten in Mecklenburg-Vorpommern. 2. Ausgabe, niggli Verlag, Sulgen (Schweiz), ISBN 978-3721206623, S. 109. (2009):
- Über diese
Datenseite - Structure-ID
20067821 - Veröffentlicht am:
01.10.2015 - Geändert am:
22.03.2018