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Allgemeine Informationen

Fertigstellung: 2030
Status: im Bau

Bauweise / Bautyp

Funktion / Nutzung: Eisenbahnstrecke

Lage / Ort

km Name

Technische Daten

Abmessungen

Gesamtlänge ca. 870 km

Auszug aus der Wikipedia

Die Rail Baltica ist eine im Bau befindliche neue Eisenbahnverbindung, die von Warschau über Kaunas und Riga nach Tallinn – mit Anschluss nach Helsinki durch Fähre oder den Helsinki-Tallinn-Tunnel – führen soll. Daran beteiligt sind die EU-Mitgliedsländer Polen, Litauen, Lettland, Estland und Finnland.

Die Strecke soll in der in Westeuropa üblichen Regelspur von 1435 mm und nicht wie dort bisher üblich in russischer Breitspur von 1520 mm ausgeführt werden. Die Gesamtlänge wird 870 km betragen, die von der EU angestrebte Geschwindigkeit beträgt 240 km/h, auf Ausbauabschnitten 160 km/h. Die geplante Fahrzeit zwischen Tallinn und Riga soll nach Fertigstellung knapp unter zwei Stunden liegen, zwischen Riga und Vilnius bei zwei Stunden. Die gesamten Baukosten werden auf 5,79 Milliarden Euro geschätzt, wovon die Europäische Union 4,634 Milliarden tragen soll. Frühere Studien gingen von 3,68 Milliarden Euro aus. Rail Baltica ist das prioritäre Projekt der Transeuropäischen Netze V 27.

Geschichte

Pläne für die Rail Baltica gibt es bereits seit 1994. Beschlossen wurde der Bau der Verbindung 2001 in Wismar, die Fertigstellung war damals für 2015 geplant. Nachdem 2004 Litauen, Lettland und Estland EU-Mitglieder geworden waren, wurde die Eisenbahnstrecke Rail Baltica von der Europäischen Union als „vorrangiges Projekt Nr. 27“ gelistet. Mehrere Faktoren verhinderten einen schnellen Fortschritt: Da der geplante Trassenverlauf keinen Umweg über die litauische Hauptstadt Vilnius enthielt, stand die litauische Regierung dem Projekt zunächst zögerlich gegenüber. Die Weltfinanzkrise 2007–2008 und damit verbundene Haushaltsprobleme erschwerten zudem die Finanzplanung. 2012 wurde ein Baubeginn für 2018 und die Fertigstellung für 2023 angestrebt.

Im Juni 2014 unterzeichneten die drei baltischen Staaten ein Abkommen zum Bau der Strecke. Im gleichen Jahr gründeten die drei baltischen Länder das Gemeinschaftsunternehmen RB Rail, das die Projektdurchführung koordiniert. Das Abkommen über die Beschaffungsrichtlinien konnte im November 2016 unterzeichnet werden.

Am 31. Januar 2017 unterzeichneten die Regierungschefs Estlands, Lettlands und Litauens eine Vereinbarung über die Umsetzung, die von den Parlamenten der drei Staaten ratifiziert werden musste. Darin wurden die Fristen, der Verlauf der Trasse und die technischen Standards festgelegt. Donald Tusk als Ratspräsident der EU sagte bei dieser Gelegenheit Unterstützung zu. Am 19. Juni 2017 ratifizierte der estnische Riigikogu, am 22. Juni die lettische Saeima und am 10. Oktober des gleichen Jahres der litauische Seimas die Vereinbarung. Im Jahr 2026 soll die Rail Baltica in Betrieb genommen werden.

Verlauf

Warschau zur polnisch-litauischen Grenze

Die Modernisierungsarbeiten für den 66 km langen Abschnitt von Warschau nach Sadowne wurden 2014 durchgeführt. Der weitere Streckenverlauf von 107 km Länge nach Białystok sollte bis zum Jahr 2020[veraltet] fertiggestellt werden, die verbleibenden 79 km von Białystok bis zur litauischen Grenze bis 2022[veraltet]. Die Gesamtkosten für den polnischen Streckenabschnitt betragen rund 1,8 Mrd. Euro und werden etwa zur Hälfte von der EU finanziert.

Polnisch-litauische Grenze zur litauisch-lettischen Grenze

Die Kosten für den Ausbau der Strecke wurden 2007 auf 270 Millionen Euro berechnet. Die Fertigstellung war damals für Ende 2013 geplant. Im Juli 2011 wurde der gemischtspurige Vierschienengleisausbau des 15 km langen Teilstückes zwischen Mockava und Šeštokai als erster Abschnitt der Rail Baltica fertiggestellt. Im Juli 2013 unterzeichnete die staatliche litauische Eisenbahngesellschaft einen Vertrag über den Umbau des Abschnitts von Šestokai nach Marijampolė auf Normalspur. Der Umbau des 28 km langen Abschnittes sollte 19 Monate dauern und 217 Millionen Euro kosten.

Der erste Abschnitt von der polnischen Grenze bis Kaunas wurde am 16. Oktober 2015 eingeweiht, teilweise als Vierschienengleis. Dieser Abschnitt ist allerdings nur für eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h ausgelegt. Seit Juni 2016 gibt es am Wochenende direkte Zugverbindungen von Polen nach Litauen (Białystok–Kaunas) auf Regelspur.

Nach der Entscheidung über die Trassenführung zwischen Kaunas und Vilnius durch die litauische Regierung soll die Planung im zweiten Quartal 2022 öffentlich ausgelegt werden. Für den Streckenabschnitt ist eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h vorgesehen. Nordöstlich von Kaunas und westlich von Jonava quert die Strecke die Neris. Hier entsteht mit der 1510 m langen Nerisbrücke die längste Eisenbahnbrücke im Baltikum.

Litauisch-lettische Grenze nach Jelgava und Riga – Valka

Ein von 2014 bis 2016 erarbeiteter erster Entwurf zur Streckenführung blieb folgenlos. 2020 wurden die Aufträge für die Entwurfsarbeiten für die lettischen Streckenabschnitte erneut vergeben. Die Entwürfe sollen bis Ende 2022 vorliegen.

Im Zuge des Baus der Rail Baltica wird der Hauptbahnhof Riga (Rīgas dzelzceļa stacija) von Grund auf umgebaut. Die Arbeiten begannen 2022. Ein zweiter Fernbahnhof soll am Flughafen Riga entstehen. Darüber hinaus sind in Lettland 16 Stationen für den Regionalverkehr vorgesehen.

Für den Güterverkehr soll im Bereich von Salaspils, im Umfeld von Riga, ein Güterbahnhof entstehen. Der Planungsauftrag dafür wurde am 16. Juni 2022 an eine Projektgruppe aus mehreren Firmen (Joint venture) vergeben. Die Planung soll 2024 vorliegen. Der Güterbahnhof wird eine Schnittstelle im Güterverkehr zwischen der Normalspur und der Breitspur.

Estland

Auf dem Abschnitt Valga–Tartu wurden die Gleise erneuert; der Bahnhof Valga wurde umgebaut und die Zahl seiner Gleise erhöht. Der Abschnitt wurde im Dezember 2010 fertiggestellt. Die Kosten betrugen rund 40 Millionen Euro. Die Arbeiten an einem weiteren Streckenabschnitt begannen im November 2019.

Der nordöstlich von Tallinn gelegene Hafen Muuga bei Maardu soll zu einem Ladungsumschlagplatz zwischen See-, Straßen- und Schienentransport mit Eisenbahnanschluss beider Spurweiten umgebaut werden.

Tunnel unter dem Finnischen Meerbusen zwischen Tallinn und Helsinki

Ein Tunnel unter dem Finnischen Meerbusen zwischen Tallinn und Helsinki würde zusätzlich 13 Milliarden Euro kosten.

Die maximale Weite des Finnischen Meerbusens beträgt 130 Kilometer. Die durchschnittliche Tiefe beträgt 38 und die maximale Tiefe 115 Meter. Die Länge des Tunnels würde von der Trasse abhängen. Bei der kürzesten Entfernung würde er eine Länge von etwa 50 km haben und wäre damit der längste Unterwassertunnel der Welt. Eine Fertigstellung wäre frühestens 2030 möglich.

Am 7. März 2019 wurde bekannt, dass die chinesische Beteiligungsgesellschaft Touchstone Capital Partners und die Tunnelbaugesellschaft FinEst Bay Area Development unter der Leitung von Peter Vesterbacka bereit sind, im Rahmen der Belt-and-Road-Infrastrukturinitiative (Neue Seidenstraße) rund 15 Milliarden Euro in das Bauprojekt zu investieren. Derzeit finden noch geologische Vorplanungen statt.

Militärische Bedeutung

Obwohl als ziviles Verkehrsprojekt konzipiert, steht seit der russischen Annexion der Krim 2014 auch die militärische Bedeutung von Rail Baltica vermehrt im Fokus. Im Falle einer militärischen Bedrohung der baltischen Staaten durch Russland stünde der NATO als einzige Landverbindung für Truppentransporte die rund 65 Kilometer (Luftlinie) breite sogenannte Suwalki-Lücke zur Verfügung. Die Strecke der Rail Baltica verläuft durch diesen Korridor zwischen Kaliningrad und Belarus. Vorteilhaft ist dabei vor allem die Angleichung der Spurweite und somit der Wegfall von Umlade- oder Umspurvorgängen.

So hob der NATO-General Jörg Vollmer im Juni 2020 hervor, dass die Reaktionsfähigkeit der NATO in der Region von dem Bahnprojekt profitiere. Der litauische Verteidigungsminister Raimundas Karoblis hatte zuvor geäußert, dass die Strecke so gebaut werden sollte, dass die Standards für militärische Eisenbahntransporte eingehalten werden. Andererseits stellte eine Website der East StratCom Task Force der EU im November 2020 klar, dass es sich bei Rail Baltica nach wie vor um ein ziviles Verkehrsprojekt handelt und reagierte damit auf eine Meldung des russischen Nachrichtenportals Sputnik, in der behauptet wurde, dass Rail Baltica in erster Linie im Interesse der NATO errichtet wird.

Teile von Rail Baltica werden von der EU explizit aus einem Topf zur Verbesserung militärischer Mobilität gefördert. Die Vorschläge für diesen Topf konnten bis Januar 2022 eingereicht werden. Im April 2022 wurden die Berücksichtigung militärischer Anforderungen auf dem lettischen Teilstück von Rail Baltica und der Bau eines auch militärisch nutzbaren Umschlagterminals in Kaunas als zwei Projekte ausgewählt, die jeweils zu 50 % aus besagtem Topf finanziert werden sollen.

Siehe auch: Strategische Bahn

Text übernommen vom Wikipedia-Artikel "Rail Baltica" und überarbeitet am 10. Mai 2023 unter der Lizenz CC-BY-SA 4.0 International.

Beteiligte

Derzeit sind keine Informationen zu beteiligten Firmen oder Personen verfügbar.

Relevante Webseiten

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    Datenseite
  • Structure-ID
    20085802
  • Veröffentlicht am:
    03.05.2023
  • Geändert am:
    03.05.2023
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