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Allgemeine Informationen

Status: in Nutzung

Bauweise / Bautyp

Funktion / Nutzung: Bahnhofsgebäude

Lage / Ort

Lage: , ,
Koordinaten: 50° 50' 24.72" N    12° 55' 50.16" E
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Technische Daten

Derzeit sind keine technischen Informationen verfügbar.

Auszug aus der Wikipedia

Chemnitz Hauptbahnhof ist der größte Bahnhof der sächsischen Stadt Chemnitz. Er gehört zur Bahnhofskategorie 2 der Deutschen Bahn AG.

Täglich passieren rund 11.000 Reisende den Bahnhof, an dem rund 350 Nahverkehrszüge halten.

Eröffnet wurde die erste Chemnitzer Bahnstation 1852, danach entwickelte sich der Bahnhof recht bald zu einem wichtigen überregionalen Bahnknotenpunkt. Neben der Geltung im Personenverkehr war der Bahnhof auch im Güterverkehr lange wichtig, bis Ende der 1870er Jahre war die Station sogar die einzige in ganz Chemnitz mit Güterverkehr. Seit den 1990er Jahren hat die Bedeutung durch den allgemeinen Verkehrsrückgang, Fernverkehrsverlust und einige Streckenstilllegungen stark abgenommen. Güterverkehr findet nicht mehr statt.

Aufbau des Bahnhofs

historistisches Bahnhofsgebäude rechts und Installation auf der Medienfassade links (2018) stadtseitige Fassade der Bahnsteighalle bei Tag stadtseitige Fassade der Bahnsteighalle bei Nacht mit Installation Medienfassade der Bahnsteighalle mit Installation (2018), Ansicht von Ecke Georgstr./Mauerstr. Innenraum mit Straßenbahnzug, Stahlkonstruktion sichtbar durch Stoffabspannung Chemnitzer Reisezentrum im historistischen Altbau

Bahnhofsgebäude

Das Empfangsgebäude der Chemnitzer Hauptbahnhofs ist ein typisches Gebäudes des Historismus und entstand 1872. In diesem betreibt die Bahn mehrere Einrichtungen. Außerdem sind in der Lichthalle einige Geschäfte angesiedelt. Die Eingangshalle (auch Lichthalle genannt) des Chemnitzer Hauptbahnhofs ist 125 m lang. Seit seinem Umzug vom Querbahnsteig befindet sich der Warteraum ebenfalls in der Eingangshalle.

Die erste Bahnsteighalle wurde 1910 an das Bahnhofsgebäude angebaut – im Stil der Industriearchitektur, wie ihn z. B. Peter Behrens entwickelte. Diese Halle wurde in der DDR-Zeit abgerissen und in den Jahren 1973–76 im Stil der internationalen Moderne neu gebaut. Auch diese Halle schließt direkt an das Empfangsgebäude an bzw. umfasst es.

Der stadtseitige Teil der Bahnsteighalle wurde 2002–2016 im Rahmen der Umgestaltung des Bahnhofs nach dem Chemnitzer Modell umgebaut. Den Entwurf gestalteten Grüntuch Ernst Architekten – sie öffneten das Erdgeschoss zur Stadtseite für Straßenbahn und Fußgänger. Sie konzipierten die Fassade als tiefes Stahlgerüst, das nach außen eine Art Fachwerk bildet, das mit halbtransparenten pneumatischen Kissen ausgefüllt ist. Diese Kissen werden permanent mit Luft nachgefüllt. Zum Innenraum der Halle ist das Stahlgerüst mit halbtransparentem Stoff abgespannt, sodass Tageslicht durch die Konstruktion durchdringt, den Raum belichtet und das dahinter liegende Stahlgerüst sichtbar macht. Nach außen hin – zusammen mit dem neu gestalteten Vorplatz – entstand der Eindruck eines Stadtpavillons – im Gegensatz zur vormals geschlossenen Bahnsteighalle. Die umgebaute Halle erhielt mehrfach Auszeichnungen: die Auszeichnung der best architects 17 für öffentliche Bauten, sie war auf der Shortlist des Preises für Architektur in Deutschland 2018, erhielt den World Architecture Festival Awards 2017 im Bereich Transport und den Deutschen Ingenieurbaupreis 2018.

Die Fassade der Bahnsteighalle ist teilweise eine mit LEDs bestückte Medienfassade, und zwar an der Ecke Georgstr./Mauerstr. Diese wurde bis November 2017 von der Künstlergruppe random international mit der Installation Swarm Study/IX von 2016 bespielt. Seit dem 2. November 2018 läuft die Installation 13 Millionen Zustände von Antje Meichsner, Simon Hillme und Deborah Geppert, Studierenden Carsten Nicolais (HfBK Dresden), im Rahmen der Chemnitzer Medienkunst-Biennale Pochen.

Der Querbahnsteig verbindet die Bahnsteige 5 bis 10 höhengleich und die Bahnsteige 1 bis 4 des Chemnitzer Modells mittels Treppe, Rolltreppe und Fahrstuhl miteinander.

Bahnstrecken und -betrieb

Der Bahnhof ist ein Kopf- und Durchgangsbahnhof, dabei sind die Bahnsteige 5 bis 9 Kopfbahnsteige. Diese dienen insbesondere dem Verkehr von und nach Leipzig, Burgstädt, Riesa, Annaberg und Olbernhau. Die durchgängigen Bahnsteiggleise 1 bis 4 gehören seit dem Umbau von 2011 bis 2014 als Teil der durch die Bahnsteighalle verlängerten Wendeschleife zum Straßenbahnnetz. Die Gleise 1 und 2 werden von den Straßenbahnzügen der CVAG und der City-Bahn Chemnitz Richtung Stollberg (Sachs) genutzt, während die Gleise 3 und 4 den Übergang der City-Bahn-Züge in das Eisenbahnnetz ermöglichen. Die durchgängigen Bahnsteiggleise 10 bis 14 sind Teil der Bahnstrecke Dresden–Werdau bzw. der Bahnstrecke Chemnitz–Adorf und verbinden Chemnitz in östlicher Richtung mit Freiberg und Dresden sowie in westlicher Richtung mit Aue, Thalheim, Zwickau und Hof. Die Bahnsteige 11 bis 14 sind durch eine Unterführung zu erreichen, mit der Bahnhofshalle verbunden und auch über Aufzüge erreichbar. Der ehemalige Bahnsteig 15/16, an dem zuletzt die Züge der Erzgebirgsbahn Richtung Thalheim/Erzgeb. und Aue, bis zur Einführung des Chemnitzer Modells auch nach Stollberg verkehrten, befand sich außerhalb der Bahnsteighalle. Er wurde im Oktober 2011 außer Betrieb genommen (s. u.) und anschließend abgebrochen.

Geschichte

Bahnhofsname

Der Bahnhof trug während seiner Betriebszeit schon vier unterschiedliche Namen, im Einzelnen waren dies:

  • bis 30. April 1904: Bahnhof Chemnitz
  • bis 30. Juni 1911: Chemnitz Hauptbahnhof
  • bis 9. Mai 1953: Chemnitz Hbf
  • bis 29. Mai 1990: Karl-Marx-Stadt Hbf
  • seit 30. Mai 1990: Chemnitz Hbf

Die Industriestadt erhält Eisenbahnanschluss

1836 wurde in Chemnitz die Erzgebirgische Eisenbahngesellschaft gegründet, um eine Bahnstrecke von Riesa nach Zwickau zu errichten, die 1852 bis Chemnitz eröffnet wurde. Fertiggestellt war der Abschnitt Mittweida–Chemnitz zwar schon seit 1848, allerdings fehlte zwischen Waldheim und Mittweida noch ein Streckenstück (die sogenannte Bankrottmeile). Die Chemnitz-Riesaer Eisenbahn wurde am 1. September 1852 von König Friedrich August II., von Riesa auf der neuen Strecke angereist, eröffnet. Am Eröffnungstag fand auch eine eigens durchgeführte Gewerbeschau statt. Durch die Bahnstrecke erhielt Chemnitz eine Anbindung an die erste deutsche Fernbahnstrecke Leipzig–Dresden.

Der Bahnhof wurde außerhalb der Bebauung nordöstlich der Stadt auf den sogenannten Stadtfeldern angelegt. Der eröffnete Kopfbahnhof war aber noch bescheiden ausgeführt, es gab nur einen Güterschuppen südöstlich der Gleisanlagen. Der Güterschuppen besaß auch einen „Wartesaal“ mit nur zwei Fenstern, weil kein Empfangsgebäude gebaut worden war.

Ein richtiges Empfangsgebäude wurde zwei Jahre später gebaut, das im normannischen Stil errichtete, zweigeschossige Gebäude war rund 55 m lang. Hinzu kam ein Vorgebäude von 177 m Richtung Bahnsteig. Es war vorsorglich in Seitenlage errichtet worden, um einen Weiterbau Richtung Zwickau zu erleichtern. Auch ein Bahnsteigdach, gehalten von 19 gusseisernen Säulen, wurde erbaut.

Ein größer werdendes Eisenbahnnetz lässt den Bahnhof wachsen

Am 15. November 1858 wurde mit der Verlängerung der Bahnstrecke nach Zwickau der Nikolaibahnhof (heute Bahnhof Chemnitz-Mitte) als zweiter Chemnitzer Bahnhof eröffnet und der erste Bahnhof erhielt den Namen „Centralbahnhof“. Zuvor waren zwischen 1854 und 1858 die Bahnhofsanlagen erheblich erweitert worden. Im selben Zeitraum wuchs die Stadt langsam um den Bahnhof herum. Während nordwestlich entlang der Königstraße (heutige Straße der Nationen) zahlreiche Villen und einige Parkanlagen entstanden, wurde südöstlich der Gleise in den 1860er Jahren der Sonnenberg mit einfachen Mietskasernen für Arbeiter bebaut. Der Chemnitzer Bahnhof bildete somit eine Teilung in sozialer und städtebaulicher Hinsicht. An der Königsstraße wurde aber auch die erste Chemnitzer Fabrik mit eigenem Anschlussgleis – eine Aktienspinnerei – gebaut.

Zwischen 1858 und 1866 wurden zunächst die Anlagen für den Güterverkehr ausgebaut. Dies löste aber die Probleme nur bedingt, da sich zahlreiche Firmen in Chemnitz im südwestlichen Raum angesiedelt hatten. So kritisierten schon zu dieser Zeit zahlreiche Industrielle die ungünstige Lage des Bahnhofs. Man versuchte mit einer Petition, der sich auch Richard Hartmann anschloss, die Regierung zum Bau eines zweiten Bahnhofs im Südwesten zu bewegen. Die Regierung lehnte aber ab. Nachdem 1866 die Strecke nach Annaberg eröffnet wurde, musste der Bahnhof erneut erweitert werden, da auch der Streckenbau Richtung Freiberg vor dem Abschluss stand. 1868 wurde mit den Baumaßnahmen zur Kapazitätssteigerung im Personenverkehr begonnen. Es entstand eine Drehscheibe an den stumpf endenden Bahnsteiggleisen, um die Lokomotiven umsetzen zu können. Es wurde auch ein vollkommen neues Empfangsgebäude mit großer Haupthalle errichtet, 1872 war dieser Neubau fertig. Die Güteranlagen wurden auch entsprechend vergrößert, der Großteil befand sich weiterhin auf der Südostseite. Ganz im Norden lag der Kohlenbahnhof, der vom nachfolgenden Produktenbahnhof durch die Unterführung der Wettinerstraße getrennt war. Ganz im Süden befanden sich die Güterschuppen sowie eine Rampe mit Kränen für schwere Maschinenteile. Die Viehverladung war separat auf der Nordwestseite angeordnet. Schon vor dem Ende des Umbaus waren neue Strecken eröffnet worden, 1869 die Strecken nach Dresden und Hainichen sowie 1872 nach Leipzig und Limbach. Anschließend folgten die Eröffnungen der Eisenbahnstrecken nach Adorf 1875 und 1875 nach Marienberg/Reitzenhain. Einzig die Einmündung der Bahnstrecke Chemnitz–Adorf der vom sächsischen Staat übernommenen privaten Chemnitz-Aue-Adorfer Eisenbahn-Gesellschaft bedingte noch eine kleine Veränderung der Bahnhofsanlagen, ansonsten blieb der Personenverkehrsbereich bis um 1900 im Wesentlichen unverändert.

Da insbesondere im Güterverkehr nach der Reichsgründung 1871 ein starker Transportzuwachs zu verzeichnen war, wurde auf Drängen der Fabrikbesitzer 1880 an der Bahnstrecke Dresden–Werdau der Chemnitzer Kohlenbahnhof eröffnet, damit wurde der erste Chemnitzer Bahnhof wesentlich entlastet. Nach einer kurzen Rezession am Ende der 1870er Jahre stiegen die Transportleistungen danach aber weiter an. Somit war eine neue Erweiterung im Güterverkehrsteil notwendig. 1885 kaufte die Staatsbahn ein etwa 4 ha großes Areal südöstlich der Gleise, denn dies war die letzte freie Fläche, auf der der Bahnhof erweitert werden konnte. Im nachfolgenden Jahr begannen die Bauarbeiten, die 1888 abgeschlossen wurden.

Da der Bahnhof mittlerweile eine gewaltige Länge erreicht hatte, stellte er ein großes Verkehrshindernis für die Stadt dar. Außer einem Bahnübergang am Dresdner Platz und der Unterführung der Wettinerstraße war auf über einen Kilometer Länge keine Verbindung zwischen beiden Bahnhofsseiten vorhanden. Eine zunächst angedachte Fußwegüberführung wurde aus Sicherheitsgründen rasch wieder verworfen, man einigte sich recht bald auf eine neue Unterführung. Da die Stadt nicht ausreichend Kapital aufbrachte, wurde das Vorhaben jahrelang verschoben. Erst mit dem Ausbau der Güteranlagen wurde das Projekt erneut aufgenommen, einerseits beteiligte sich die Staatsbahn mit 80.000 Mark, andererseits war durch die Bauarbeiten der Anlass geeignet. Die restlichen Kosten in Höhe von etwa 155.000 Mark wurden komplett von der Stadt getragen. Im November 1887 begannen die Bauarbeiten, der 217 m lange Tunnel führte fast rechtwinklig zu den Gleisen unter den Bahnsteigen hindurch. Die lichte Höhe des 5 m breiten Tunnels betrug 3,50 m. Die Gewölbedecke lag etwa einen Meter unter den Gleisen, somit waren nachträglich Veränderungen an den 30 Betriebsgleisen problemlos möglich. Zur Kosteneinsparung wurden 13 Oberlichter eingebaut, da man die Tunnelröhre nicht ständig beleuchten wollte. Geöffnet war die Unterführung nur für Personen, ein Ausbau für den Fahrzeugverkehr war aus finanziellen und technischen Gründen nicht möglich. Am 2. Januar 1889 wurde die Unterführung eröffnet, da der Weg rege genutzt wurde, wurde die sechsstündige nächtliche Schließzeit bald abgeschafft. Vom Volksmund erhielt der Tunnel die Bezeichnung „Bazillenröhre“. Das Video zum Lied Schüsse in die Luft der Chemnitzer Band Kraftklub wurde komplett in der Bazillenröhre gedreht.

Bahnhofsumbau in den 1900er Jahren

Da auch nach der Erweiterung der Verkehr weiter anstieg, entschloss man sich vor der Jahrhundertwende zu einer umfassenden Veränderung der Bahnanlagen. Auch der niveaugleiche Übergang am Dresdner Platz wurde zum Problem, da hier ein Bahnbediensteter mit Warnfahne und Glocke vor dem Zug herlaufen musste. So wurde der Rangierbahnhof Hilbersdorf südlich des Werkstättenbahnhofs gebaut, um den Güterverkehr im Hauptbahnhof zu entlasten. Der Rangierbahnhof wurde 1902 eröffnet. Ab 1903 wurde der östliche Bahnhofskopf tiefergelegt, da die Strecke Dresden–Werdau zwischen dem Hauptbahnhof und Kappel grundlegend umgebaut wurde. Dabei entfiel auch der Bahnübergang am Dresdner Platz. Auch wurden die Anlagen für den Personenverkehr vergrößert, da mit der 1895 eröffneten Bahnstrecke nach Stollberg (die im Bahnhof Chemnitz Süd ausfädelte) und der 1902 eröffneten Strecke nach Wechselburg (begann im Bahnhof Küchwald) der Personenverkehr im Hauptbahnhof weiter gestiegen war. 1907 wurden die neuen Bahnsteige eröffnet, für den Durchgangsverkehr waren nun fünf Gleise vorhanden, zwei weitere (Bahnsteig 15/16) dienten dem Verkehr Richtung Aue/Adorf und Stollberg. Zudem wurde die Drehscheibe bei den Stumpfgleisen ausgebaut, dort waren nun neun Bahnsteige vorhanden. Das Empfangsgebäude wurde nur unwesentlich vergrößert, es wurde nur die sogenannte Textilhalle – der kleine Lichthof an der Nordostseite – errichtet, allerdings wurde innerhalb des Gebäudes die Raumanordnung erheblich verändert. Auffälligste Veränderung war der Bau der 174 m langen Bahnsteighalle vom Oktober 1906 bis zum September 1909. Das 14 m hohe und 150 m breite Bauwerk überspannte 20 Gleise, einzig der Bahnsteig 15/16 erhielt eine eigene Überdachung. Die Halle wurde von vier Stützreihen getragen, eine Beleuchtung war nicht nötig, da neben den Glasfronten an den Wänden auch 18 Oberlichter eingebaut wurden. Insgesamt koste der Umbau des Eisenbahnknotens Chemnitz bei laufenden Betrieb rund 33 Millionen Mark, von denen die Stadt circa 10,5 % bezahlen musste.

Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg

Am 8. August 1919 kam es auf dem Gelände des Hauptbahnhofs zum Chemnitzer Blutbad. Das brutale Vorgehen der Armee gegen demonstrierende Arbeiter forderte 38 Menschenleben, zahlreiche Demonstranten wurden zum Teil schwer verletzt.

In den 1920er Jahren stabilisierten sich die Verkehrsverhältnisse nach den Wirren am Ende des Ersten Weltkriegs und den ersten Nachkriegsjahren wieder. Damit beschäftigte man sich wieder mit betrieblichen Optimierungen. Zu dieser Zeit hatte der Chemnitzer Hauptbahnhof eine höhere Belegung als der Leipziger Hauptbahnhof. Ein besonderes betriebliches Hindernis bildete eine fehlende niveaufreie Kreuzung für Güterzuge von und nach Leipzig beziehungsweise Riesa. Diese mussten, um auf die Ostseite zu gelangen, die drei Hauptstrecken im Personenverkehr kreuzen. Zudem fehlte ein Abstellbahnhof, da nur rund 10 % aller Personenzüge nicht im Bahnhof endeten oder begannen. Für 8 Millionen Reichsmark wurde daher ab 1926 der Hauptbahnhof erneut aus- und umgebaut. In Chemnitz-Furth entstand ein dringend benötigter Abstellbahnhof, weiterhin wurden die Fahrstraßen grundlegend verändert. Auch einige Stellwerke wurden neu gebaut, allerdings endeten die Baumaßnahmen mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs. Schon vorhandenes Baumaterial wurde stattdessen nach den eroberten Gebieten abtransportiert.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Bahnhof mehrfach das Ziel alliierter Luftangriffe, die bis Ende Februar 1945 aber im Gegensatz zur restlichen Stadt kaum Schäden anrichteten. So wurde beispielsweise am 6. Februar 1945 ein Wohngebiet südlich des Hauptbahnhofs bombardiert, da die vorher abgeworfenen Zielmarkierungen durch starken Wind den Hauptbahnhof verfehlten. Bereits im Oktober 1944 hatte ein abgestürztes deutsches Flugzeug den Südteil des Empfangsgebäudes beschädigt. Beim Angriff am 5. März 1945 wurde auch der Hauptbahnhof schwer getroffen, Teile des Empfangsgebäudes brannten aus und zahlreiche Scheiben der Bahnhofshalle wurden zerstört.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Schäden nur langsam repariert, da es an Material, Geld und Arbeitskräften fehlte. Die fehlenden Scheiben wurden durch Holzabdeckungen ersetzt. Erst Mitte der 1950er Jahre wurden die zwei Lichthöfe des Empfangsgebäudes instand gesetzt, trotz Beschwerden der Bevölkerung wurde die Bahnsteighalle jedoch nicht repariert.

Ebenfalls in den 1950er Jahren entstanden für den Chemnitzer Hauptbahnhof – wie für andere große Bahnhöfe in der DDR – Entwürfe für eine komplette Neugestaltung der Gebäude und des Umfeldes. Dieses Vorhaben wurde aber nicht realisiert.

Der Lokomotivrauch sowie Klimaeinflüsse verschlechterten den baulichen Zustand der nur provisorisch ausgebesserten Bahnhofshalle in den folgenden Jahrzehnten weiter. Nachdem ein Gutachten schließlich ernsthafte Bauschäden aufdeckte, wurde die Halle zwischen Januar und Dezember 1972 abgetragen. Dabei fielen 1.700 t Schrott an.

Der Neubau begann 1973, der ursprüngliche Fertigstellungstermin der zwei Haupthallen zum 7. Oktober 1974 – dem 25. Jahrestag der DDR – konnte jedoch nicht eingehalten werden. Erst 1976 wurde die Konstruktion vollendet. Die zweischiffige Halle war freitragend ausgeführt, beide circa 13 m hohen Hallenteile waren 148 m lang, eines 72 m, das andere 66 m breit. Im Südwesten schloss sich ein dritter 69 m langer und 52 m breiter Hallenteil an, der die durchgehenden Gleise überdeckte. An der Nordwestseite schloss sich eine schmale Überdachung des ersten Bahnsteigs an. Insgesamt überdachte die Halle mehr als 25.000 m², dennoch wurden die zwei Haupthallenteile auf der Nordostseite etwa 78 m kürzer als geplant ausgeführt. Auf weitere, der Halle angeschlossene niedrige Bahnsteigdächer konnte an dieser Seite somit nicht verzichtet werden. Der Bahnsteig 15/16 behielt ebenfalls sein einzelnes Bahnsteigdach. Mit dem Winterfahrplan von 1974/1975 erreichten beziehungsweise verließen täglich nahezu 300 Personenzüge den Hauptbahnhof in Karl-Marx-Stadt.

Zwischen 1976 und 1993 war der Karl-Marx-Städter Hauptbahnhof Teil des sogenannten Stadt- und Vorortbahnverkehr, ein S-Bahn-ähnliches System für den städtischen Ballungsraum, auf der Strecke zwischen Flöha und Hohenstein-Ernstthal. Von 1984 bis 1992/1993 verkehrte außerdem das Städteexpress-Zugpaar 172/175 Fichtelberg nach Berlin-Lichtenberg.

Weiterhin wurde 1978/79 die bis zu den Außenbahnsteigen reichende Gleisfreimeldebrücke fertiggestellt. Die Bauarbeiten am modern wirkenden dreigeschossigen Querbahnsteiganbau, ebenfalls im Stile der Bahnsteighalle gehalten, dauerten bis in die 1980er Jahre. Auch der Hauptteil des Empfangsgebäudes sollte aufgestockt, umgebaut und modernisiert werden. Dazu kam es ebenso wie der Bau eines Zugangs von der Südostseite mit eigenem Empfangsgebäude nicht mehr.

Bedeutungsrückgang und Entwicklung zum Regionalbahnhof

Von 1992 bis 1994 wurde die Bahnsteighalle saniert.

Chemnitz hatte zeitweise neben der Bedeutung als regionaler Verkehrsknoten auch überregionale Verbindungen: Das Städteexpress-Zugpaar 172/175 „Fichtelberg“ mit Berlin, nach der Wende IR-Linien über Berlin nach Rostock (vereinzelt nach Magdeburg/Stralsund/Binz/Barth), Oberstdorf (über Nürnberg und München), Karlsruhe (über Stuttgart), Aachen (über Kassel), teilweise nach Köln sowie mit der ICE-Linie (ICE-TD) und zuletzt der IC-Linie Dresden–Chemnitz–Nürnberg. Teilweise gab es auch IC-Tagesrandzüge von und nach Köln oder Flensburg über Hamburg.

Seit 2006 wird Chemnitz von DB-Fernzügen nicht mehr angefahren, es halten ausschließlich Regionalzüge. Der Ballungsraum Chemnitz-Zwickau (1,2 Mio Einwohner) ist damit die einwohnerstärkste Region Deutschlands ohne Eisenbahnfernverkehr.

Die Vogtlandbahn betrieb von 2005 bis 2012 mit dem Vogtland-Express eine Fernverbindung zwischen Plauen oberer Bf und Berlin Ostbf. Diese Verbindung wurde zum 15. Februar 2009 eingestellt, aber am 8. April 2009 wieder aufgenommen. Die hohen Kosten, aufgrund der die Verbindung aus dem Angebot gestrichen werden sollte, konnten auch nicht von um 2 € erhöhten Fahrpreisen ausgeglichen werden, trotzdem entschied sich die Vogtlandbahn für die Wiederaufnahme der Linie. 2012 wurde sie erneut eingestellt und zunächst durch den eigenwirtschaftlich betriebenen Vogtland-Fernbus ersetzt. Zum Jahresende 2015 wurde auch dieser eingestellt.

Bahnhofsumbau

Mit der Bildung des Verkehrsverbundes Mittelsachsen mit Chemnitz als zentralem Knotenpunkt wird der Chemnitzer Hauptbahnhof auch die Knotenfunktion stärker übernehmen. Bereits mit den Bauarbeiten im Bahnhofsvorfeld zwischen 2003 und 2005 wurde die Schnittstelle zwischen Straßenbahn und City-Bahn sowie die Haltestelle der in das Verbundgebiet verkehrenden Busse neu gestaltet. Der nächste Schritt war die gleisseitige Anbindung der Straßenbahntrasse im Hauptbahnhof (Gleise 1–4). Damit verschwanden die letzten Spuren des schweren Rangierunfalls vom 14. Juni 1983, bei dem die Denkmalslok 75 515 schwer beschädigt wurde. Zwischen dem 18. Februar 2013 und dem 16. Juni 2014 verkehrten auf Gleis 1 die Straßenbahnlinie 2 und auf Gleis 2 die Linien 6 und CB 522 in die Bahnhofshalle. Seit dem 16. Juni 2014 verkehrt statt der Linie 2 die Linie 4 auf Gleis 1.

Verknüpfungspunkt des Chemnitzer Modells

Der Chemnitzer Hauptbahnhof erfuhr seit 2009 eine Reihe von Umbauten. Dadurch können auf dem Areal der Gleise 1–4 die Straßenbahn- und Stadtbahnwagen in die Bahnhofshalle einfahren, um eine bessere Umsteigebeziehung zwischen Stadt- und Regionalverkehr zu gewährleisten. Bis zum Jahr 2013 wurden die Gleisanlagen der Chemnitzer Straßenbahn mit dem Gleisnetz der Deutschen Bahn AG verknüpft. Neu gebaut wurden insgesamt 250 Meter Eisenbahnanschlussgleis sowie 900 Meter zweigleisige Straßenbahnstrecke. Im Rahmen des Chemnitzer Modells wurden die infrastrukturellen Voraussetzungen für durchgängige Stadtbahnlinien zwischen der Chemnitzer Innenstadt und dem nördlich und östlich gelegenen Umland geschaffen. Diese Umbauarbeiten wurden mit der dringend nötigen Sanierung der Nordseite des Chemnitzer Hauptbahnhofes verbunden.

Baumaßnahmen

Von 2009 bis 2014 wurde der Chemnitzer Hauptbahnhof modernisiert. Dabei wurden 19 km Gleise und Bahnkörper neu verlegt, 41 Weichen und 7 Eisenbahnüberführungen erneuert, zehn Altstellwerke abgebaut und 21 km Oberleitungsanlagen und 171 Signale errichtet. Auch wurde ein elektronisches Stellwerk errichtet, welches von Leipzig aus gesteuert wird. Im Bahnhof selbst wurden Bahnsteige, Lichtanlagen und Beschallungsanlagen modernisiert. In unmittelbarer Nähe zum Bahnhof erneuerte die Stadt die Brücke 'Dresdner Platz'. Seit Oktober 2011 liefen die Arbeiten des Zweckverband Verkehrsverbund Mittelsachsen (ZVMS) zur Verlegung der Straßenbahngleise in den Hauptbahnhof (Chemnitzer Modell). Insgesamt waren Baukosten von 110 Millionen Euro vorgesehen. 20 Millionen Euro wurden dabei vom ZVMS investiert. Ein Ziel des Umbaus war, schnellere Einfahrten in den Hauptbahnhof zu ermöglichen. Durch das Chemnitzer Modell können Züge aus der Umgebung bis ins Chemnitzer Stadtzentrum durchfahren.

Vorbereitung

Ab Herbst 2008 wurden Vorbereitungen zum Umbau des Chemnitzer Hbf getroffen. Dabei wurden im Abschnitt Chemnitz Hbf–Chemnitz Süd die Fahrleitungsanlagen erneuert. Auf dem Gleis der Erzgebirgsbahn nach Aue wurden neue Signale und Schilder aufgestellt. Auch wurden zwischen Chemnitz Hbf und Chemnitz Süd neue Kabeltrassen verlegt. Zum 14. April 2009 begannen wichtige Bauarbeiten am Hauptbahnhof. Dadurch verkehrten viele Linien nur eingeschränkt: Es fanden Taktausdünnungen und Schienenersatzverkehr statt. Aufgrund von Bauverzögerungen konnten einige Maßnahmen zeitweise rückgängig gemacht werden – so der SEV der Verstärkungsfahrten nach Mittweida.

Erster Bauabschnitt

Durch fehlende Zulassungen des Eisenbahn-Bundesamts begannen die Bauarbeiten erst im Juli 2009. Trotz des verzögerten Baubeginns wurde der 1. Bauabschnitt im September 2011 plangerecht abgeschlossen. Es wurden die Gleisanlagen und die Entwässerung zu den Bahnsteigen erneuert, der Gleisschotter gewechselt und auf Schadstoffe untersucht. In der gesamten Zeit konnten die Bahnsteiggleise 3 bis 11 nicht angefahren werden. Die bisher auf diesen Gleisen verkehrenden Züge hielten an den Bahnsteigen 1/2 und 12 bis 16.

Mitte Januar 2010 begannen die Vorbereitungen zum Umbau der Brücke Dresdner Platz. Um den Straßenverkehr bis zur Fertigstellung 2013 aufrechtzuerhalten, wurde vor dem Abriss der alten Brücke von 1909 eine Behelfsbrücke errichtet.

Die Arbeiten der VMS im Hauptbahnhof (zwischen den Bahnsteiggleisen 2 und 5) begannen im Sommer 2010. Hierbei wurde der gesamte Bahnsteig 3/4 entfernt und in 2,5 Metern Tiefe eine Stützwand errichtet.

Totalsperrung

Vom 25. bis 31. Oktober 2011 wurde der Chemnitzer Hauptbahnhof teil- beziehungsweise total gesperrt. In dieser Zeit wurden die zuvor neu errichteten Signalanlagen an das elektronische Stellwerk angeschlossen. Seitdem werden die Weichen und Signale der Strecke Dresden–Werdau von der Betriebszentrale Leipzig gesteuert. 12 km neue Gleise, 28 Weichen, 91 Signale und die zugehörigen neuen Oberleitungen gingen in Betrieb.

Seit dem 31. Oktober 2011 sind die Bahnsteiggleise 5–11 wieder in Betrieb. Gleichzeitig gingen die Bahnsteiggleise 1/2 und 12–16 außer Betrieb.

Das elektronische Stellwerk ersetzt zehn alte Stellwerke.

Zweiter Bauabschnitt

Ende Oktober 2011 begann der 2. Bauabschnitt mit der Freigabe der erneuerten Bahnsteiggleise 5–11 und der Sperrung der bis dahin genutzten Bahnsteiggleise 1/2 und 12–16. Nach den schon begonnenen Arbeiten des VMS konnten daraufhin auch die Bahnsteiggleise 1/2 und 15/16 abgerissen werden. Am 22. August begann zudem der Abriss eines Teils des Querbahnsteigs für das Chemnitzer Modell.

Seit dem 27. August 2012 sind die Bahnsteige 12 und 13 wieder für den Zugverkehr von und nach Zwickau/Aue freigegeben. Allerdings bestand zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Möglichkeit in Richtung Norden (Flöha/Riesa/Leipzig) auszufahren, da die Gleisanbindung noch nicht hergestellt wurde.

Weiterhin sind seit dem 4. November 2012 wieder beide Streckengleise in Richtung Chemnitz-Süd befahrbar. Bedingt durch die Bauarbeiten an der Brücke Dresdner Platz kam es aber in einigen Nächten zu Sperrungen Richtung Zwickau/Aue. Das nicht elektrifizierte Gleis in Richtung Aue war allerdings noch nicht befahrbar.

Im Zuge eines Infrastrukturbeschleunigungsprogramms für Bahnhöfe wurden im Dezember 2012 die Fahrgastinformationsanlagen erneuert und Fallblattanzeiger durch moderne LCD-Anzeiger ersetzt.

Vom 13. bis zum 22. November 2013 war der Abschnitt Chemnitz-Siegmar–Chemnitz Hbf–Niederwiesa voll- bzw. teilgesperrt. Die Züge der Linie RB 30 wurden zwischen Niederwiesa und Chemnitz-Siegmar durch Busse ersetzt. Züge der Linie IRE 1/RE 3 fielen zwischen Niederwiesa und Chemnitz Hbf aus.

Von Donnerstag, 21. November 2013, 4:00 Uhr bis Freitag, 22. November 2013 00:00 Uhr bestand um den gesamten Knoten Chemnitz eine Totalsperrung. Züge fuhren nur bis Burgstädt (RE6), Mittweida (RB 45), Niederwiesa (CBC 516, RB 30, IRE 1, RE 3), Chemnitz-Siegmar (RB 30), Wüstenbrandt (IRE 1, RE 3), Flöha (RB 80, RB 81) und Chemnitz-Süd (RB89).

Dritter Bauabschnitt

Ab dem 22. November 2013 00:00 Uhr gingen die Bahnsteiggleise 12 und 13/14 in Richtung Flöha/Mittweida und Leipzig sowie die Güterzuggleise außerhalb der Bahnsteighalle wieder in Betrieb. Gleichzeitig wurden die Bahnsteiggleise 10 und 11 sowie das Mittelgleis außer Betrieb genommen, um Bauarbeiten durchzuführen. In Richtung Zwickau stand ab diesem Zeitpunkt nur ein Gleis zur Verfügung. Diese Bauarbeiten bestanden im Allgemeinen daraus, die provisorischen Gleisführungen der Bauphase zum endgültigen Gleisplan umzugestalten. So wurde das bis dahin als Stumpfgleis aus Richtung Zwickau geführte Mittelgleis nun auch in Richtung Norden angebunden, sowie die drei Bögen am nördlichen Ende von Gleis 10, welche bis dahin der Umfahrung des nun abgerissenen Stellwerks dienten, begradigt.

Alle Bauarbeiten wurden 2014 fertiggestellt. Somit sind seitdem alle Gleise ausnahmslos wieder befahrbar. Lediglich die Übergangsgleise 3 und 4 für die Züge des Chemnitzer Modells blieben bis 2016 ungenutzt, da die notwendigen Fahrzeuge der Bauart Citylink nicht eher zur Verfügung standen. Neben den Gleisanlagen wurde 2014 ebenfalls die Seitenfassade des Hauptgebäudes in Richtung der Technischen Universität erneuert. Zwischen Gleich- und Wechselspannungsnetz bleibt eine Fahrdrahtlücke, Systemtrennstellen wurden nicht eingerichtet. Ihre Nachrüstung ist jedoch bei Bedarf möglich.

Text übernommen vom Wikipedia-Artikel "Chemnitz Hauptbahnhof" und überarbeitet am 23. Juli 2019 unter der Lizenz CC-BY-SA 3.0.

Beteiligte

Derzeit sind keine Informationen zu beteiligten Firmen oder Personen verfügbar.

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    20041359
  • Veröffentlicht am:
    17.12.2008
  • Geändert am:
    16.05.2015
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