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Allgemeine Informationen

Andere Namen: Dom Sankt Petri
Baubeginn: 11. Jahrhundert
Fertigstellung: 13. Jahrhundert
Status: in Nutzung

Bauweise / Bautyp

Konstruktion: Hauptschiff: Sechsteiliges Rippengewölbe
Funktion / Nutzung: Kathedrale
Baustil: Romanisch
Gotisch
Baustoff: Mauerwerksbauwerk

Preise und Auszeichnungen

Lage / Ort

Lage: , ,
Koordinaten: 53° 4' 31.46" N    8° 48' 32.73" E
Koordinaten auf einer Karte anzeigen

Technische Daten

Abmessungen

Äußere Länge 93 m
Türme Höhe 99 m

Auszug aus der Wikipedia

Der St.-Petri-Dom in Bremen wurde über den Fundamenten älterer Vorgängerbauten vom 11. Jahrhundert an in romanischem Stil errichtet und seit dem 13. Jahrhundert in gotischem Stil umgebaut und erweitert. Gemauert ist dieser Kirchenbau aus Sandstein, an verborgenen Stellen der älteren Teile auch Tuffstein. Von dem seit der Gotik eingesetzten Backstein ist nur ein Teil sichtbar. Im 14. Jahrhundert gab es Erweiterungen um seitliche Kapellen. 1502 begann die Umgestaltung in eine spätgotische Hallenkirche, die aber über ein neues Nordseitenschiff nicht hinauskam und mit zahlreichen Provisorien abgeschlossen wurde, als die Reformation weitere Ausbauten stoppte. Im späten 19. Jahrhundert erfolgte eine umfangreiche Renovierung des innen durchaus gepflegten, äußerlich aber schäbig wirkenden Baus, bei dem einer der beiden Westtürme eingestürzt war. Die Gestaltung orientierte sich überwiegend am Vorhandenen und an alten Darstellungen, jedoch gestaltete man auch einige Neuerungen wie den neoromanischen Vierungsturm. Das Gotteshaus gehört heute zur evangelisch-lutherischen Domgemeinde St. Petri.

Das Gebäude steht seit 1917 unter Bremischem Denkmalschutz.

Nördliches Seitenschiff spätgotisch, aber obere Fenster ab 1817, Brautportal, beide Zwerchgiebel, Vierung u. alle Walmdächer ab 1888, Rosette des Querschiffs nach 1945

Geschichte

Die karolingischen Vorgängerbauten

Der Ort an der Stelle des heutigen Doms, dem höchsten Punkt der Weserdüne unmittelbar bei einer bereits bestehenden Siedlung wurde mit dem (dort vermuteten) Bau einer angeblich 789 geweihten Kirche durch den angelsächsischen Missionsbischof Willehad zur Keimzelle des sich entwickelnden Bistums. Der Holzbau wurde bereits 792, nur drei Jahre nach seiner Fertigstellung, im Zuge der Sachsenkriege niedergebrannt und restlos zerstört. Nach dem Tode Willehads 789 gab es 13 Jahre weder einen Bischof noch eine Kathedrale in Bremen. Aus der Zeit des Bischofs Willerich (805–835) und seiner Nachfolger sind durch Ausgrabungen im Mittelschiff des heutigen Doms mehrere Bauphasen einer Steinkirche nachgewiesen worden, die in ihrer größten und spätesten Ausdehnung einen dreischiffigen Steinbau darstellte, der mit einer Weihe des Jahres 860 durch Bischof Ansgar in Verbindung gebracht wird. Nordwestlich der Spuren der nördlichen Seitenwand dieser dreischiffigen Kirche, kurz vor dem westlichen Ende des heutigen Nordschiffs, wurde bei den Grabungen ein weiteres Fundament aus dem 9. Jahrhundert entdeckt. 2010 wurde darin ein Hinweis auf ein Westquerhaus vermutet, wie in derselben Epoche in Fulda, Paderborn und im Kölner Hildebold-Dom errichtet. Diese Vermutung deckt sich allerdings nicht mit Details der archäologischen Funde. Für die übrige Gestalt des karolingischen Bremer Westquerhauses fanden sich keine archäologischen Hinweise. Adam von Bremen hatte einen Peterschor als „apsida“ erwähnt, aber bei der archäologischen Untersuchung der Westkrypta 1931 durch Helen Rosenau waren davon keine Spuren zu finden.

Am 11. September 1041 fiel das karolingische Gotteshaus jedoch – wie auch ein Großteil der übrigen Stadtbebauung – der Feuersbrunst des Bremer Brandes zum Opfer. Die Flammen zerstörten auch Bestände der Dombibliothek unwiederbringlich.

Die salische Bauphase

In die salische Zeit fällt, beginnend mit den letzten Amtsjahren des Bischofs Adalbrand (1035–1043), ein grundlegender Neubau, dessen Dimensionen und materielle Spuren am heutigen Baukörper noch beobachtet werden können. Seither ist der Dom wenigstens doppelt so groß wie seine Vorgänger. Adalbrand, der in der baugeschichtlichen Literatur meist mit seinem anderen Namen Bezelin genannt wird und Kölner Domherr gewesen war, habe, so berichtet Adam von Bremen, sich den alten, karolingischen Kölner Dom zum Vorbild genommen. Grundrissmaße, zwei Chöre, zwei Krypten und die Patrozinien Petrus im Westchor und Maria im Ostchor wurden so in Bremen übernommen. Unter Becelin wurde auch schon wenigstens ein Bogen errichtet. Adalbrands Nachfolger Adalbert (1043–1072), einer der mächtigsten Bischöfe jener Epoche, habe, so wiederum Adam von Bremen, den Bau nach dem Vorbild des Doms in Benevent fortgesetzt. Kontrovers ist die Beurteilung der Abfolge der Baumaßnahmen nach 1042, insbesondere hinsichtlich der beiden Krypten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass mehrere, auch verdiente Autoren sich aus Adam von Bremens Chronik nur einzelne Brocken herausgegriffen haben, statt den Text im Zusammenhang zu lesen.

Bei der Weihe des Hochaltars 1049 dürfte der Ostchor hochgezogen und auch die Ostkrypta darunter, veilleicht nicht fertiggestellt, aber doch errichtet gewesen sein. Ihre Säulen enden in Würfelkapitellen, von denen nur zwei aufwändig verziert sind. Als östlichstes Säulenpaar sind es die beiden Säulen unter dem Hauptaltar des Chors, was eine Bedeutungshierarchie nahelegt. Die Kapitelle mancher Wandpfeiler haben einfache Verzierungen. Die vier Pfeiler in ihrem westlichen Drittel haben eine wechselvolle jüngere Geschichte: Ernst Ehrhard hatte sie aus Unverständnis durch Säulen ersetzt, nach den 1970er Jahren wurden wieder Pfeiler daraus.

Adam von Bremen erwähnte für 1066 erwähnte Adam von Bremen die Weihe eines Altars in der Westkrypta. Sie wurde bei der Errichtung der Westtürme um eine Jochreihe nach Westen verlängert (der romanische Kapitellschmuck fehlt). Um 1510 wurde sie im Osten um eine Jochreihe verkürzt:

  • Im Zusammenhang mit der Altarweihe erwähnte er das Vorhaben Erzbischof Adalberts, später in der/einer (lateinische Sprache bekanntlich ohne Artikel) Westapsis einen Altar für den heiligen Petrus aufzustellen. Ob diese Westapsis jemals errichtet wurde, geht aus seiner Chronik nicht hervor.
  • Nachweis der ursprünglichen Ostwand der Westkrypta möglicherweise zur gleichen Zeit in den Westjochen ihrer Seitenschiffe durch Verbreiterung der Grundmauern der Türme verschmälert. Nach der Reformation als Warenlager vermietet, wurde die Krypta mit der Domrestaurierung ab 1888 wieder als Gottesdienstraum hergerichtet. Ihre romanischen Kapitelle sind bis auf zwei, die durch umgenutzte Säulenbasen ersetzt wurden, reich geschmückt. In ihren unteren Teilen dominieren verschlungene Bänder, in den oberen Palmetten. Eines zeigt Löwinnen. Adalbert war bestrebt, den Dom noch in seiner Amtszeit zu vollenden, und trieb den Bau deshalb mit wenig Rücksicht auf andere Erfordernisse voran. So ließ er die Mauer der Domburg niederreißen, um Baumaterial zu gewinnen. Daher konnte Bremen im Jahr 1064 von einem Heer des sächsischen Herzogs Ordulf und seines Bruders Hermann geplündert werden.
  • Für Gerhards 24. Regierungsjahr, also 1043, berichtete Adam, es seien Wände geweißt worden, was impliziert, dass auch wenigstens Teile der Kirche ein Dach hatten. Und nach seinem Tode sei Adalbert in der Mitte des Chors der von ihm errichteten Basilika bestattet worden. Beim Tode Adalberts war also der Dom weitgehend fertiggestellt, wie auch Ernst Ehrhardt in seiner Darstellung in Bremen und seine Bauten (1900) vermerkte.
  • In der Chronik des Klosters Rastede steht ausdrücklich, Adalbert sei „in der Krypta unter dem Chor in der Hauptkirche bestattet“ worden.

Adalberts Nachfolger Liemar (1072–1101) ließ der 1204–1256 verfassten Stader Chronik zufolge die von seinem Vorgänger gebaute Basilika niedrreißen und von den Fundamenten auf neu errichten, Dementsprechend wird er auf einer in seinem Grab gefundenen Schriftplatte als constructor huius ecclesiae („Erbauer dieser Kirche“) bezeichnet. Was vor dem 13. Jahrhundert als Westfassade geplant war, bwz. wie der Westabschluss beim Tode Liemars aussah, ist nicht ersichtlich. Es wurden auch keine Hinweise darüber gefunden, ob die heutigen Westtürme Vorgänger hatten oder nicht. Die heutige, nach Westen vorgeschobene Fluchtlinie der Westfassade entstand jedenfalls erst in der spätromanischen Phase.

Spätromanik und Frühgotik

Über die hochmittelalterliche Bauphase, die vor allem zwei vor die alte Westfront gesetzte Türme und die bündige Fassade dazwischen betrifft, gibt es kaum durch Quellen gesicherte Erkenntnisse. Die Beurteilung wird erschwert durch die gegen 1900 vorgenommene, überformende Restaurierung. Allerdings ergeben sich aus der genauen Betrachtung von Fotos aus der Zeit vor dem Umbau Informationen über das unterschiedliche Alter verschiedener Teile der Fassade. Allgemein wird heute angenommen, dass der möglicherweise schon im späten 12. Jahrhundert begonnenen Westbau im Wesentlichen während der Amtsperiode Gerhards II. (1219–1258) hochgezogen wurde. Im Jahr 1224 bestätigte Papst Honorius III. Bremen endgültig als Erzbischofssitz des Erzbistums mit Domkapiteln in Bremen und Hamburg. Ein zeitgleich zugunsten des Dombaus gewährter Ablass schuf die finanzielle Voraussetzung für eine Wiederaufnahme oder Fortsetzung Bautätigkeit zur zeitgemäßen Umgestaltung der Metropolitankathedrale. Die umfangreichen Umbauten in den 39 Regierungsjahren Gerhards II. zeigen Ähnlichkeiten zu Westfalen (Seitenschiffsgewölbe im Vergleich zu Marienfeld), aber auch zu Magdeburg (Mittelschiffsgewölbe im Vergleich zur nachträglichen Einwölbung von 1221/1222 (d) der dortigen Liebfrauenkirche). Die früheste bildliche Darstellung des Doms liefert das 1229 oder früher geschnittene erste Bremer Stadtsiegel mit einer Doppelturmfassade. Das Rosenfenster ist sorgfältig ausgearbeitet. Die Schäfte der Westtürme ragen wenig über die Traufen des Mittelschiffs. Die Portale liegen nicht in den Erdgeschossen der Türme, sondern als Dreiergruppe zwischen den Türmen, also vor der noch heute dreischiffigen Westkrypta, die bei Bruyn hier zwei Fenster hatte, die später bis ins 19. Jahrhundert durch zwei kleine Türen ersetzt waren.

Das Mittelschiff hat statt des mit Skulpturen geschmückten Blendengiebels noch ein Walmdach. Dies passt zu der stilistischen Datierung des Giebeldreiecks mit seinen Blendarkaden auf das mittlere Drittel des 13. Jahrhunderts, wiewohl die dort später platzierten Skulpturen auf eine Entstehungszeit um 1230 eingeschätzt werden.

Beide Türme haben drei Geschosse, alle mit gleichartigen vertikal verlaufenden Gliederungen. Wenigstens der Nordturm erreichte seine spätere Höhe erst durch eine Aufstockung um zwei Geschosse Mitte des 14. Jahrhunderts.

Gewölbe

Mit den Einnahmen aus dem 1224 von Papst Honorius III. genehmigten Ablass zur „Reparatur“ der Kathedrale wurde die möglicherweise schon vorher begonnene Einwölbung des Kirchenschiffs in zwei Phasen bis etwa 1250 durchgeführt.

Die Gewölbe des Kirchenschiffs weisen eine große Vielfalt auf. Die zwischen den Westtürmen gelegenen beiden westlichen Joche des Mittelschiffs wurden vor allen übrigen Schiffen eingewölbt, zwei verschiedene Gewölbe, die sich auch von allen übrigen des Gebäudes unterscheiden. Als nächstens wurden die beiden niedrigen Seitenschiffe mit Gewölben versehen. Die noch erhaltenen des Südschiffs, überwiegend Domikalgewölbe nach dem Vorbild der angevinischen Gotik, ähneln denen der Bremer Liebfrauenkirche.

In der zweiten und letzten frühgotischen Phase entstanden die Gewölbe von Mittelschiff, Vierung, Chor und Querschiffen. Sie haben relativ gering geneigte Scheitellinien. In Vierung und Querschiffen verteilt sich das Gewicht jedes Gewölbejochs gleichmäßig auf seine vier Ecken.

Die Decke des Hauptschiffs jedoch besteht aus vier jeweils sechsfelderigen Doppeljochen, die sich auf je sechs (Wand-)Pfeiler stützen. Als Vorbild lässt sich das Mittelschiff der Kathedrale von Sens ausmachen, die als älteste gotische Kathedrale überhaupt gilt. Durch die diagonalen Rippen der Doppeljoche lastet das Gewicht von drei Vierteln der Gewölbefläche auf den Pfeilern an den Jochecken. Auf den Pfeilern dazwischen lastet nur ein Viertel der Gewölbefläche. Von den Pfeilerpaaren unter größerer Last gehört eines zur Vierung. Die übrigen vier stark belasteten Pfeilerpaare sind (seit der spätgotischen Umgestaltung des Nordschiffs nur noch auf der Südseite) durch Strebebögen stabilisiert. Bei den Pfeilern dazwischen gibt es keine Strebebögen. Das Gewölbe des Chors besteht aus einem ebensolchen Doppeljoch. Das mittlere Wandpfeilerpaar wird erst seit der nachträglichen Stabilisierung des Chors 1909/1910 von außen durch Strebebögen gestützt. Die Strebebögen an den Ecken des Chors sind zwar mittelalterlich, aber auch nicht bauzeitlich; sie schließen architektonisch an die später angefügten Chorflankenkapellen an. Der etwa gleichzeitig mit dem Domchor errichtete Chor der Stephanikirche hat ein gleichartiges Gewölbe, und seine Strebepfeiler sind aus neuzeitlich kleinen Mauerziegeln errichtet. Die im Zusammenhang mit der Einwölbung errichteten frühgotischen Hochschiffswände sind weniger dick als die sie tragenden romanischen Arkaden. Das ermöglichte die Anlage eines Laufgangs mit Durchgängen durch die das Mittelschiffsgewölbe tragenden Wandpfeiler. Diese Konstruktion unterscheidet sich von der 1221/1222 (d) erfolgten frühgotischen Einwölbung (ebenfalls mit Doppeljochen) der Magdeburger Liebfrauenkirche.

Spätgotische Periode

Nachdem die Pfarre für die Marktsiedlung und dann Stadt Bremen schon seit 1020 das St.-Veit-/Liebfrauen-Kirchspiel gewesen war, 1229 in drei Pfarreien aufgeteilt, wurde im 14. Jahrhundert die wenig südlich gelegene St.-Wilhadi-Kirche zur Pfarrkirche für die in der Domfreiheit wohnenden Laien. Damit diente der Dom nur noch den Gottesdiensten (Tagzeiten und Messen) des Erzbischofs und des Domkapitels, sowie für besondere große Zeremonien.

Im 14. und 15. Jahrhundert entstanden mehrere Kapellen an der Südseite der Kirche sowie eine Doppelkapelle an der Nordseite des Ostchores. Im Jahr 1346 erhöhte man den Nordturm um zwei Stockwerke, und er erhielt einen gotischen Helm. Bei einem Brand des Nordturms 1483 wurde auch das nördliche Seitenschiff stark beschädigt, das bis zu dieser Zeit wohl große Ähnlichkeit mit dem erhaltenen Südschiff hatte.

In der Amtszeit des Erzbischofs Johann III. Rode von Wale wurde ab 1502 bis 1522 das nördliche Seitenschiff auf die Höhe des Mittelschiffs gebracht und erhielt ein spätgotisches Netzgewölbe, mit Rippen aus speziell geformtem Backstein, sogenannten Formsteinen. Allerdings vermitteln nördliches Schiff und Mittelschiff zusammen nicht den Eindruck einer Halle, weil die Arkade zwischen beiden Schiffen weiterhin in zwei Geschosse geteilt ist, das untere stammt noch von der romanischen Pfeilerbasilika. Dieser Umbau wurde von Cord Poppelken durchgeführt, der auch um 1512 die Westkrypta verkürzte. Möglicherweise war auch eine Erhöhung des südlichen Seitenschiffs geplant und die umfassende Umgestaltung des Doms zu einer Hallenkirche. Ein weiterer Ausbau kam durch die einsetzende Reformation in Bremen nicht zustande. Den provisorischen Abschluss der Arbeiten verdeutlichten unter anderem die Schleppdächer über dem Nordschiff und über dem Südquerhaus. An dessen West- und Ostseite waren unterhalb der Pultdachgiebel noch die Traufensimse aus der Frühgotik erhalten – die erst mit dem Umbau um 1900 wieder ihren Sinn bekamen.

Stilistisch nicht einzuordnen ist die Verstärkung der Grundmauern der Türme zulasten der Westkrypta, die die westlichen Teile ihrer Seitenschiffe einengt und auf der Nordseite in mehreren Schritten erfolgte. Das Südschiff der Krypta ist in gleicher Weise eingeengt, aber der Südturm wurde einschließlich seiner Fundamente ab 1888 ersetzt.

Erzbischof Rode gab 1511 den Auftrag für den Druck eines Messbuchs, das Missale secundum ritum ecclesie Bremense, das den in der Diözese Bremen gültigen Ritus für die Heilige Messe beschreibt.

Reformation

Braun/Hogenberg 1572: Südturm ein Geschoss weni­ger als Nordturm (Dilich ebenso) B. Bruyn 1532: (nur) Nordturm ein Geschoss zu niedrig, Südturm mit Kreuz­dach, Uhr im Südturm, Jung­frau­en­galerie im Giebel fälsch­lich rund­bogig, fein gegliederte Rosette, darunter schlichte Holz­galerie Matthäus Merian zw. 1638 u. 1642: Pultdächer auf südlichem Quer­haus und Turmstumpf

Am 9. November 1522 hielt der vertriebene Augustinermönch Heinrich von Zütphen in Bremen die erste reformatorische Predigt in einer Kapelle der St.-Ansgarii-Kirche. Ab 1524 wurden neben den katholischen Priestern auch evangelische Prediger an den Pfarrkirchen eingesetzt. Katholische Messen wurden den Pfarrkirchen in der Stadt 1525, denen im Landgebiet 1527 und den Klöstern 1528 verboten.

1534 wurde die durch Luther genehmigte Bremische Kirchenordnung eingeführt.

Bereits 1532 war der Dom vom Domkapitel geschlossen worden, nachdem am Palmsonntag der Ausschuss der gegen die Dominanz der Großkaufleute aufbegehrenden 104 Männer die Messe unterbrochen und einen lutherischen Gottesdienst erzwungen hatte. Nach 15 Jahren hob das Domkapitel 1547 die Schließung wieder auf und bestimmte auf Vorschlag seines Seniors, des Grafen Christoph von Oldenburg, den aus Overijssel stammenden Albert Rizäus Hardenberg zum Domprediger. Der erwies sich als radikaler Reformierter, was Streitigkeiten zwischen Lutheranern und Anhängern Melanchthons zur Folge hatte. Schließlich verwies man Hardenberg am 18. Februar 1561 der Stadt, und der Dom wurde zum zweiten Mal innerhalb von 29 Jahren für gewöhnliche Gottesdienste geschlossen, diesmal für 76 Jahre. Allerdings wurde er in dieser Zeit hin und wieder zu besonderen Anlässen geöffnet, so zu den Amtseinführungen und anderen Empfängen der Erzbischöfe, wie 1566 für Georg, 1588 für Heinrich von Lauenburg und 1637 für Friedrich II. Auch fanden mehrere Bestattungen statt, von den 28 Epitaphen bzw. Grabplatten im Dom wurden vierzehn in den Jahren der Schließung geschaffen und angebracht.

Hardenberg wurde allerdings von der Mehrheit der Bürger, dem Bürgermeister Daniel von Büren (d. J.) sowie einigen Ratsherren unterstützt. Zwar wollte die Ratsmehrheit gegen diese vorgehen, doch eine Bürgerbewegung verteidigte sie im Januar 1562. Dies führte dazu, dass zahlreiche Gegner Hardenbergs die Stadt verließen.

Inzwischen war 1558 Georg von Braunschweig-Wolfenbüttel zum Erzbischof von Bremen und Bischof von Verden gewählt worden. Er zeigte sich der Reformation aufgeschlossen und führte im Bistum Verden die lutherische Bremer Kirchenordnung ein. Ab 1566 wurden vom Bremer Domkapitel lutherische Erzbischöfe gewählt, von der römischen Kirche natürlich nicht anerkannt und daher oft als Administratoren bezeichnet. Die Streitigkeiten in der Stadt konnten im Februar 1568 gelöst werden, und die Mehrzahl der Hardenberg-Gegner kehrte zurück.

1581 schloss sich Bremen in der sogenannten „zweiten Reformation“ der theologischen Richtung Philipp Melanchtons an, die zwar weniger rigide als die Lehre Calvins war, aber dennoch die Stadt ins reformierte Lager führte und damit von ihrem Umland isolierte. Vierzehn Jahre später erhielt die Stadt eine neue Kirchenordnung nach der deutsch-reformierten Form (Consensus Bremensis), und um 1600 wurde der Heidelberger Katechismus eingeführt. Der Dom sowie zahlreiche Liegenschaften und Einwohner im Dombezirk unterstanden jedoch nicht der Stadt, sondern der Hoheit des Erzstifts und blieben damit lutherisch.

Turmkatastrophen

Der Südturm des Doms trug auf seinen vier Giebeln zwar keinen spitzen Helm, sondern nur ein Kreuzdach, aber darunter hingen acht Glocken. Schon seit längerem rissig, kollabierte er am 27. Januar 1638 und begrub dabei zwei an ihn angebaute kleine Häuser unter sich. Bei diesem Unglück starben acht Menschen.

Der Ratsschreiber Metje, der im Augenblick des Einsturzes aus dem Rathaus auf den Marktplatz trat, beschrieb das Ereignis später mit den Worten:

„Und wie ich aus der Tür komme, da höre ich doch ein Poltern und Brechen, als ob einer tausend Holzstangen auf einmal durchbricht. Da gucke ich gleich zum Turm hoch, und ich denke, mir bleibt das Herz stehen! Ein langer Riss von oben bis unten, und wie ich da noch hinsehe, wird der immer breiter und breiter, und das Dach verschwindet im Turm – ja, und dann brechen auch schon die Mauern herunter! Ein Krach war das, ich dachte, der ganze Dom bricht zusammen!“

Die Stadtansicht von Merian zeigt den Turmstumpf provisorisch verkleidet und mit einem Pultdach etwa in Höhe des Mittelschiffsdaches gedeckt. Noch im selben Jahr wurde der Dom auf Anordnung des lutherischen Erzbischofs Friedrich III. Prinz von Dänemark wieder geöffnet. Er diente seither als Predigtkirche der lutherischen Gemeinde innerhalb der Bremer Stadtmauern und erhielt noch im gleichen Jahr am 11. November eine Diakonie. Im Zusammenhang mit der Wiedereröffnung wurde noch unter der Verwaltung des Domstifts durch den Sekretär Andreas von Mandelsloh, der von 1621 bis 1654 amtierte ein Gestühl für die Gläubigen beschafft.

Wie schon vor der Reformation, wurde die Unterhaltung des Bauwerks weiterhin aus den Einnahmen finanziert, die mit dem noch von der mittelalterlichen Domfabrik stammende Vermögen erwirtschaftet wurden. Während Schäden an den Dächern sorgfältig repariert wurden, reichten die Mittel nicht aus, um der Verwitterung der Außenseiten des Mauerwerks entgegenzutreten.

1648 wurde das Erzstift Bremen säkularisiert und ging als Herzogtum Bremen an Schweden. Acht Jahre danach erlitt der Dom weitere schwere Schäden: Am 4. Februar 1656 brannte der Nordturm nach einem Blitzeinschlag aus. Auch das Dach des Mittelschiffes wurde von dem Brand zerstört. Der Stumpf des Südturms stand nun nach oben offen. Der Nordturm erhielt bei seiner raschen Reparatur zuerst eine flache Abdeckung, dann binnen fünf Jahren ein gering geneigtes Pyramidendach.

Größte Predigtkirche Bremens

Die Domgemeinde, die die Unterhaltung des Bauwerks zu tragen hatte, bestand aus den in den Mauern Bremens wohnenden Lutheranern. Sie war offiziell keine Pfarrgemeinde, wuchs aber durch demografische Verschiebungen aus einer kleinen Minderheit bis Ende des 18. Jahrhunderts zur größten Kirchengemeinde in Bremen an und gehörte zur 1651 errichteten Generaldiözese Bremen-Verden. Um der zunehmenden Zahl von Gottesdienstbesuchern Platz zu bieten, wurden mehrere Emporen eingebaut. Zwischen 1694 und 1696 bekam die Kirche einen barocken Hauptaltar mit Baldachin nach dem Vorbild des Papstaltars der römischen Peterskirche und Versen aus Paulus’ 1. Korintherbrief, mit denen die lutherische Position des schwedischen Herzogtums Bremen-Verden betont wurde. Im selben Zeitraum, zwischen 1693 und 1698, erhielt der Dom eines der wertvollsten Ausstattungsstücke seiner Geschichte, die Arp-Schnitger-Orgel.

1715 übertrug Schweden die Rechte am Bremer Dom an das kur-hannoversche Konsistorium in Stade. Unter dessen Verwaltung erhielt der Nordturm 1767 eine Welsche Haube aus Kupferblech. Sie ersetzte das seit dem 111 Jahre zurückliegenden Brand den Turm deckende schlichte Pyramidendach, wurde von der Bremer Bevölkerung allerdings mehrheitlich als unpassend für den Turm angesehen.

Wohl etwa in derselben Zeit wurde das mittelalterliche Rosenfenster durch ein schlichteres ersetzt, nachdem eindringender Regen die Orgel gefährdet hatte.

Dom wird stadtbremisch

Gemäß dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 fiel das Domgebiet der Stadt Bremen zu und wurde eingegliedert. Dem Dom fehlte immer noch der Pfarreistatus, aber 1810 wurde die Domgemeinde in einem Vertrag zwischen lutherischen Repräsentanten und dem Rat offiziell als lutherische Pfarrgemeinde der Stadt Bremen gegründet und Johann David Nicolai als Pastor primarius approbiert. Sie erhielt auch einen großen Teil des Domvermögens wieder, aus dessen Einnahmen die Unterhaltung der Domkirche finanziert wurde. Städtische Zuschüsse für die alsbald beginnenden Baumaßnahmen gab es zunächst nicht. Nach dem wirtschaftlichen Engpass der napoleonischen Zeit hatte zunächst der Umbau des ebenfalls baufälligen erzbischöflichen Palatiums zum (für die Zeit) modernen Verwaltungsgebäude, dem Stadthaus, Priorität. Dann beanspruchten Infrastrukturmaßnahmen für Bremens Position als Hochseehafen alle Mittel der Freien Hansestadt. So gab die Stadt kein Geld für den Dom aus.

Schon 1817 wurden auf einen Ratsbeschluss hin mehrere an die Nordwand gebaute kleine Häuser entfernt und aus Mitteln des Doms die nun wieder freiliegende Wand ausgebessert. Nach 1817 wurde das Brautportal erneuert, in Anlehnung an die Westportale mit rundbogigem „romanischem“ Gewände, aber einem Oberlicht mit „spätgotischem“ Maßwerk. Die Langhausfenster der oberen Zone erhielten neue Gewände und ihr Y-Maßwerk wurde durch Flamboyantstilformen ersetzt. Inneren fanden ab 1822 umfangreiche Renovierungs- und Verschönerungsarbeiten statt, finanziert durch Spenden. Unter anderem erhielt der Dom 1839/40 einen neugotischen Hauptaltar und 1853 zum ersten Mal seit der Reformation eine farbige Verglasung. Zuvor war das Maßwerk der dem Kreuzgang zugewandten Kapellen ersetzt worden. Auch das Gewölbe des Nordschiffs und das Schleppdach darüber wurden gründlich saniert. Das äußere Erscheinungsbild bestimmten noch neun Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts der Nordturm mit Welscher Haube und der zusammengebrochene Südturm.

Runderneuerung 1888–1901

Erst in den 1880er-Jahren entwickelte man Pläne für eine radikale Sanierung des Doms. Getragen wurde dieses Projekt – wenigstens offiziell – allein von der Domgemeinde, vertreten durch ihren Convent (als großes Kollegialorgan) und ihre Bauherren. Treibende Kraft war der Bauherr und erfolgreiche Unternehmer Franz Ernst Schütte. Für die Konzeption wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Deren Gewinner Max Salzmann wurde von der Kirchengemeinde als Dombaumeister angestellt. Er nahm in seinen Entwurf auch einzelne Ideen anderer Konkurrenten auf und leitete die Abbruch- und Baumaßnahmen bis zu seinem Tode 1897. Sein Nachfolger wurde Ernst Ehrhardt, der den Umbau 1901 abschloss und 1911 nachbesserte.

Man orientierte sich grundsätzlich am mittelalterlichen Zustand, aber da die mittelalterlichen Baumaßnahmen mit einem Provisorium beendet worden waren, gehörten historistische Verschönerungen zum Projekt.

Die markanteste Baumaßnahme betraf die Westtürme, die zum ersten Mal seit mindestens 500 Jahren symmetrisch gestaltet wurden. Der Stumpf des Südturms wurde völlig abgetragen, vom Nordturm trug man mehr ab, als zunächst beabsichtigt. Entgegen der 2007 von Prof. Hoffmann veröffentlichten Darstellung, „Die Abbrüche umfassten am Ende außer dem Südturm und dem Nordturm, der bis auf die Höhe des dritten Obergeschosses abgetragen wurde, auch den Mittelgiebel …,“ referierte Max Salzmann persönlich 1896 auf der XII. Wanderversammlung des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine: „Nach dem Bauprogramm sollte der Südthurm von Grund auf, der Nordthurm nur in den Obergeschossen neu hergestellt werden. Der bauliche Zustand zeigte sich aber bei genauer Untersuchung als zu mangelhaft und so, dass man den Nordthurm bis auf das Untergeschoss abbrechen, … musste.“

Der Südturm war schon vor Beginn der Arbeiten am Nordturm einschließlich der Fundamente abgetragen worden und wurde großenteils errichtet, während der Nordturm noch untersucht wurde. Sein Grundstein wurde 1889 gelegt, und nur vier Jahre später waren beide Türme vollendet. Beim Aufmauern bemühte Salzmann sich, neue Verblendsteine aus denselben Orten (Porta Westfalica und Obernkirchen) zu verwenden wie im Mittelalter. Daher lässt sich mit chemisch-physikalischen Untersuchungen nicht ermitteln, ob und wie viel mittelalterliches Material bei der Quaderverblendung wiederverwendet wurde. Die Gestaltung der unteren vier Geschosse beider Türme gleicht nun weitgehend der 1888 am Nordturm vorgefundenen, die Obergeschosse sind mit flachen Blenden gegliedert, am ersten und zweiten rundbogig, am dritten spitzbogig. Die vierten Obergeschosse sind neu gestaltet, aber in der eher flächigen Art von Blendengliederung, die am Nordturm vorgefunden und für den Südturm bildlich überliefert ist (vgl. Wandgemälde in der Oberen Rathaushalle). Die obersten Vollgeschosse und die Giebeldreiecke erhielten jedoch Formen des Rheinischen Übergangsstils mit größeren und plastischer umrahmten Fenstern, passen damit allerdings erstaunlich gut zu Bögen und Säulen der zweigeschossigen Skulpturengalerie im Giebeldreieck. Abgesehen von den obersten Turmgeschossen lassen sich diese Maßnahmen als Behebung von Verlusten und Vollendung mittelalterlicher Konzepte rechtfertigen.

Die Galerie über dem Eingangsgeschoss, im 16. Jahrhundert aus Holz vor Blendarkaden, wurde nun als steinerne Arkade ausgeführt. Die Rosette, die früher an oder gar unter der Oberkante des Dachs der Galerie begonnen hatte, wurde höher gesetzt, so dass das Rosettengeschoss und die darüber liegenden Geschosse der Mittelschiffsfassade jetzt zu den Turmgeschossen etwas höher liegen als vor der Rekonstruktion. Das Rosettenfenster ist jetzt prächtiger gestaltet als im 19. Jahrhundert, ohne den Darstellungen aus dem 16. und 17. Jahrhundert genau zu folgen; der Außenteil ist samt den Kleeblattbögen unter der Felge an der Westrose der Kathedrale Notre-Dame in Paris orientiert. Der Innenteil, in Paris und auf dem Gemälde im Bremer Rathaus wiederum ein Speichenrad, ist in der heutigen Bremer Westrose nur eine gelappte Rundscheibe.

Während die Westfassade aus Bauteilen besteht, die dem Original nahekommen, ist der Vierungsturm als willkürliche neuromanische Zutat zu werten. Er zeigt Anklänge an die beiden original mittelalterlichen Mitteltürme des Wormser Doms. Er erforderte erheblichen Aufwand, da man für ihn die Vierungspfeiler unschön ersetzen musste – unter Erhaltung des von ihnen getragenen mittelalterlichen Gewölbes. Das neugotische Brautportal ersetzte kein mittelalterliches, sondern ein neoromanisches, s. o.

Das westlichste Joch über der Westempore, ein spitzbogiges stark gebustes Kreuzgratgewölbe, wurde von Salzmann zur Hälfte abgetragen und neu gemauert. Das zweite Joch, ein vierteiliges domikales Bandrippengewölbe ist original erhalten. In seiner nördlichen Schildwand fand Ehrhardt Reste eines Rundbogens, dessen Mittelpunkt unterhalb der Kapitelle der Gewölbepfeiler lag.

Im Innern des Kirchenraums wurden die Gemeindeemporen entfernt und die seitlichen Chorschranken, an die sich die hinteren Reihen des 1822 entfernten Chorgestühls gelehnt hatten. Alle Innenwände waren seit annähernd zwei Jahrhunderten immer wieder weiß gekalkt worden. Bei der Sanierung wurden an zahlreichen Stellen Reste farbiger mittelalterlicher Bemalung gefunden. Die neue Wandbemalung Schapers war von byzantinischen Vorbildern beeinflusst. Sie wurde im Wesentlichen bis heute beibehalten. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Glasfenster mit Darstellungen wichtiger Szenen der Reformation hatte der Frankfurter Künstler Alexander Linnemann geschaffen.

20. Jahrhundert

Schon bald nach Abschluss der großen Renovierung zeigte sich, dass der Vierungsturm die Statik gefährdete. Zu beiden Seiten des Chors wurden zwischen den Fenstern zusätzliche Strebebögen gebaut. Auch die Ostwand wurde stabilisiert und erhielt dabei erst ihre heutige Verblendung. Anfang 1915 zerstörte ein Großfeuer die Glocke und andere Teile und Nachfolgebauten des Domklosters. Der Kreuzgang überstand das Feuer, wurde aber beim Bau des heutigen Glocke-Gebäudes 1925 abgerissen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Dom 1943 bei einem Luftangriff auf Bremen von Brandbomben getroffen. Die Schäden hielten sich zunächst in Grenzen; lediglich die Scheiben des Südschiffes gingen zu Bruch. Im darauffolgenden Kriegsjahr erlitt die Kirche weitere Bombentreffer. Im März des Jahres 1945 explodierte an der Nordseite des Doms eine Sprengbombe. Infolgedessen stürzten im Nordschiff Teile des Gewölbes ein. Das gesamte Gebäude galt als einsturzgefährdet. Einige Trümmersteine dieses Angriffs liegen noch immer als Mahnmal im Dom. Bereits unmittelbar nach Beendigung des Krieges begann 1946 die Restaurierung des Dachstuhls des Nordschiffes; bis 1950 war das zerstörte Gewölbe wiederhergestellt. Dabei hatte man eine besonders leichte Backsteinsorte verwendet.

Von 1973 bis 1984 fanden unter der Leitung des Landesarchäologen umfangreiche archäologische Grabungen im und am Dom statt (1973 im Mittel- und im Südschiff, 1979 im Nordschiff, 1983 in der Ostkrypta und 1984 im Bleikeller). Zusätzlich zu den vielbeachteten Bischofsgräbern und karolingischen Kirchengrundrissen gab es auch eine nicht unbedeutende Erkenntnis zur weiteren Baugeschichte: Von der Nordwand des von Bezelin initiierten frühromanischen Baus, die knapp nördlich des Anschlussbogens des Nordseitenschiffs am Querhaus beginnend, parallel zu den Arkaden des Mittelschiffs verlaufen sein muss, wurden trotz mehrerer Suchgräben keine Fundamentreste gefunden, außer einem großen Fragment kurz vor der Westwand dieses Seitenschiffs, westlich über das untersuchte Areal hinausreichend. Beim spätgotischen Umbau ist also diese Nordwand bzw. die (analog zur Südseite des Doms vermutet) an ihre Stelle getretene Arkade (Anschluss hochgotischer Seitenkapellen) nicht nur oberirdische abgetragen, sondern tiefgründig ausgeräumt worden. Anders als bei der Untersuchung der karolingischen Grundrisse hat Karl Heinz Brandt hier jedoch keinen Fundmentgraben dokumentiert. Allerdings fand die Untersuchung des Nordschiffs unter Zeitdruck statt, weil vorher eine ausgedehnte Notgrabung in einem Erschließungsgebiet durchzuführen gewesen war.

Geborgene Bekleidungsteile wurden zur fachgerechten Behandlung und Untersuchung an die schwedische Denkmalbehörde in Stockholm gesandt und später, ebenso wie Kunstgegenstände, zwischen Dommuseum und Focke-Museum aufgeteilt. Anthropologische Untersuchungen der Bestatteten fanden in Göttingen und Mainz statt. Zusätzlich zu den Grabungen fanden Instandhaltungsarbeiten statt, die sowohl Schäden an Fundamenten und Mauern beheben als auch die innere Ausstattung gegenüber den Veränderungen des 19. Jahrhunderts an den Zustand im Mittelalter annähern sollten.

Architektur

Der Bremer Dom ist insgesamt etwa 93 m lang. Die Höhe der Westtürme liegt knapp darunter.

Kirchenschiff

Der Dom hat zwar Hauptschiff, Seitenschiffe und Querschiff einer Kreuzbasilika, jedoch ragt das Querschiff seitlich nicht mehr über das Langhaus hinaus. Bevor den Seitenschiffen in der Hochgotik Kapellenzeilen angefügt wurden, dürfte der Grundriss kreuzförmig gewesen sein. Seit dem provisorisch abgeschlossenen spätgotischen Umbau war das Querschiff ebenso wie das spätgotisch erhöhte nördliche Seitenschiff ungewöhnlicherweise nur mit Pultdächern gedeckt. Die Traufensimse des Querhauses bestanden auch in der Zeit der Pultdächer und verdeutlichen, dass das Querhaus vorher mit großer Wahrscheinlichkeit quer zum Mittelschiff ausgerichtete Dächer hatte. Erst seit dem Umbau um 1900 hat der Bremer Dom einen Vierungsturm. Dass das Hauptschiff an beiden Enden je einen Chor hat, ist in der deutschen Ausprägung der Romanik nicht selten. Dass es unter beiden Chören je eine Hallenkrypta gibt, ist eine Besonderheit. Die Ostkrypta erstreckt sich unter dem Chor und der Vierung. Der erhöhte Bereich darüber gehört funktionell zum Chor, bei Kathedralen mit aus romanischer Zeit übernommenem Grundriss nicht ungewöhnlich (z. B. Brandenburg, Paderborn, Straßburg). Seitliche Mauern von der Höhe der romanischen Pfeilerarkaden trennten ihn bis weit ins 19. Jahrhundert von den Querschiffsarmen. Hier unter der Vierung stand beiderseits in zwei Reihen das Chorgestühl, wobei sich die hintere Reihe jeweils an die Mauer lehnte.

Obwohl alle Teile des Kirchenraums spitzbogig eingewölbt wurden und die Höhe des nördlichen Seitenschiffs Anfang des 16. Jahrhunderts der von Mittel- und Querschiff angeglichen wurde, ist das Mittelschiff noch beidseits von den niedrigen rundbogigen Arkaden der Pfeilerbasilika des 11. Jahrhunderts begrenzt. Deren Schmuck mit Rundbogenfriesen und Lisenen, passt zwar optisch zu den alten Arkaden, wurde aber tatsächlich erst mit der frühgotischen Einwölbung angelegt; die Breiten der Lisenen berücksichtigen die Anzahl der Gewölbevorlagen. Auf der Nordseite des Mittelschiffs wurde der Obergaden im 16. Jahrhundert durch gotische Arkaden ersetzt. Die Südseite blieb basilikal. Sie erhielt gotische Gewölbe und Spitzbogenfenster sowie außen Strebebögen vor jedem zweiten Gewölbepfeiler. Durch die sechsteiligen Doppeljoche der Mittelschiffsgewölbe tragen die so gestützten Gewölbeecken drei Viertel der Last und des Seitenschubs, die anderen nur ein Viertel. Die Pfeiler der Strebebögen gehen heute mitten aus dem Schleppdach unterhalb des Obergadens hervor; ihre unteren Teile sind in den Trennwänden der angebauten hochgotischen Kapellenreihe verschwunden. Zwischen Arkade und Obergaden gibt es kein Triforiumsgeschoss; dieses Geschoss wird gerne als essenziell für gotische Basiliken angesehen, jedoch weisen das Freiburger Münster und ein paar andere auch keines auf.

Untersuchungen der Außenseite der Hochschiffswand haben ergeben, dass das Nordseitenschiff seit dem 13. Jahrhundert zunächst auch zum Hauptschiff hin eine Traufe hatte. Dadurch konnten die Obergadenfenster bis nah an die Arkadenbögen herunter reichen. Mit dem Anbau der Kapellenzeile wurde ein deutlich höher reichendes Pultdach angelegt, ähnlich dem heutigen. Dafür mussten die oberen Fenster unten gekürzt werden. Heutzutage ermöglichen Dachflächenfenster vor den Obergaden (siehe Außenfoto mit Seitenschiffsdach), dass deren Fenster in ihrer ursprünglichen Ausdehnung Tageslicht erhalten. Nur die Fenster von Schiff und Querhaus neben dem südwestlichen Vierungspfeiler sind jetzt noch unten verkürzt.

Das Nordseitenschiff hat seit dem frühen 16. Jahrhundert etwa die gleiche Höhe und Breite wie das Mittelschiff, jedoch ein spätgotisches Netzgewölbe. Die Kapitelle der Gewölbedienste sind frühgotisch und wurden aus kleineren Vorgängerschiff übernommen. Zu beiden Seiten hat dieses Nordschiff zwischen unterer und oberer Fenster- bzw. Arkadenzone Bogenfriese nach dem Vorbild des Mittelschiffs.

Spuren eines roma­ni­schen Fensters neben dem linken früh­goti­schen Fenster des Südquerhauses Querhausfenster und Lang­haus-Obergaden früh­gotisch; Kapel­len­reihe vor dem Seiten­schiff hoch­gotisch, ihr Maß­werk um 1860 ersetzt; Vie­rungs­turm Hin­zu­fügung von 1888 ff., Dachflächenfenster 20. Jh.

Das äußere Erscheinungsbild des Kirchenbaus ist relativ schlicht gehalten. Die mittelalterlichen Fassaden sind außer von der Romanik, vom romanisch-gotischen Übergangsstil und verschiedenen Formen der Gotik geprägt. Bis in die Zeit der Frühgotik wurde das Mauerwerk massiv aus Bruchstein errichtet, allerdings im Bereich der Turmfassade mit grobem Innengemäuer und sorgfältig behauener Außenhaut. Die dem Südschiff vorgesetzte hochgotische Kapellenzeile besteht als einzige Außenwand nur aus Backstein. Das Ziegelmauerwerk der gotischen Nordfassade ist mit Sandstein verblendet, ähnlich wie der nur wenig später errichtete Schütting. Im Originalzustand trug die Dachtraufe keine Maßwerkbalustrade, aber an einer Stelle eine mit einem Fries verzierte geschlossene. Das heute in Formen der Spätgotik gehaltene neugotische Brautportal war ab 1818 schon einmal neu gestaltet worden, nach dem Vorbild des nördlichen Westportals mit „romanischem“ Gewände aber spätgotischem Maßwerkoberlicht. Aus derselben Zeit stammt das Flamboyant-Maßwerk der oberen Seitenschiffsfenster. Das Y-Maßwerk der unteren Fenster wurde im frühen 16. Jahrhundert geschaffen, aber im Material seither großenteils ersetzt. „Brautportale“ an der Nordseite gibt es bei etlichen Kirchen. Das rechtwinklig statt radial gegliederte Rundfenster an der Nordwand des Querschiffs ersetzte nach dem Zweiten Weltkrieg eine historistische Fenstergruppe.

Haupttürme

Die beiden Haupttürme des Bremer Domes sind quadratisch angelegt, sie haben eine Basisseitenlänge von 11 m. Die Höhenangaben differieren: Die gesamte Höhe beträgt für den Südturm 93,27 m (Nordturm 93,26) laut GeoInformation Bremen bzw. 92,31 m laut Born. Ohne die 2,38 m hohen Wetterfahnen sind es 90,89 m. Bezogen auf Normalnull (NN) beläuft sich die Südturmhöhe mit Wetterfahne auf 103,79 m. Wie schon in der Baugeschichte dargestellt, wurde 1888–1893 der Südturm völlig, der Nordturm teilweise neu errichtet, jedoch abgesehen von den Glockengeschossen in Formen, die schon vor 1600 in wenigstens einem von beiden verwirklicht waren.

Die Domtürme mit ihren mittlerweile von Patina überzogenen Kupferhelmen sind die höchsten Kirchtürme in der Stadt Bremen und die einzigen mit einer Aussichtsplattform. Diese befindet sich im Südturm genau über der Grundlinie der Giebeldreiecke, also in etwa 57 Metern Höhe. Zu erreichen ist sie über 265 Steinstufen. Der Nordturm ist normalerweise für die Öffentlichkeit gesperrt und wird nur zu besonderen Anlässen (beispielsweise am Tag des offenen Denkmals) geöffnet.

Der Nordturm trägt eine Turmuhr mit zwei Zifferblättern, je einem im westlichen und nördlichen Giebelfeld, sowie einem Schlagwerk. Die Uhr wird seit 1961 elektromechanisch betrieben. Das entsprechende Uhrwerk fertigte die Turmuhrenmanufaktur Eduard Korfhage & Söhne mit Hauptsitz in Buer. Dank eines Gewichtes ist die Bremer Domturmuhr in der Lage, sich nach einem Stromausfall automatisch auf die richtige Zeit einzustellen. Zu Beginn eines Stromausfalls setzt auch das Uhrwerk aus, und ein Gewicht läuft ab. Die Länge der Strecke, die dieses zurücklegt, entspricht der Dauer des Stromausfalls. Nach dessen Ende wird das Gewicht wieder eingezogen und die Uhr entsprechend gestellt. Das Domuhrwerk muss einmal im Monat gewartet werden.

Westfassade

Die um 1900 erneuerte Westfassade war ursprünglich ab dem 13. Jahrhundert, wohl nach 1224, etwa 10 m westlich des frühromanischen Westabschlusses erbaut worden. Die Rosette zwischen den Westtürmen ist bei der Erneuerung, als das derbe Radfenster des späten 18. Jahrhunderts ersetzt wurde, wieder der ursprünglichen Feingliedrigkeit, die noch Abbildungen des 16. Jahrhunderts zeigen, angenähert worden. Die um sie herum gruppierten vier Evangelistensymbole gab es zuvor nicht. Die Zwerggalerie über den Westportalen ist erst seit 1888/93 eine steinerne Arkade nach italienischen Vorbildern. Im 16. Jahrhundert gab es dort eine hölzerne Galerie, auf deren Rückseite Blendarkaden. Die glitzernden Mosaike der Erdgeschossbögen wurden mit der bunten Ausmalung dieser Bögen in der Domdarstellung in der oberen Rathaushalle begründet, sind aber für Außenwände der Romanik in Deutschland ungewöhnlich. Die Gewände der beiden Westportale entsprechen demjenigen des nördlichen Westportals vor der Renovierung.

Skulpturenschmuck der Westfassade

Bis 1888 gehörten zum Bildschmuck der Doppelturmfassade eine Marienkrönung und fünf Jungfrauenstatuen (um 1230) im Giebel. Bis 1888 erhaltene leere Konsolen in den Seitenfeldern des Giebeldreiecks lassen auf zwei weitere Skulpturen schließen, die aber schon verloren waren, als De Bruyn den Giebel 1532 malte. In der nördlichen Blendarkade der Erdgeschosszone stand, ebenfalls aus Stein, die Skulptur eines kreuztragenden Christus (um 1490) und in der südlichen ein gekreuzigter Christus der Zeit um 1400. Abbildungen des 16. und 17. Jahrhunderts zeigen eine Skulptur im Giebelfeld des dann eingestürzten Südturms, beim Gekreuzigten noch zwei Nebenfiguren, sowie über der Grundlinie der Portalbögen und Blendarkaden 1532 vier (von möglicherweise ursprünglich fünf), dann drei Skulpturen zwischen und neben den Bögen. Die neun erhaltenen Figuren waren stark verwittert. Sie wurden bei der Restaurierung in das Innere versetzt und am Außenbau zwischen 1890 und 1894 durch frei ergänzte Nachahmungen ersetzt. Von der dreiteiligen Anbetung der Könige im Giebelfeld (ebenso wie die Marienkrönung von Friedrich Küsthardt) stehen die seitlichen Skulpturen an den Stellen der o. g. leeren Konsolen, die Mittelgruppe an der Stelle einer nachträglich eingerichteten Klappe im mittelalterlichen Giebel. Völlig freie Hinzufügungen an vorher ungeschmückten Stellen sind dagegen: die Evangelistensymbole in den Fensterrosenzwickeln und die Figuren zwischen den Bögen: David, Moses, Karl der Große (mit Gesichtszügen Kaiser Wilhelms I.), Petrus und Paulus, alle von Peter Fuchs. Die Skulpturen stehen auf kurzen Säulen, die von Greifen oder Löwen gestützt werden, diese symbolisieren die Überwindung von Habgier (personifiziert durch einen Würfelspieler), Fleischeslust (Bock), Unglauben (Zerstörung der heidnischen Irminsul, mit Bezug auf Kaiser Karl darüber), Falschheit oder Ursünde (Schlange) und Eitelkeit (Schmuck und Spiegel). Die Tympanonreliefs über den Eingängen stellen das Lamm Gottes und das Weltgericht dar. Die in Venedig ausgeführten Mosaiken in den mittleren Bogenfeldern der Blendarkaden entwarf 1899–1901 Hermann Schaper, sie greifen Themen auf, die zuvor an dieser Stelle skulptural dargestellt gewesen waren. Zu den versetzten mittelalterlichen Figuren und den Bronzeportalen siehe weiter unten den Abschnitt Ausstattung.

Bauorganisation

Bürgerliche Bauverwaltung im Spätmittelalter

Trotz aller Interessenkonflikte zwischen Erzbistum und Stadt darf nicht vergessen werden, dass ein hohes Maß an bürgerlicher Identifikation mit dem Dom als Bau und städtischem Ort bestand. Im späteren Mittelalter war die fabrica ecclesiae mehr als nur Bauhütte, ihr kam als Bau selbst, mit einem modernen Begriff ausgedrückt, geradezu die Qualität einer juristischen Person zu. Ihr Vorsteher („buwmester“) wurde im späten 14. und 15. Jahrhundert überwiegend aus den Reihen des Rates genommen. Dieser Laienpflegschaft entsprach die Sorge um die Sicherung des baueigenen Vermögens vor fremder Verwendung. Trotz ihrer Amtsbezeichnung waren diese „Baumeister“ keine Handwerker, sondern entsprachen den späteren Dombauherren; die ratsfähigen Familien bestanden aus reichen Immobilienbesitzern, und Bestimmungen verwehrten in Bremen Handwerkern den Sitz im Rat. Bedeutende Inhaber dieses Amtes waren Heinrich Doneldey, der um 1340 den Nordturm erhöhte, und um 1400 der zeitweilige Bürgermeister Johann Hemeling.

Bremer Dombaumeister

Dombaumeister waren und sind für den Bau und die Erhaltung von Domen verantwortlich; früher zumeist in Dombauhütten. Nachfolgend einige bekannte Bremer Dombaumeister:

  • Cordt Poppelken, Baumeister von 1502 bis 1522, errichtete das spätgotische Nordschiff und baute die Westkrypta um
  • Johann Wetzel, seit etwa 1830
  • Max Salzmann, seit etwa 1888
  • Ernst Ehrhardt, von 1897 bis 1901
  • Walter Görig, seit etwa 1930
  • Friedrich Schumacher, seit etwa 1960 bis um 1980

Text übernommen vom Wikipedia-Artikel "Bremer Dom" und überarbeitet am 7. Oktober 2025 unter der Lizenz CC-BY-SA 4.0 International.

Beteiligte

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  • Veröffentlicht am:
    17.11.2006
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    07.10.2025
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